Michelau Geflochtene Harley: Hingucker fürs Korbmuseum

Klaus Gagel
Eine Harley-Davidson können die Besucher im Deutschen Korbmuseum in Michelau bewundern (sobald es wieder geöffnet hat). Siemeon König flocht als Schüler der Darmstädter Waldorfschule die Nachbildung einer V-Rod. Das Modell spendete er nun dem Museum (von links): Elisa König, Siemeon König , Bürgermeister Dirk Rosenbauer und Korbmachermeister Roland Ponsel. Foto: Gagel

Ein Walddorfschüler flechtet aus Ratan eine Harley V-Rod. Und spendet sie nach Michelau.

 
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Michelau - Seit Kurzem kann man im Deutschen Korbmuseum in Michelau eine Harley bewundern. Sie ist zwar nicht straßentauglich, aber wurde mit mindestens so viel Liebe und Hingabe hergestellt wie die Originale aus den Staaten. Im Rahmen einer Jahresarbeit der achten Klasse, baute Siemeon König als Schüler der Darmstädter Waldorfschule die Nachbildung einer Harley Davidson V-Rod. Schade nur, dass das Deutsche Korbmuseum aktuell wegen der Corona Pandemie noch für Besucher geschlossen ist.

Die Geschichte begann 2004 im Deutschen Korbmuseum. Damals war der 13-Jährige mit seiner Mutter zu Besuch. Er war auf der Suche nach einem geeigneten Projekt für seine anstehende "Achtklassarbeit" an der Waldorfschule Darmstadt. Nach dem Gang durch die Ausstellung des Korbmuseums entdeckte er in der Auslage eine Zeitungsbeilage vom 24. Lichtenfelser Korbmarkt. Auf dem Titelbild waren zwei Motorräder zu sehen - hergestellt mit den Techniken der Korbflechter. Bei diesem Anblick war das Thema der Klassarbeit sofort gefunden. Siemeon wollte ein Motorrad herstellen, das noch viel detailgetreuer sein sollte, als es die Motorräder auf dem Abbild waren.

Voller Tatendrang besuchte er mit seinem Vater den nächstgelegenen Harley-Davidson Showroom, um das Original genauestens unter die Lupe zu nehmen und zu vermessen. Er beschäftigte sich mit dem Biegen von dicken Rattan-Stangen, denn bisher hatte er nur mit dem dünneren Peddigrohr gearbeitet. Er fertigte hölzerne Biegeformen, um den Rahmen des Motorrads in Form zu bringen, und stellte in akribischer Detailarbeit alle Einzelteile des Motorrads her. Bis auf die Lenkaufhängung und die verbindenden Schrauben kam nur Rattan in verschiedenen Stärken zum Einsatz. Viele Einzelteile mussten mehrfach hergestellt werden, damit alles wie gewünscht passte.

Im Frühsommer 2005 war es dann so weit: Nach etwa 760 Arbeitsstunden konnte das Motorrad der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Später fand es Platz in Schaufenstern, war Blickfang auf Motorradmessen und schmückte einige Zeitungsartikel. Jetzt, 2020, ist die Nachbildung der Harley-Davidson zum Ursprung der Idee ins Deutsche Korbmuseum in Michelau zurückgekehrt.

Dankbar nahm Bürgermeister Dirk Rosenbauer die willkommene Spende entgegen. Es sind ja gerade die Sonderstücke und Einzelanfertigungen aus aller Welt die den Besuch im Deutschen Korbmuseum in Michelau lohnenswert machen. Gerade von einem 14-Jährigen erfordert es jede Menge Geduld und Geschick, sich mit dem widerstandsfähigen Material Rattan auseinander zu setzen und es in die richtige Form zu bringen.

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