Lichtenfels Expedition auf das Dach Afrikas

Von Thomas Micheel

Drei Männer aus Redwitz erfüllen sich einen Traum. Mit einheimischen Führern und Trägern besteigen sie den Kilimanjaro . Egal, wie groß die Strapazen waren: "Das war es wert.

 
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Redwitz - Die drei Redwitzer Tennisfreunde Markus Krause, Marco Engelmann und Uwe Engelmann be-stiegen das Dach Afrikas. Der Kili-manjaro (von 1902 bis 1964 Kaiser-Wilhelm-Spitze oder auch Wilhelmskuppe) ist der höchste Berg des Kontinents. Das Bergmassiv im Nordosten Tansanias wurde 1987 Weltkulturerbe.

Das gesamte Massiv besteht im Wesentlichen aus drei erloschenen Vulkanen, deren höchster der Kibo ("der Helle", weil schneebedeckt) ist. Der nach neuesten Messungen auf 5892 Metern liegende Gipfel des Kibo wird auch Uhuru Peak (Freiheitsgipfel) genannt.

Als Uwe Engelmann (50) zu Weihnachten ein Buch über die Besteigung des Kilimanjaro geschenkt bekam, nahm dieser Wunsch, der schon lang in ihm schlummerte, Formen an. Er erinnerte sich an den Extremlauf "Braveheart-Battle" 2013 und setzte sich mit seinem Cousin Marco Engelmann (41) sowie seinem Nachbarn Markus Krause (34) zusammen. Sobald die von ihren Familien grünes Licht hatten, standen die Mannschaft und nach einigen Telefonaten auch der Termin fest. Zwischenzeitlich verschlangen die künftigen Gipfelstürmer einiges an Literatur zur optimalen Vorbereitung. Sechs Wochen vorher mussten viele Impfungen durchgeführt werden. Es folgten ausgedehnte Wanderungen mit Zusatzgewichten im Rucksack, die den einen oder anderen Redwitzer zum Schmunzeln oder Kopfschütteln brachten. Doch das war unverzichtbar, da die Höhe von knapp 6000 Metern beste Kondition erfordert.

Auf der Whisky-Route

Von den sechs möglichen Routen für die Besteigung des Kibo wählten die Redwitzer die "Machame-Route" (auch Whisky-Route genannt). Sie ist eine der populärsten und neben der Ubwe-Route die anspruchsvollste, aber landschaftlich die schönste Route. Die Bergsteiger müssen auf ihr in Zelten schlafen, während zum Beispiel bei der Marange-Route (Coca-Cola-Route) Hütten zum Schlafen vorhanden und die sanitären Anlagen besser sind.

In Moshi am Fuße des Bergs schlossen sich den drei Redwitzern und den einheimischen Führern drei weitere Deutsche an. Diese Sechsergruppe wurde von 18 Trägern und fünf Führern, darunter einem Koch, begleitet. Die enorme Anzahl von Trägern ist notwendig, da die komplette Ausrüstung plus Verpflegung über die gesamte Besteigung mitgeführt werden muss.

An einem Montagmorgen um 9 Uhr begann das große Abenteuer, auf das die Redwitzer so lange hingearbeitet hatten. Auf zirka 1800 Metern Höhe erfolgte die Registrierung jedes einzelnen Bergsteigers. Gleichzeitig wurde der Großteil des Gepäcks auf die Träger verteilt. Der erste Anstieg ging zum Machame-Camp (2990 Meter), wo ein Teil der Träger bereits das Gemeinschaftszelt und das Kochzelt aufgebaut hatte.

Tag zwei sah den Aufstieg zum Shira-Camp (3880 Meter) vor. Es mussten über 800 Höhenmeter überwunden werden, bevor das wohl fantastischste Camp am Kibo erreicht war. Am Morgen des nächsten Tages ging es über den Lava Tower zum Barranco Camp auf 3965 Metern. Die Männer folgten dem Prinzip "walk high - sleep low" und wanderten bis auf Höhen von 4600 Metern, übernachtete aber auf rund 4000 Metern. Es ging permanent rauf und runter. Perfekt, um sich zu akklimatisieren und den Körper entsprechend an die Höhe anzupassen. Von diesem Camp aus konnte man bei wolkenlosen Himmel die Lichter des 30 Kilometer entfernten und 3400 Meter tiefer liegenden Moshi sehen. Am Tag vier galt es, die Barranco-Felswand, auch Breakfast-Wall genannt, zu überwinden. Knapp 300 Höhenmeter mussten durchklettert werden, bevor sich ein Hochplateau zeigte.

Camp auf 4035 Metern

Das Karanga-Camp (4035 Meter) war das Ziel dieses Tages. Doch vorher führte der Weg über einen Felskamm auf rund 4300 Meter. Von oben gab es einen atemberaubenden Blick auf den gewaltigen Kibo-Krater.

Am fünften Tag eröffnete sich der Ausblick auf den Mount Meru und dem Mawenzi. Die letzte Übernachtung in großer Höhe erfolgte im Barafu-Camp auf 4600 Metern. Die Nacht war wieder extrem kalt und somit war es nicht einfach, genügend Schlaf für die wichtigste Etappe zu sammeln.

Am sechsten Tag begann die letzte Etappe zum Gipfel bereits kurz vor Mitternacht. Mit Stirnlampen ausgerüstet, ging es auf gefrorenem Untergrund und bei minus 15 Grad und Windgeschwindigkeiten von fast 120 Stundenkilometern hinauf zum Stella Point (5745 Meter). "Die Höhe raubt einem den Atem", sagen die Bergsteiger. Die letzten 150 Höhenmeter verlangten ihnen nochmals alles ab. Endlich, um 6.30 Uhr, erreichten sie den Kibo. Belohnt wurden sie mit einem traumhaften Blick und dem wunderbaren Gefühl, den höchsten Punkt Afrikas erreicht zu haben. Schon knapp eine halbe Stunde später drängte der Führer und wies auf den langen Abstieg hin.

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