Burgkunstadt - "Meine sozialkritische Komödie 'Den Stempel aufgedrückt' ist für mich - bildlich gesprochen - ein literarischer Allwetterreifen. Dem Pneu gleich, funktioniert sie überall: auf gehobenen Profibühnen ebenso wie auf kleinen Dorfbühnen." Der literarische Allwetterreifen hat noch nicht einmal seinen Einsatz auf heimischen Theaterbühnen erlebt, da beschert uns der Burgkunstadter Vielschreiber Wolfgang Gunzelmann schon wieder zwei neue Geschichten: "Irrfahrt in die Hölle" und "Spuk im Burgmuseum". Darin vollzieht der Autor den Schwenk von der sozialkritischen Komödie hin zum volkstümlichen Lustspiel. "Ich wollte etwas Neues ausprobieren und Stücke ganz gezielt für eine Dorfbühne schreiben."

Gunzelmann wäre nicht Gunzelmann, würde er nicht auch auf diesem Feld mit gängigen Konventionen brechen und neue Wege beschreiten. Mit einfach gestricktem Bauerntheater haben seine Werke nichts gemein. Die obligatorische Liebesgeschichte sucht man in Gunzelmanns Erzählkosmos mit seiner feinen Beobachtungsgabe und seinem Lokalkolorit vergeblich. Gunzelmann darf sehr wohl mit stolz gestählter Brust auftreten und feststellen: "In meinen Stücken steckt ein tieferer Sinn."

Die Gemeinde "Liederlich", Schauplatz der Komödie "Spuk im Burgmuseum" macht ihrem Namen alle Ehre. Das ist kein Ort der Tugendhaftigkeit. Ganz im Gegenteil: Hier blüht die Vetternwirtschaft, werden allerhand krumme Sachen gemacht, wird das Werben der öffentlichen Hand für mehr ehrenamtliches Engagement auf die ironische Spitze getrieben.

Die sozialkritische Note, so Gunzelmann, ergebe sich ungewollt aus der Handlung, sei nie intendiert gewesen. Noch etwas fällt auf an dem heiteren und spannenden Bühnenstück, das leicht gruseln lässt: Das Sprichwort "Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen" wird hier zur Freude des Lesers auf den Kopf gestellt: Der arbeitslose Klaus Sägemehl, der aus Geldnot zum Kleinkriminellen wird und von Gunzelmann liebevoll porträtiert wird, erlebt ein Happy End, während der raffgierige Bestattungsunternehmer Georg Ruhesanft hinter schwedische Gardinen wandert.

Bei seiner anderen Geschichte gibt sich der Burgkunstadter, der erst im reifen Alter von Mitte 40 das Schreiben für sich entdeckt hatte, als Liebhaber absurder Einfälle zu erkennen. Was kommt für Gunzelmann dabei heraus, wenn der Nikolaus, ein Apotheker und dessen Frau zwei Teufeln, dem Verräter Judas und der verführerischen Eva aus dem Paradies, begegnen? "Ein Lehrstück, das dem Zuschauer zeigen will, dass es auch aus den ausweglosesten Situationen einen Ausweg gibt." Dass darüber hinaus auf spiritueller Ebene über das Thema Ewigkeit fabuliert wird, ist ein positiver Nebeneffekt des Stückes, in dem sich Humor, Horror und Spannung die Klinke in die Hand geben. Dazu wäre es nicht gekommen, hätte Gunzelmann, den Hauptdarsteller seines Stückes, einen Apotheker aus Hölle, einem Ortsteil der fränkischen Stadt Naila, nicht in der Hölle schmoren lassen. "Dabei wollte Bernd Kaminski, der nach einem Unfall klinisch tot war, doch nur in sein Heimatdorf zurück . . .", erzählt der Burgkunstadter.

In Wassenberg am Niederrhein fiel Gunzelmanns Ideenreichtum im Juni dieses Jahres auf fruchtbaren Boden. Der Theaterverlag von Karl-Heinz Lind, bei dem auch der bekannte deutschsprachige Autor Michalis Avramidis unter Vertrag ist, nahm den Burgkunstadter Vielschreiber unter seinen Fittiche. Stolz präsentiert Gunzelmann ein Schreiben Linds, in dem dieser unter anderem schwärmt: "Was ich bisher von Ihnen gelesen habe, ist wahrlich super!"

Die Tatsache, dass von seinem ersten Stück "Den Stempel aufgedrückt" innerhalb weniger Wochen bereits zehn Leseproben von Theatergruppen angefordert wurden, stimmt den Vielschreiber vom Obermain zuversichtlich, dass in nicht allzu ferner Zeit, eines seiner Stücke auf den Brettern, die die Welt bedeuten, zu sehen sein wird.

Nicht nur in seinem Stück "Spuk im Burgmuseum", sondern auch in seinem Gehirn "spukt" es. In letzterem spuken ihm allerhand Ideen für ein neues, skurriles Theaterstück herum, das er auf den Namen "Der Zeitbeschleuniger" getauft hat. Darin sorgen eine Zeitbeschleunigungs- sowie eine Fehlerausbesserungspille für allerhand Jux und Tollerei in einem Büro . . .