Stetten - Unter dem Motto "Kultur im Stiftsland" veranstaltete der RV Concordia Stetten am Samstag bereits zum fünften Mal einen fränkischen Abend in der mit großflächigen Bildern des Stiftslands sowie entsprechend der Jahreszeit mit herbstlichem Blattwerk festlich geschmückten Concordia-Halle. Bekannte und recht unterschiedliche Persönlichkeiten aus unserer Region wie der Bezirksheimatpfleger Professor Günter Dippold, Gerhard Schmidt mit seinen "Schmunzl-gschichdla", der Mundartdichter Josef Motschmann und der bekannte Kabarettist und Krimiautor Helmut Vorndran sorgten dafür, dass sich die auf Initiative des Vorsitzenden Werner Leicht entstandene jährliche Veranstaltung schon nach kurzer Zeit einen festen Platz im Veranstaltungskalender des Stiftslands und der Stadt erobert hat.

Mit dem fränkischen Liedermacher Franz Wachter hatten die Verantwortlichen auch diesmal einen Volltreffer gelandet. Der vielseitige Musiker aus Redwitz begeistert nicht nur die Leute als Alleinunterhalter mit seinen selbst getexteten und komponierten Liedern in fränkischer Mundart, die er unter Gitarrenbegleitung zu Gehör bringt, sondern spielt auch noch in der Zwei-Mann-Gruppe "Two of us" zum Tanz auf. Außerdem sorgt er mit der Vier-Mann-Band "Nachtschicht" für zünftige Musik bei Hochzeiten, Kirchweih- und Faschingsveranstaltungen und gestaltet als Mitglied von zwei Kirchenbands musikalisch die Gottesdienste mit.

"Die Inspiration zu meinen Liedern erhalte ich direkt aus meinem Umfeld, bei Gesprächen und Erlebnissen mit Freunden und Bekannten. Die Texte entspringen aber auch teilweise einer spontanen Eingebung oder spiegeln meine eigenen Erfahrungen wider" erläuterte der 53-Jährige.

Gleich mit seinem ersten Auftritt "Der Jammerstammtisch" zeigte er sich als hervorragender Analytiker, indem er die Tendenz des allgemeinen Jammerns auf hohem Niveau vortrefflich charakterisierte. Jeder der Stammtischler zeigt sich nämlich unzufrieden. Der Apotheker klagt über die Versandapotheken, der Doktor über die Gesundheitspolitik, ein Bürger über die Krankenkassen, der Unternehmer über die hohen Löhne, Steuern und Sozialabgaben, ein Arbeitnehmer über die Akkordarbeit für wenig Geld und der Pfarrer über den immer geringer werdenden Betrag der Sonntagskollekte.

Mit dem eingängigen Refrain "Beim Jammerstammtisch bin ich heit, schimpf und wetter auf die ganze Welt, bedauer' mich so vill wie's geht, versink im Selbstmitleid, ich jammer was die Schwart'n hält, weil Jammern, des befreit" animierte er die Besucher zum Mitsingen und Mitklatschen, wie bei anderen Liedtexten auch. Mit dem Vortrag "Do ghört amol, do müsst amol" nahm er bewusst in etwas übersteigerter Form die übertriebene Gartenpflege vieler Hausbesitzer aufs Korn. So schilderte er, wie jemand aus seinem naturnahen Garten, der für die Tier- und Vogelwelt ein Paradies war, auf Bitten der Nachbarn durch Abholzen von Bäumen, Büschen und Hecken und Erstellen einer Gartenmauer und Pflasterung des Gartens mit Steinen eine Betonwüste machte, auf der nur noch Nachbars Katze ihre Hinterlassenschaft zurückließ.

Die Sehnsucht nach der großen weiten Welt, die ein Freund durch seine überschwängliche Beschreibung einer Amerikareise in ihm entfachte, verflachte, als er vor seinem geistigen Auge unsere wunderschöne Kulturlandschaft vorüberziehen ließ. Mit dem Lied "Och Gott, die junga Leut" beschreibt er treffend das Outfit der jungen Leute: "Bei die Madla hängt des Bäuchla naus, des Händy klebt am Ohr, die Bub'n, die hob'n a Kapp'n auf, ze gruoßa Hos'n o, sie hob'n ihr'n Körper tetoviert und hergerecht und mancher iss su vill gepierst, des na bald der Blitz derschlächt".

Etwa gegen zehn Uhr wollte sich Franz Wachter verabschieden. Er hatte aber nicht mit der Hartnäckigkeit der begeisterten Festbesucher gerechnet, die immer wieder Zugaben forderten, die der Liedermacher gerne erfüllte. Auf dem Höhepunkt der Stimmung sang man schließlich zusammen das Frankenlied und das Flößerlied.

Zum Schluss kündigte RVC-Vorsitzender Werner Leicht die erstmals am Samstag, 20. Dezember, auf dem neu gestalteten Dorfplatz stattfindenden Dorfweihnacht an.

Die Texte spiegeln meine eigenen Erfahrungen wider.

Liedermacher Franz Wachter