Lichtenfels "Die SPD sollte immer eine Alternative bieten"

Martin Fleischmann
Dr. Arnt Schille will als Landrat nicht nur den Tourismus im Landkreis Lichtenfels voranbringen. Am Weidenlabyrinth auf den Lichtenfelser Mainwiesen legt er gern selbst Hand an. Foto: M. Fleischmann Quelle: Unbekannt

Dr. Arnt Schille tritt im September bei der Landratswahl in Lichtenfels gegen Christian Meißner an.

 
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Die SPD benötigt einen Kandidaten, deswegen treten Sie an, sagten Sie nach der Nominierung zum Herausforderer von Landrat Christian Meißner. Das klingt etwas halbherzig.

Zur Person

Dr Arnt Schille, 51, stammt aus Lichtenfels. Nach dem Abitur am Meranier Gymnasium und Bundeswehr studierte er in Turin und Berlin Tiermedizin. Die Approbation zum Tierarzt erfolgte 1992. Nach Assistenzen als Tiermediziner übernahm er 1998 zusammen mit seinem Bruder die Tierärztliche Klinik seines Vaters in Lichtenfels. Promotion im Jahr 2002. Seit 2008 Amtstierarzt am Landratsamt Bamberg, seit 2014 Mitglied des Lichtenfelser Stadtrates, seit 2016 Vorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion. Schille ist geschieden, hat zwei Kinder und lebt in Lichtenfels. Hobbys: Laufen, Lesen, Kunst.

So ist es nicht. Mir ging es darum, klar zu machen, dass die SPD bei jeder Wahl eine Alternative bieten sollte. Ich bin noch nicht so lange in der SPD, es hätte sein können, dass auch andere aus der Partei ihren Hut in den Ring werfen. Das war nicht der Fall. Die SPD hat einen Kandidaten, das war meine Botschaft.

Was hat Sie veranlasst, bei der Landratswahl anzutreten?

Ich habe gesehen, wie Andreas Hügerich, der neugewählte Bürgermeister der SPD, mit viel Schwung und prima Ideen Zuversicht nach Lichtenfels gebracht hat, und das in relativ kurzer Zeit. Vorher war viel Stillstand, da wurde vor allem verwaltet. Die Unzufriedenheit hat sich dann bei der Bürgermeisterwahl entladen. Ich sitze für die SPD im Stadtrat und sehe, wie viel man anstoßen kann, wenn man sich in der richtigen Position befindet. Diese Zuversicht in der Stadt möchte ich auch im Landkreis Lichtenfels entfalten.

Tut sich zu wenig im Landkreis Lichtenfels?

Wir sind der kleinste Landkreis in Bayern. Bei Zuwendungen müssen wir immer sehen, dass wir auch etwas abbekommen. Hier fehlt der unbedingte Wille, mit intelligenten Ideen den Landkreis aus der Masse herauszuheben und mehr Aufmerksamkeit zu bekommen.

Was stellen Sie sich vor?

Innovationen sind auch im Raum Lichtenfels möglich, das zeigt zum Beispiel Concept Laser mit dem 3-D-Druck. Von diesen hoch innovativen Betrieben gibt es einige im Landkreis. Aber wo können kreative Köpfe ihr Potenzial entfalten, die nicht in einer solchen Firma arbeiten? Ich möchte ein Gründerzentrum einrichten für Menschen mit Ideen. Schüler, Auszubildende, Studierende, Facharbeiter, Künstler und viele mehr sollen zusammen kommen, sich austauschen und ihre Gedanken aus unterschiedlichsten Blickwinkeln diskutieren. Das braucht Raum und finanzielle Unterstützung. Mir schwebt ein Schmelztiegel für Innovation vor. Diese Denkfabrik könnte im alten Helmut-G.-Walther-Klinikum entstehen.

Was planen Sie noch ?

Wichtig ist mir das Thema Bildung. Hier möchte ich zum Beispiel Patenschaften im Landkreis initiieren für junge Menschen, bei denen es in der Ausbildung hapert. Ich möchte eine Art Bündnis für Familie schmieden mit Unternehmen, den Tourismus stärken, Senioren das Leben erleichtern und vieles mehr. Aber ich möchte nicht zu viel vorgeben, meine Kandidatur steht unter dem Motto "wünschen-wollen-wagen". Ich möchte, dass die Menschen im Landkreis Lichtenfels ihre Wünsche artikulieren, sich einbringen, das schafft Identifikation mit unserer Heimat.

Wie stellen Sie sich die Realisierung der Wünsche vor?

Da geht es ums Wollen. Die Wünsche werden in Konzepte umgearbeitet. Dann muss natürlich die Umsetzbarkeit geprüft werden. Als Landrat sehe ich es als meine Aufgabe an, in die Rolle des Moderators zu schlüpfen und alle Möglichkeiten zur Unterstützung auszuloten.

Wagen - da schwingt viel Risiko mit.

Es geht darum, Neues auszuprobieren, sich zu trauen, auch einmal andere Wege einzuschlagen. Das kommt nach meinem Eindruck zu kurz. Es gibt viele gute Ideen, die diskutiert werden, aber nicht zur Umsetzung gelangen. Da möchte ich den Menschen Mut machen. Das ist wie in Unternehmen: Ideen können auch scheitern, das gehört dazu. Aber wenn sie klappen, starten sie durch.

Wurden schon erste Wünsche an Sie herangetragen?

Die Kampagne hat erst begonnen. Wir wollen in der nächsten Zeit in allen Gemeinden runde Tische einrichten, an denen die Menschen die Möglichkeit haben, ihre Wünsche zu äußern. Und ich wünsche mir, dass sie regen Gebrauch davon machen.

Wird es einen Wahlkampf gegen Landrat Meißner geben?

Warum? Die SPD und ich haben eine Menge starker Ideen. Dafür will ich werben.

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