In Moshi am Fuße des Bergs schlossen sich den drei Redwitzern und den einheimischen Führern drei weitere Deutsche an. Diese Sechsergruppe wurde von 18 Trägern und fünf Führern, darunter einem Koch, begleitet. Die enorme Anzahl von Trägern ist notwendig, da die komplette Ausrüstung plus Verpflegung über die gesamte Besteigung mitgeführt werden muss.
An einem Montagmorgen um 9 Uhr begann das große Abenteuer, auf das die Redwitzer so lange hingearbeitet hatten. Auf zirka 1800 Metern Höhe erfolgte die Registrierung jedes einzelnen Bergsteigers. Gleichzeitig wurde der Großteil des Gepäcks auf die Träger verteilt. Der erste Anstieg ging zum Machame-Camp (2990 Meter), wo ein Teil der Träger bereits das Gemeinschaftszelt und das Kochzelt aufgebaut hatte.
Tag zwei sah den Aufstieg zum Shira-Camp (3880 Meter) vor. Es mussten über 800 Höhenmeter überwunden werden, bevor das wohl fantastischste Camp am Kibo erreicht war. Am Morgen des nächsten Tages ging es über den Lava Tower zum Barranco Camp auf 3965 Metern. Die Männer folgten dem Prinzip "walk high - sleep low" und wanderten bis auf Höhen von 4600 Metern, übernachtete aber auf rund 4000 Metern. Es ging permanent rauf und runter. Perfekt, um sich zu akklimatisieren und den Körper entsprechend an die Höhe anzupassen. Von diesem Camp aus konnte man bei wolkenlosen Himmel die Lichter des 30 Kilometer entfernten und 3400 Meter tiefer liegenden Moshi sehen. Am Tag vier galt es, die Barranco-Felswand, auch Breakfast-Wall genannt, zu überwinden. Knapp 300 Höhenmeter mussten durchklettert werden, bevor sich ein Hochplateau zeigte.
Camp auf 4035 Metern
Das Karanga-Camp (4035 Meter) war das Ziel dieses Tages. Doch vorher führte der Weg über einen Felskamm auf rund 4300 Meter. Von oben gab es einen atemberaubenden Blick auf den gewaltigen Kibo-Krater.
Am fünften Tag eröffnete sich der Ausblick auf den Mount Meru und dem Mawenzi. Die letzte Übernachtung in großer Höhe erfolgte im Barafu-Camp auf 4600 Metern. Die Nacht war wieder extrem kalt und somit war es nicht einfach, genügend Schlaf für die wichtigste Etappe zu sammeln.
Am sechsten Tag begann die letzte Etappe zum Gipfel bereits kurz vor Mitternacht. Mit Stirnlampen ausgerüstet, ging es auf gefrorenem Untergrund und bei minus 15 Grad und Windgeschwindigkeiten von fast 120 Stundenkilometern hinauf zum Stella Point (5745 Meter). "Die Höhe raubt einem den Atem", sagen die Bergsteiger. Die letzten 150 Höhenmeter verlangten ihnen nochmals alles ab. Endlich, um 6.30 Uhr, erreichten sie den Kibo. Belohnt wurden sie mit einem traumhaften Blick und dem wunderbaren Gefühl, den höchsten Punkt Afrikas erreicht zu haben. Schon knapp eine halbe Stunde später drängte der Führer und wies auf den langen Abstieg hin.