Auf ein Wort Häme ist kein edler Zug

Ein Gesundheitsminister, der seit Monaten täglich mit Corona, Pandemie und Hygieneregeln zu tun hat, erkrankt. Jens Spahn hat selbst das Virus bekommen. Das ist wirklich kein Grund zur Häme.

 
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Und doch ist das Internet voll von Spott, Beschimpfungen, Beleidigungen und weiteren Auswüchsen übler Gesinnung.

Ein Leser hat deshalb angerufen. "Haben Sie eigentlich gesehen, was die Leute unter dem Artikel Ihrer Zeitung bei Facebook so schreiben?", fragt er. Ja, das haben wir. Leider. Denn viele der angeblichen "Meinungsäußerungen" machen fassungslos, auch wenn sie der Schreiber vielleicht als "Schenkelklopfer" feiert.

Die Postings in Sachen Corona und Spahn transportieren so viel Schmutz, dass einem schwummrig wird. Wollten wir das "Unsägliche" zeitnah löschen, kommentieren oder filtern, würden die eine ganze Mannschaft von Online-Redakteuren auf Trab halten.

Diese Masse von Hass und Hetze macht fassungslos. Man fragt sich, was ist nur falsch in der Kinderstube derer gelaufen, die solche Unflätigkeiten absondern? Man muss Jens Spahn doch nicht mögen. Aber niemand, aber auch wirklich niemand, der sich über eine Krankheit oder einen Erkrankten lustig macht, darf sich für einen guten und intelligenten Menschen halten. Es gibt Dinge, die tut man nicht. Und dazu gehört, dass man sich nicht als Moralapostel fühlen kann, wenn man mit Schmutz um sich wirft.

Ja, ein Politiker muss ein bisschen mehr aushalten als "Otto Normalverbraucher" oder "Lieschen Müller". Das heißt aber nicht, dass ein Volksvertreter verbal zum Abschuss freigegeben ist. Wer nicht hören will, muss fühlen heißt es. Und wer zu Hause nicht die passenden Umgangsformen gelehrt bekommen hat, sondern meint, sich mit Häme über andere erhöhen zu können, der muss halt am Ende auch die Konsequenzen tragen.

Wer solche Postings absondert, der sieht in Social Media einen Empörungskanal, der für seine ganz eigene Radikalisierung und Abstumpfung den Applaus von Gleichgesinnten einkassiert. Wer sich als Spahns "Lockdown-Opfer" sieht, hat längst kein Recht, dadurch zum (verbalen) Täter zu werden.

Wie gut, dass auch die Justiz Hass und Hetze im Netz verfolgt. Das kann teuer werden. Und das sollte sich jeder dieser hasserfüllten Schreiber vor Augen halten. K. D.

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