Burgkunstadt - Wo Fantasie ist, da blühen Kunst und Kreativität. So auch in einer kleinen Mietswohnung, wo ein Paar im reiferen Alter seine Leidenschaft für das Schreiben auslebt. Kinderbücher und Science-Fiction entstehen hier. Felix, Linda und Kuschel heißen die Helden der Kleinen, "Tan'bura" die Helden aus einer fernen Galaxie. Erschaffen wurden sie von den Autoren Wolfgang Klatt (62) und Ute Dubian (53). Sein literarisches Herz schlägt für fantastische Kindergeschichten und Science Fiction, ihres für witzige, lehrreiche Abenteuer, die sich an Kinder im Vorschulalter wenden.

Das Wort von der späten Berufung hören die beiden nicht so gern. "Das ist mir zu hoch gegriffen", wiegelt Klatt ab. "Als Rentner habe ich mehr Zeit, mich mit dem Schreiben zu beschäftigen als früher, wo ich noch in Lohn und Brot stand." Ute Dubian wurde von ihrem Lebensgefährten angesteckt. "Als ich merkte, dass mein Freund gut schreiben kann, packte mich der Ehrgeiz. Ich wollte mir beweisen, dass ich es auch kann."

Mit einem satirischen Rückblick auf ihr wechselvolles Leben betrat sie die literarische Bühne. Es folgten mehrere Kindergeschichten. Hauptfiguren sind Kuschel, ein Teddybär, der kleinen Kindern die reale Welt erklärt, und Felix, ein Junge, der fantastische Abenteuer erlebt. Ihre Geschichten wurden bereits in zwei Kindertagesstätten in Burgkunstadt und Altenkunstadt vorgelesen und für gut befunden. Auch der Verlag, bei dem in Kürze der Science-Fiction-Roman ihres Lebenspartners erscheint, war angetan von ihrem Stil. "Ich fühle mich bestätigt", strahlt die gelernte Maschinistin für Wärmekraftwerke übers Gesicht.

Teilt sie die Vorliebe ihres Mannes für fantastische Geschichten und Science Fiction? "Bei Fantasy auf jeden Fall. Wenn es mir bei Science Fiction zu technisch wird, dann steige ich nicht mehr durch."

Durch seine Mutter kam Klatt von Kindesbeinen an mit Literatur in Berührung. "Schriftsteller wie Jules Vernes und Hans Dominik weckten meine Begeisterung für das Genre Science Fiction", erzählt der gelernte Kfz-Mechaniker und Dreher, der sich für Astronomie und Technik interessiert.

"Ihr habt halt keine Fantasy!", beschwert sich die kleiner Linda in der Geschichte "Linda in Xionia". "Zu recht", findet Klatt. Der Rentner, in dessen Herzen nach eigener Aussage viel Einbildungskraft wohnt, beklagt, dass vielen Menschen, insbesondere Kindern, die Fantasie abhanden gekommen sei. Durch sie werde Sprache und Ausdrucksweise gefördert. Wer über eine rege Fantasie verfüge, könne auch gut mit Worten jonglieren, meint der 63-Jährige. Er und seine Lebensgefährtin möchten mit ihren Werken die Fantasie der kleinen und großen Zuhörer anregen.

In Klatts Geschichten tauchen Fantasiewesen und Außerirdische auf. Sieht er sich als rational denkender Mensch oder glaubt er auch an das Übernatürliche? "Ich denke, auf mich trifft beides zu. Es gibt Dinge, wie die Frage nach dem ewigen Leben oder der Existenz Gottes, die sich unserer Kenntnis entziehen."

Sein erster Science-Fiction-Roman "Das Pangea-Projekt" trägt apokalyptische Züge. Die Tan'bura, eine außerirdische, echsenähnliche Rasse, die aufrecht geht, muss vor rund 300 Millionen Jahre ihren Planeten verlassen - die Sonne droht zu explodieren. "Ein Schicksal, dass Mutter Erde in ein paar Milliarden Jahren in ähnlicher Weise droht", ist Klatt überzeugt.

Im Zeitalter des Perm, als frühe Formen der Dinosaurier aufgetreten waren, landeten die fremden Wesen auf unseren Planeten. In den 60er- Jahren des vorigen Jahrhunderts finden dann Experten das Raumschiff der Außerirdischen und der berühmte Wink mit dem Zaunpfahl kommt ins Spiel. Klatt erfindet die Figur des Multimilliardärs "Thorne", der sich Gedanken macht über Klimawandel, politische Krisen und Überbevölkerung. "Das sind hochaktuelle Themen", findet der Burgkunstadter Schriftsteller.

In einer dritten Zeitebene - im Jahre 2035 - macht sich ein Teil der Menschheit auf eine Reise zum Planeten der Tan'bura, wo es zu einer friedlichen Begegnung unterschiedlicher Kulturen kommt. Das ist für Klatt die Botschaft seines Werkes: "Die Menschen sollten sich die Hand reichen, anstatt sich gegenseitig die Köpfe einzuhauen."

Der Burgkunstadter ist zuversichtlich, dass bei seiner literarischen Tätigkeit unterm Strich etwas hängen bleibt. Der renommierte Hamburger Scholz-Verlag will noch in diesem Jahr seinen 500 Seiten dicken Science-Fiction-Roman veröffentlichen. An einer Fortsetzung arbeitet der umtriebige Autor bereits. "Sie wird 'Konstrukteure des Seins' oder 'Konstrukteure des Universums' heißen. Es geht um einen Dimensionsmathematiker, der mit Hilfe einer Zeitmaschine zum Urknall zurückreist", verrät er.