Lichtenfels Fast alle stimmen für die Auflösung

Von Stephan Stöckel

In Burgkunstadt gibt es keinen Frauenbund mehr. Nachwuchsmangel und geänderte Prioritäten führen dazu, dass die Mitgliederversammlung das offizielle Ende des Vereins beschließt.

 
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Burgkunstadt - Der Frauenbund Burgkunstadt ist Geschichte. Nach 91 Jahren löste sich der Verband, der an Mitgliederschwund und Überalterung leidet, am Montagnachmittag auf. Von Grabesstimmung jedoch keine Spur: Bei Kaffee und Kuchen wurden Neuigkeiten ausgetauscht, herzte und scherzte man miteinander - so wie immer. Kurzum: Im katholischen Pfarrheim herrschte ausgelassene Atmosphäre, die die stellvertretende Vorsitzende des Diözesanverbands Bamberg, Elisabeth Ullrich, zu der Aussage veranlasste: "Ich blicke in freundliche, lächelnde und zufriedene Gesichter."

Der Gast aus Bamberg hatte die undankbare Aufgabe, mit der Frage "Stimmen Sie für die Auflösung des Burgkunstadter Zweigvereins?" das Totenglöcklein einzuläuten. Nicht mit einem Federstrich, sondern mit 44 Armen, die sich in die Höhe reckten, wurde an einem hochsommerlichen Tag das Ende einer Ära besiegelt.

Am 31. Dezember dieses Jahres wird in Burgkunstadt endgültig der Frauenbund ad acta gelegt, oder wie es Ullrich auf Fränkisch formulierte: "Jetzt gibt's na nimmer, den schön' Frauenbundgarden aus Borkuschd."

In bilderreicher Sprache verglich sie die Vereinigung vom Obermain mit einem Gemüsegarten, in dem viele fleißige Gärtnerinnen einst reiche Ernte eingefahren hätten. Das waren für sie die Frauen, die über Jahrzehnte hinweg die Vereinigung zum Blühen gebracht hatten.

Was hatte zum Verwelken geführt, um im Bilde zu bleiben? "Es fehlt schlicht und ergreifend der Nachwuchs. Die jungen Leute haben heute ganz andere Interessen", erläuterte Vorsitzende Hanne Lore Albert.

Von einem bayernweiten Trend will Elisabeth Ullrich aber nicht sprechen, die die Zahl der Mitglieder im Frauenbund im Freistaat auf rund 180 000 beziffert. Als Gegenbeispiel führte sie die Gemeinde Heroldsbach bei Forchheim an: "Dort werden Sport und Mittagsbetreuung angeboten. Das zieht junge Frauen an."

Doch in Burgkunstadt seien die Uhren anders gelaufen. Es habe sich niemand gefunden, der eine solche Kehrtwende hätte herbeiführen können. Im Jubiläumsjahr der Pfarrei 1988 zählte der Verein noch 184 Mitglieder - heute sind es lediglich 59.

Von diesen wiederum votierten am Montag die in der Satzung vorgeschriebenen zwei Drittel dafür, den Verein endgültig zu Grabe zu tragen. Zudem gibt es ein Führungsproblem: Vorsitzende Hanne Lore Albert, die 2011 aus der Not heraus den Verein übernommen hatte, legte ihr Amt aus persönlichen Gründen nieder. Doch eine Nachfolgerin fand sich nicht.

So mancher Gedanke schweifte dabei zurück in längst vergangene Zeiten. "Als Kinder spielten wir unter der Leitung von Maria Bullinger, der Gründungsvorsitzenden, Theater. Da ging es immer recht lustig zu", erinnerte sich Christine Schramm (65).

Das Kapitel Theater ist schon längst geschlossen, andere hingegen sind bis heute aktuell. "Mit Vorträgen, beispielsweise zu religiösen und medizinischen Themen, tragen wir zur Erwachsenenbildung bei. Zudem führten und führen wir eine Faschingsveranstaltung, Halbtagesausflüge, eine Adventsbesinnung und den Weltgebetstag durch", zählte die 75-jährige Albert auf. Bei letzterer Veranstaltung habe man sich mit der evangelischen Kirchengemeinde abgewechselt. 2017 sind die Katholiken wieder an der Reihe. Wie es weitergehen wird mit dem Gebetstag? "Das muss die Pfarrgemeinde entscheiden", sagt Hanne Lore Albert.

Obgleich es noch einmal heiter zuging, glücklich über die Auflösung des Vereins war am Montag niemand: "Es geht ein wertvolles Stück Kultur und Erwachsenenbildung in Burgkunstadt verloren", meinte Vorsitzende Albert, während Gunda Düthorn (94) seufzte: "Ich werde die Gemeinschaft und die Geselligkeit vermissen."

Jetzt gibt's na nimmer, den schön Frauenbundgarden aus Borkuschd.

Elisabeth Ullrich vom

Diözesanverband Bamberg

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