In dem Pamphlet ist ein abgrundtiefer Hass auf andere Völker, "Türken, Marokkaner, Libanesen, Kurden etc." erkennbar. Diese Völker seien "instinktiv äußerlich abzulehnen und haben sich zudem in ihrer Historie als nicht leistungsfähig erwiesen." Offen propagiert R. die komplette Vernichtung ganzer Völker als "Grob-Säuberung". Dem müsse sich allerdings eine "Fein-Säuberung" anschließen, die weitere Erdteile und natürlich "das eigene Volk" umfasst.
Dem Fremdenhass gegenüber steht eine auffallende Überheblichkeit, wenn es um die eigene Person geht. Folgt man R., dann hat er nicht nur den USA eine Überlebensstrategie als Supermacht entworfen, die das Land schon befolgt, sondern auch dem DFB den Weg zum Erfolg gewiesen. Etliche Ereignisse der Weltgeschichte und selbst der Inhalt neuerer Hollywood-Filme gingen auf seinen Willen zurück.
Wie die Uni Bayreuth am Donnerstag bestätigte, hat R. sein Studium im September 2000 aufgenommen und im März 2007 mit einem Diplom in Betriebswirtschaftslehre, Schwerpunkt Internationales Management, abgeschlossen. Er selbst gibt an, dass er zuvor in Hessen eine Banklehre absolvierte, der Schwerpunkt Internationales Management sei auf seine Anregung in Bayreuth eingerichtet worden.
Mit großer Wahrscheinlichkeit traten schon während des Studiums in Bayreuth Anzeichen einer schweren psychischen Erkrankung zutage. Wie er selbst schreibt, fühlt sich R. praktisch seit seiner Geburt von Stimmen in seinem Kopf verfolgt. Nicht genauer benannte Geheimdienste überwachten ihn rund um die Uhr. Dies sei auch ein Grund dafür, dass er noch nie eine Beziehung mit einer Frau eingegangen sei, schreibt der 43-Jährige. Eine Ahnung davon habe er schon immer gehabt, doch in Bayreuth sei dies erstmals zur Gewissheit geworden. Er sei nach Oberfranken gegangen, um "dort endlich eine attraktive Frau kennenzulernen". Zweimal, in den Jahren 2002 und 2004, habe er bei der Bayreuther Polizei Strafanzeige wegen "illegaler Überwachung" gestellt. Dies wollte das Polizeipräsidium Oberfranken auf Anfrage unserer Zeitung am Donnerstag nicht kommentieren. 2019 habe er weitere Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft in Hanau und beim Generalbundesanwalt gestellt. Vor diesem Hintergrund stellt sich vor allem die Frage, wie Tobias R. trotz seiner offensichtlichen schweren Geisteskrankheit Sportschütze sein und somit an scharfe Waffen gelangen konnte. Ungeklärt bleibt auch, wo sich R. mit diesem Fremdenhass auflud.
Der Täter studierte zeitgleich mit der späteren AfD-Politikerin Alice Weidel Betriebs- und Volkswirtschaftslehre in Bayreuth. Ob sie sich kannten oder gemeinsam Lehrveranstaltungen besuchten, ist unbekannt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kanzlerin Angela Merkel verurteilten die Tat.