Kein Komödien-Autor könnte schönere Stücke erfinden als die Kapriolen, mit denen die Politik gelegentlich ihr Publikum ergötzt. Das aktuelle Theater in Bayern, dessen Ursprung viele Jahre zurückreicht, geht so: Max Streibl, die Älteren erinnern sich, war Ministerpräsident, emporgewachsen aus dem "Wurzelgeflecht" (Originalton Franz Josef Strauß über den Kreis seiner potenziellen Nachfolger). Dann stürzte Max Streibl 1993 über die Amigo-Affäre um Lustreisen nach Brasilien. Seine "Parteifreunde" hatten ihn fallen gelassen - und der Hass auf die CSU fraß sich tief hinein in die verbitterte Familie Streibl. Sohn Florian Streibl trat aus der CSU aus und ließ sich von einem Jesus-Darsteller in seinem Heimatort Oberammergau für die Freien Wähler begeistern. Als deren Landtagsabgeordneter zieh er Ministerpräsident Markus Söder der "Windbeutelpolitik". Aber nun ist alles anders - die Freien Wähler feilen an einer Koalition mit der CSU - und Florian Streibl könnte Justizminister werden, was pikant wäre, hat er doch gegen das Polizeiaufgabengesetz gewettert. Jetzt sagt er: "Ich habe meinen Frieden mit der CSU gemacht." Indessen scheint Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger vom 11,6-Prozent-Ergebnis bei der Landtagswahl beschwingt, die Fantasie durchzugehen: Er glaubt an das baldige Scheitern der großen Koalition in Berlin - und an Neuwahlen mit dem anschließenden Einzug der Freien Wähler in den Bundestag. Erleben wir Hubert Aiwanger auf der ganz großen Bühne im Bundeskabinett?
Meinungen Streibl im Komödienstadel
Elmar Schatz 23.10.2018 - 19:34 Uhr