Lichtenfels Kosten können steigen

Von Andy Welz

Der Klinikneubau kann teurer als 114 Millionen Euro werden. Das schlossen die Verantwortlichen beim ersten Lichtenfelser Bürgerforum nicht aus.

 
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Lichtenfels - Das Thema Kosten beschäftige das kritische Auditorium des ersten Lichtenfelser Bürgerforums zum Neubau des Helmut-G.-Walther-Klinikums am vergangen Mittwoch in der Kantine des Klinikums in erster Linie. Gebe es wie bei anderen öffentlichen Bauten eine Kostenexplosion? Meißner versicherte, dass ständig Kostenkontrollen durchgeführt werden und auf die Kosteneinhaltung größter Wert gelegt werde. Gegen Verteuerungen der Baustoffe sei man allerdings nicht gefeit.

Auch Kämmerer Holger Stingl sprach von einer möglichen Baukostenmehrung. Allerdings sei vertraglich festgelegt, dass der Freistaat sich, wie bei den geplanten Kosten, prozentual beteiligen werde. "Nur wenn wir statt einer Dreifachverglasung der Fenster eine Vierfachverglasung wünschen, wird es teurer", sagte er und schloss alle Extras ein, die der Bauherr wünsche, die dann zu einer Verteuerung führen könnten. Landrat Meißner hob hier die Besonderheit der Förderrichtlinien des Freistaates hervor. In anderen Bundesländern würde der Staat bei Kostenmehrung nicht einspringen. Er erwähnte Altlandrat Reinhard Leutner, dem es seinerzeit gelungen sei, einen entsprechenden Vertrag durchzusetzen.

Ein Teilnehmer wünschte sich, dass heimische Firmen bei der Vergabe der Bauleistungen bevorzugt würden. Der Landrat bedauerte. Es handele sich bei dem Klinikneubau um eine öffentliche Ausschreibung, bei der die Bauleistungen einer unbeschränkten Zahl von europäischen Unternehmen zur Einreichung angeboten werden müssen.

Für einen Teilnehmer war es nicht nachvollziehbar, dass das Parkhaus erst im Februar dieses Jahres endgültig in die Planung gegangen sei. Verteuere es die Maßnahme oder werde sie dadurch verzögert? Das verneinte der Landrat. Ein Parkhaus sei schon immer geplant gewesen, allerdings nicht an seinem jetzigen Standort, sondern näher zur Staatsstraße hin. Der Bauausschuss, mit dem Kreisausschuss identisch, habe sich entschieden, das Gebäude weiter in den Berg zu graben, damit Besucher und Patienten bequemer zum Haupteingang gelangen könnten. Den Kostenrahmen von 4,13 Millionen Euro werde man trotzdem einhalten, da auf die Überdachung im obersten Deck verzichtet werde.

Der Geschäftsführer des Klinikums, Michael Jung, machte die derzeit erheblichen Erdbewegungen unterhalb des Altgebäudes deutlich. Dort werde die neue Zufahrtsstraße gebaut, die in einem großen Bogen von der Staatsstraße zum Haupteingang des neuen Gebäudes führen wird. Die bisherige Zufahrt, die Professor-Arneth-Straße werde geschlossen, da dort das neue Parkhaus entstehe. Die Einfahrt sei oben, die Ausfahrt unten in die bestehende Zufahrtsstraße. Neben den provisorischen Parkplätzen sei auch schon der vorübergehende Hubschrauberlandeplatz "abgeschoben" worden. Endgültig finde er dann seinen Platz auf dem Dach des zweiten Kubus des Neubaus.

Ob der sich Neubau von der Größe, und der Kapazität vom Altbau unterscheide, wurde gefragt. Architekt Jürgen Appel gab an, dass sich die bebaute Fläche von 12 900 auf 14 100 Quadratmeter vergrößere und die Bettenzahl von 281 auf 276 verringere. Dafür seien die Behandlungsbereiche großzügiger bemessen. Wie schaut es mit Fernsehern in den Krankenzimmern aus?, wollte eine ehemalige Patientin wissen. Claus Kleylein, der mit seinem Kronacher Unternehmen die Innenausstattung installiert, gab an, dass für jedes Bett ein Monitor zur Verfügung stehe und jeder Patient über ein Multifunktionsgerät Fernsehen einschalten, Radio hören und seinen Lieblingsfilm sehen oder Neues aus dem Krankenhausbetrieb erfahren könne.

Einige Teilnehmer des Forums wollten wissen, ob Lichtenfels eigenständig bleibe oder ein Anhängsel von Coburg werde. Das Lichtenfelser Klinikum sei zwar im Verbund in einer Holding mit den RegioMed-Kliniken in Coburg, Sonneberg und Hildburghausen, erklärte Landrat Christian Meißner, unterstrich aber: "Wir geben unser Souveränität nicht auf." Dazu erläuterte die Hauptgeschäftsführerin der RegioMed-Kliniken Katja Bittner sinngemäß: "Die Eigenständigkeit soll bleiben, aber die Selbstständigkeit nicht." Auf keinen Fall sei Lichtenfels so eine Art Abteilung des Coburger Klinikums, versicherte sie.

Der Lichtenfelser Stadtrat Roland Lowig, Wählervereinigung Leuchsental-Jura, erkundigte sich nach der Beschaffenheit des neuen Parkhauses, der geplanten Zufahrt und dem angedachten Kreisverkehr auf der Staatsstraße. Außerdem regte er die Nachnutzung des alten Gebäudes als Hochschulstandort an. Das neue Parkhaus habe ADAC-Standard, die Breite der Parkbuchten betrage 2,50 Meter, erwiderte Meißner. Bei der Zufahrt über einen Kreisel an der Staatsstraße sei noch kein endgültiger Beschluss gefasst worden.

Im Zusammenhang der Nachnutzung gab der Landrat zu bedenken, dass frühestens 2017 das Thema aktuell werde, da der Umzug vom alten ins neue Haus erst 2016 erfolgen könne. Voraussetzung dafür sei eine tiefgreifende Sanierung, die von einem Investor erfolgen könne. Er sei im Gespräch mit Interessenten, die das ganze Haus oder nur Teile davon nutzen wollten. Zur Einleitung stellte Architekt Jürgen Appel vom Architekturbüro Schuster-Pechthold-Schmidt den Neubau vor. Es stünden vier Operationssäle, Intensivmedizin, Funktionsdiagnostik, Herzkatheter-Messplatz, Endoskopie, Innere Medizin, Gynäkologie und Geburtshilfe, Notfallaufnahme zur Verfügung. Kreiskämmerer Holger Stingl bezifferte die Gesamtkosten auf rund 114 Millionen Euro, die der Freistaat mit 76,6 Millionen Euro fördere. Den verbleibenden Eigenanteil teile sich der Landkreis mit dem Klinikum.

Wir geben unser Souveränität nicht auf

Landrat Christian Meißner


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