Hof Aus der Freilassung wird erst einmal nichts

Die Ermittler fanden Spuren von dem Einbruch. Symbolfoto: Silas Stein/dpa Quelle: Unbekannt

Wieder wegen Einbruchs: Am letzten Tag seiner Strafhaft muss ein 53-jähriger Ungar erneut als Angeklagter vor Gericht.

 
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Hof - Mittwoch, der 6. Februar 2019, hätte für Jenö M. ein richtig schöner Tag werden können. Nach gut 17 Monaten hätten sich spätestens um 23 Uhr die Tore der Justizvollzugsanstalt Bayreuth für den Waldarbeiter aus Ungarn wieder öffnen müssen. Die Strafe von einem Jahr und neun Monaten, die das Amtsgericht Fürth wegen Wohnungseinbruchs gegen ihn verhängt hatte, hätte der 53-Jährige dann bis zum letzten Tag abgesessen. Allein, es kam ganz anders: Schon ab 9 Uhr morgens saß Jenö M. am Mittwoch schon wieder in Hof als Angeklagter vor Gericht. Wieder geht es um Wohnungseinbruch.

Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass Jenö M. unter anderem an einem Einbruch beteiligt war, bei dem am 15. Dezember 2016 ein Münchberger um rund 15 000 Euro geschädigt wurde. Im Ortsteil Schlegel waren am helllichten Vormittag vermutlich vier Einbrecher durch das gekippte Küchenfenster eingestiegen und hatten das Haus durchsucht. Dabei stießen sie auf Bargeld, Goldschmuck und Goldmünzen. Jenö M. hatte auch noch die Nerven gehabt, sich zwei Flaschen Bier des Hauseigentümers zu genehmigen. Seine DNA wurde später an den geöffneten Flaschen entdeckt.

Drei Monate später soll Jenö M. an einem Einbruch in ein Haus in Köditz beteiligt gewesen sein, bei dem die Mieter um Schmuck und Münzen im Wert von rund 1500 Euro kamen. Eingestiegen waren die Täter durch ein Kellerfenster. Zwei Tage zuvor waren dieselben Täter in einen Haus in einem Ortsteil von Creußen eingebrochen, wo sie jedoch nur Bargeld in Höhe von 60 Euro fanden. Insgesamt listet die Anklageschrift 15 Einbrüche im gesamten süddeutschen Raum auf.

Polizei und Staatsanwaltschaft lasten die Taten einer mehrköpfigen, miteinander bekannten und oft auch verwandten Gruppe von Ungarn an. Sie wohnten allesamt in der Stadt Gödöllo vor den Toren der Hauptstadt Budapest und gingen von dort auf Tour. In aller Regel klingelten sie tagsüber an Häusern, um festzustellen, ob die Bewohner zu Hause waren. War das Haus verlassen, drang ein Teil der Täter durch ein Fenster oder die Kellertür ein. Die anderen hatten die Aufgabe, den Tatort abzusichern.

Spezialisiert waren die unerbetenen Besucher vor allem auf Schmuck, Bargeld und Goldmünzen. Die Beute wurde im Luftfilter der klapprigen Autos versteckt, mit denen sie nach Deutschland und wieder zurück reisten. In Gödöllö wurde die Beute in Pfandhäuser getragen und der Erlös unter den Bandenmitgliedern aufgeteilt.

Wie ein Ermittler der Kripo Hof vor Gericht erläuterte, hatte die Polizei sogar einen Teil der Pfandabschnitte im Auto der Täter sicherstellen können. Daraufhin baten sie ihre Kollegen in Ungarn bei den Pfandhäusern vorbeizuschauen und den Schmuck sicherzustellen. Leider habe sich die ungarische Polizei nicht darum gekümmert, sagte der Kripobeamte. So verstrich die Chance, wenigstens einen Teil der Erbstücke der Opfer noch sicherzustellen.

Einige der Bandenmitglieder mussten wegen derselben und anderer Einbrüche bereits vor über einem Jahr derselben Strafkammer des Landgerichts Hof antreten. Sie erhielten damals Freiheitsstrafen von bis zu sechs Jahren. Auch Jenö M. muss sich darauf einrichten, dass er noch einmal für zwei bis drei Jahre zurück in die Zelle muss. Es ist eine Situation, die ihm nicht unvertraut ist. Wegen etlicher Vorstrafen hat er in seinem Heimatland bereits zehn Jahre abgesessen. Deutsche Gefängnisse seien angenehmer, versicherte er Richter Claus Peter Riedelbauch auf Nachfrage. Der neben ihm auf der Anklagebank sitzende Csaba N. hofft, mit einer Bewährungsstrafe davonzukommen. Der 27-Jährige war laut Anklage nur bei einem Einbruch dabei.

Das Verfahren wird in der kommenden Woche fortgesetzt.

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