Lichtenfels Viele Gespräche gehen in die Tiefe

Von Klaus Gagel

Pfarrer Norbert Jungkunz ist beim Truckertreffen Moderator, Seelsorger oder einfach Priester, der den Gottesdienst gestaltet. Auch die Pokalübergabe ist ohne ihn undenkbar.

 
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Lichtenfels - Fast hat es den Anschein als wäre Norbert Jungkunz das "Mädchen für alles" beim großen Truckertreffen in Lichtenfels. Dabei ist er katholischen Pfarrer und Betriebsseelsorger und in dieser Eigen-schaft begleitet er auch das Trucker- & Country-Festival Lichtenfels in kirchlicher Mission. Das hindert ihn jedoch nicht daran, als Moderator der Veranstaltung aufzutreten, mit den verschiedensten Aktionen Geld für die Kirche zu sammeln und auch die stilechte Pokalübergabe am Ende der Veranstaltung wäre ohne ihn nur schwer vorstellbar.

Doch wie steht es mit dem Verhältnis der Fernfahrer zur Kirche? "Viele stehen der Kirche kritisch gegenüber" räumt Norbert Jungkunz ein "aber wenn sie mit uns zu tun haben, der Kirche für Fernfahrer, dann sehen sie, dass wir Interesse haben an ihrer Situation und etwas bewegen. Das macht eigentlich eine gute Beziehung. Und wenn man sich in Gesprächen näher kommt, löst sich vieles auf."

Natürlich bleiben die Gespräche bei Truckerfestivals mehr auf einer allgemeinen Ebene. Aber die Gespräche am Abend zwischen den Fahrzeugen, da geht es oft um ganz existenzielle Fragen. Einer der Schwerpunkte sind die Fernfahrerfrühschoppen, wie sie auch in Lichtenfels stattfanden. Darüber hinaus ist Norbert Jungkunz auch Mitglied in einem Truckerclub. "Da bin ich mit beiden Herzen bei der Sache und für die Menschen da." Dabei ist in den letzten Jahren so viel Vertrauen entstanden, dass auch über die verschiedenen Kontaktmöglichkeiten Anfragen nach seelsorgerischen Gesprächen kommen.

Die Notfallseelsorge direkt am Unfallort gehört allerdings nicht zu den Aufgaben von Norbert Jungkunz. "Mein Bereich ist eher die Nachsorge. Oft ist es ja so, dass ein Jahr später immer noch was hängen bleibt, wenn es zum Beispiel einen Unfall mit Todesfolge gegeben hat. Schicksale so wie die Geschichte, die in Neumarkt passiert ist, wo der kleine Junge zusehen musste, wie sein Vater, der ein Fernfahrer war und helfen wollte, ums Leben gekommen ist, das geht auch mir persönlich nahe.

Was Norbert Jungkunz bei solchen Anlässen anbieten kann, ist, dass er sich Zeit nimmt und mit den Menschen spricht. Dabei ist dies nur ein kleiner Teil seiner Aufgaben, denn als Betriebsseelsorger ist er für die Betriebe in der Region Coburg, Lichtenfels, Bamberg zuständig. Aber auf Grund seines Engagements kommt immer mehr dazu: Wochenende für Ehepaare und Fernfahrer, Besuche an Fernfahrerstammtischen, Präsenz auf Truckerfestivals. Norbert Jungkunz spricht da von einem "Feldversuch", denn die Kirche müsse heute zu den Menschen kommen, nachdem immer weniger Menschen in die Gotteshäuser kommen.

Seit zwölf Jahren ist Norbert Jungkunz in diesen Bereichen tätig. Dabei begegnen ihm auch viele wichtige Persönlichkeiten. "Das Bild des Fernfahrers wird in der Öffentlichkeit oft mit Füßen getreten" bedauert er. "Es sind gute Kerls. Möglicherweise werden die Trucker mit Absicht niedergehalten, weil wir sie so brauchen, wie sie sind. Unsere Gesellschaft würde nicht funktionieren ohne deren Arbeit, aber die wird nicht so gewürdigt, wie sie es verdient hätten."

Viele in Lichtenfels haben erst einen Eindruck von der ganzen Dimension bekommen, nachdem sie mit einzelnen Berufskraftfahrern ins Gespräch kamen. "Das ist auch der Grund, warum wir da sind", und damit meint Norbert Jungkunz nicht nur seine Helfer, sondern auch die Trucker vor Ort."

Gemeinsam mit seinem kleinen Team gestaltet er den Fernfahrergottesdienst am Sonntagmorgen, moderiert "Talk am Truck", oder die Aktion "Toter Winkel". Mit vollem Engagement ist Norbert Jungkunz auch dabei, wenn gegen einen kleinen Obolus die Christopherus-Münzen geprägt werden oder in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsbildungszentrum Mainfranken der "Zurrkönig von Lichtenfels" ermittelt wird. Über eine Tonne Gewicht müssen mit der Ratsche am Spanngurt bewegt werden, was nur wenige schaffen. Doch der Rekord steht am Ende des Tages bei 1170 Kilogramm.

Das abschließende Highlight ist die Siegerehrung in der Stadthalle. Aufgeteilt in fünf Klassen, vom einfachen Lkw bis hin zum Supertruck, werden da die Pokale für die schönsten Fahrzeuge vergeben. Zu den Preisträgern gehören auch Unternehmen aus Lichtenfels. Etliche Preise sammelt "Wuttke Trans" ein, aber auch Robert Gutgesell aus Michelau hält freudestrahlend seinen Pokal hoch. Auch die Firmenwertung gewinnt "Wuttke Trans" vor "CS Trans" aus Bad Staffelstein und der "Firma Babucke" aus Meeder. Eine tolle Sache ist auch der "Kinderpokal". Die Kinder haben als Besucher des Trucker- & Countryfestivals 2015 den ihrer Meinung nach schönsten Truck gewählt. Der kleine Fynn überreicht den Pokal an Patrick Brunner von der gleichnamigen Firma aus Heideck.

Am Ende holt Matthias Lange noch einmal das Team von den "Franken Strolchen" auf die Bühne. Es ist unglaublich, was die wenigen Leute an den drei Tagen auf die Beine gestellt haben, und dabei engagieren sie sich nicht zuletzt für die Ärmsten der Armen, missgebildete und vom Krebs bedrohte Kinder aus Tschernobyl.

Eine abschließende "La ola" wälzte sich durch die Halle: der Dank der Fahrer an die "Franken Strolche" und die gastfreundliche Stadt Lichtenfels.

Das Bild des Fernfahrers wird in der Öffentlichkeit oft mit Füßen getreten.

Pfarrer Norbert Jungkunz

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