Lichtenfels - Die Jahreszeit hat dem Initiator, Dr. Hartmut Borchert, das Thema beim Treffen des Literaturkreises in der vergangenen Woche vorgegeben. So stand der "Herbst" mit seinem Gold- und Purpurschimmer im Mittelpunkt. Es sollten jedoch nur fränkische Dichter zu Wort kommen und deren Lyrik verzauberte mit stimmungsvollen Bildern vom gilbenden Weinberg und wundersamen Traumgebärden.

Friedrich Rückert (*1788 in Schweinfurt - gest. 1866 in Neuses bei Coburg) erweist sich in seinem Gedicht "Herbstfarben" als Sprachvirtuose, wenn er schreibt, das Grün des Frühlings mühe sich vergeblich ganz in Blüte und Purpurglühn aufzugehen, während es dem Herbst mit seinem Todeshauch gelänge, den ganzen Wald in Gold und jedes Blatt in Purpur zu verwandeln.

Von 1826 bis 41 war Rückert Professor für orientalische Sprachen in Erlangen und Berlin. Neben einer Fülle von Liedern und Gedichten erschienen auch die "Geharnischten Sonette" gegen Napoleon, allerdings unter einem Pseudonym. Seine späteren Jahre verlebte er in seinem Poetenasyl in Neuses bei Coburg.

Mittels seiner bilderreichen Lyrik vergleicht Max Dauthendey in seinem Poem den Herbst mit einem gilbenden Weinberg, die Raben mit schwarzen Lettern, die dem Himmel ein Zeichen geben, als würde ein neuer Satz geschrieben von Gedanken, die nur das Dunkel lieben.

1867 in Würzburg geboren, verlässt der impressionistische Lyriker mit 24 Jahren sein Elternhaus und bereist von unbändiger Sehnsucht getrieben die ganze Welt. Auf Java wird er vom Ersten Weltkrieg überrascht, erkrankt an Malaria und stirbt dort 1918. Erst 1930 werden seine sterblichen Überreste nach Würzburg überführt.

Von Karl Bröger (1886 Nürnberg - 1944) trägt Dr. Borchert "Feierliche Nacht" vor, ein Gedicht mit einer gewissen Faszination, ja Zärtlichkeit: "Jetzt in wundersamer Traumgebärde breitet Nacht die dunklen Arme aus und gießt opfernd über alle Erde ihre sterngefüllte Schale aus. Ganz in weiche Stille eingesunken, tastet meine Sehnsucht sich zu ihr. Nacht, von deiner Fülle bin ich trunken! Himmel, Götter, Sterne sind in mir."

Der Arbeiterdichter Karl Bröger verdient sein Brot als Bauarbeiter, bevor er 1910 erste Arbeiten und 1912 seinen ersten Gedichtband veröffentlicht. Der Hochbegabte ohne Schulabschluss war viele Jahre Dozent für Literatur an der Volkshochschule Nürnberg und widmete seiner Vaterstadt reizende Gedichte. Ihr diente er auch in den schweren Vorkriegsjahren als Stadtrat der SPD. Selbst die NSDAP vereinnahmte seine Werke für ihre Zwecke.

Mit Franz Josef Ahles (1869 Würzburg - 1935 Burkheim) erinnert der Referent an einen unvergessenen Schriftsteller, der bis 1933 Mitarbeiter beim Lichtenfelser Tagblatt war. Von Beruf Buchdrucker, erkrankt er in jungen Jahren an TBC. Dies war der Grund, warum seine Eltern der gesunden Luft wegen sich in Burkheim niederließen. In seinem
Herbstgedicht trauert er wohl um die verblühten Rosen, doch "zweifelhaft noch will mir scheinen, ob schöner sei das Brautgeschmeid der hellbegrünten Sommerwälder, ob herrlicher ihr Sterbekleid." Seine Verse künden wohl vom Todesschlummer der Natur, doch weit mehr vom siegreichen Wiederauferstehn.

Herrlich erfrischend, wie eine Liebeserklärung hört sich das Gedicht "An eine Geißblattranke" von August Graf von Platen an: "Da verriet dich dein Geruch dem Wandrer, deine Weiße, die dich blendend schmückt. Wohl mir, dass vor mir kein andrer dich gesehn und dich mir weggepflückt." Als Sohn eines preußischen Oberforstmeisters 1796 in Ansbach geboren, erzogen an der Kadettenschule zu München, nahm er aber schon als junger Offizier seinen Abschied und widmete sich der Poesie. Vor allem seine Sonette entzücken durch die Reinheit des Inhalts und durch die Schönheit der Form. Nach einem heftigen literarischen Kampf gegen Heinrich Heine lebt er ab 1826 in Italien und stirbt 1835 bei einem Freund in Syrakus.

In reizenden Versen, lüstern und neckisch erzählt Johann Peter Uz (1720 Ansbach - 1796 ebenda) seinen Traum. "Da sah ich durchs Gesträuche mein Mädchen bei dem Teiche. Das hatte sich zum Baden der Kleider meist entladen, bis auf ein untreu weiß Gewand, das keinem Lüftchen widerstand....Doch ach! Indem's geschiehet, erwach ich und sie fliehet."

In Halle hatte Johann Peter Uz die Rechte studiert, brachte es bis zum Direktor und Geheimen Justizrat am Landgericht in Ansbach, war aber als Lyriker immer bemüht, der deutschen Dichtung Anmut und Fülle des Ausdrucks zu geben.

Mit der heiteren Begebenheit "Das Recht auf die Pause" in Bamberger Mundart von Hans Morper (1907 Bamberg - 1981) läutet Dr. Hartmut Borchert die Endphase des literarischen Abends ein. "Wenn die Madla und die Bumm Räuberles und Schander spieln und alles springt und lacht und schreit wie nett gscheit.....Bloß dä Heinä steht im Eck, geht net vo sein Plätzla weg."

Vom Lehrer aufgefordert, aufs Klosett zu gehen "endlich kummts, a weng gequält: In dä Pausn soll ich's to Na, do hob i nix dävo! Ich wart ja boß bis schellt!"

Zum Abschluss noch eine Reihe kurzer, aber aussagekräftiger Sprüche von Gerhard C. Krischker (1947 Bamberg), einem "gewürfelten Franken", Stadtrat und seit 1997 Professor an der Universität in Bamberg, 2004 mit dem E.T.A. Hofmann-Preis ausgezeichnet.

Darüber lachten die Zuhörer sicher noch auf dem Heimweg: "hailichäs" scho draimol binni durng oddo sain grob gagrabbld fowechä maina bondschaim - schaiss drauf, morng gee I dsän doggdä. "fäkeäd" wus frollain gibd frächd miä a ami - ich hob na moll dsu di englischn gschiggd - füä alla fäll.

Das nächste Mal kommt der Literaturkreis am Montag, 17. November, um 19.30 Uhr im Myconiushaus zusammen.