Die westliche Gemeinschaft hat sich währenddessen auf ein neues Amerika einzustellen, das vor allem an sich selbst denkt. Ernüchterte sprechen inzwischen von den G6, die sich eines aggressiven Trumps erwehren müssen. Sobald sich der Pulverdampf von dessen verbalen Ausfällen verzogen hat, könnte jedoch ein großes Zusammenrücken folgen: Zum Beispiel amerikanischer Generale mit den Verbündeten, weil sie die Nato retten wollen. Jedenfalls hoffen alle Menschen, die den Frieden wollen, dass genügend Sicherungen eingebaut sind, damit Trump Nuklearwaffen nicht so ohne Weiteres einsetzen kann wie jüngst die "Mutter aller Bomben" in Afghanistan.
Zum Schulterschluss finden hoffentlich auch die Europäer. Denn selbst Polen, Balten oder Ungarn sollten begreifen, dass sie Trump möglicherweise locker im Stich lässt, wenn es ihm gegenüber Putin opportun erscheint. Zuletzt reagierten sogar die Briten ungehalten, weil nach dem Terroranschlag von Manchester Geheimdienstinformationen von US-Seite verbreitet wurden. Und was denken AfDler, die Trump angehimmelt haben, über dessen Äußerung: "Deutsche sind schlecht, sehr schlecht"?
Der Westen muss trotz Trump nicht zerbersten, wenn es den Einsichtigen gelingt, eine Mauer der Vernunft gegen Trump zu errichten. Im Augenblick sieht es nicht danach aus. In der Klimapolitik legt der US-Präsident eine unglaubliche Ignoranz an den Tag, und eine enttäuschte Kanzlerin Merkel nennt das Ergebnis der Gipfeldebatte in Taormina "unzufriedenstellend". Damit drückt sie den katastrophalen US-Kurs diplomatisch verbrämt und sehr verharmlosend aus. Gerade auf diesem wichtigen Feld drohen verhängnisvolle Rückschritte. Mit einer kaputten Umwelt kann die Welt freien, ergiebigen Handel - und damit Wohlstand - in der Zukunft aber vergessen.