Diesem Schicksal entging der Brite Aldous Huxley nur mit knapper Not: Eine Augenkrankheit, die ihn als 17-Jährigen befiel, minderte seine Sehkraft stark, was ihn für den Militärdienst im wenig später entbrennenden Ersten Weltkrieg zwar untauglich machte - stattdessen studierte er in Oxford Literatur -; aber eine besondere Gabe der Vision blieb ihm erhalten, oder wurde ihm vielleicht dadurch erst eigentlich zuteil. Von ihr legt das berühmteste Buch des Schriftstellers, der heute vor 125 Jahren in Godalming, einer Kleinstadt in der südenglischen Grafschaft Surrey, zur Welt kam, eindrücklich Zeugnis ab. In der "Schönen neuen Welt" von 1932 blickte Huxley ins 26. Jahrhundert voraus: in eine von Totalitarismus, Eugenik, Automatisierung denaturierte Gesellschaft genormter Massemenschen. Umständlich, aber treffend "Welt - wohin?" hieß das Buch in der sehr bald erschienenen ersten Übersetzung. Gleich auf dem Schutzumschlag charakterisierte der Insel-Verlag die Geschichte als negative Utopie, deren Verfasser "mit unerbittlicher Folgerichtigkeit den ‚Fortschritt‘ zu einem unausweichlich grotesken Ende denkt". Mit Ray Bradburys "Fahrenheit 451" und George Orwells "Farm der Tiere" bildet das Werk eine englischsprachige Trilogie futuristischer Albträume und Angstvisionen. Aber auch in die Vergangenheit wusste Huxley hell den gedämpften Blick zu richten, in der lesenswert spannenden Studie "Die Teufel von Loudun" um einen Fall von Satanswahn im Frankreich des 17. Jahrhunderts. Transzendentes suchte der behinderte Augenmensch obendrein im Drogenrausch zu schauen. "Die Pforten der Wahrnehmung", The Doors of Perception, überschrieb er seinen Erfahrungsbericht. Jim Morrison, selbst Drogenkonsument, nannte seine Band demgemäß "The Doors". Foto: dpa