Länderspiegel Brand in Behindertenwerkstatt: Feuer zerstört Teile des Lebenswerks der Diakonie

Ein Feuer hat Teile des Lebenswerks, der Werkstatt für Menschen mit Handicap, zerstört. Wie Franz Sedlak, Geschäftsführer der Diakonie, am Donnerstagmorgen im Gespräch mit dem Kurier sagt, seien der Verwaltungstrakt, der Speisesaal, die Küche und der Ruheraum komplett zerstört worden. Der Schaden liege "mindestens im sechsstelligen, wenn nicht siebenstelligen Bereich" sagt Sedlak.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Wie Sedlak weiter sagt, hätten die Einsatzkräfte der Feuerwehr "genial gearbeitet". Beim Eintreffen der Feuerwehr seien die Flammen gut 20 Meter hoch über dem Gebäude gestanden. Während der vorgelagerte Teil des Gebäudes zerstört wurde, konnten allerdings die dahinter liegende Produktion und die eigentlichen Werkstätten vor dem Feuer bewahrt werden. "Das Brandschott hat gehalten", sagt Sedlak.

Verwaltung, Küche, Ruheraum - "alles tot"

Aber: "Verwaltung, Fördereinrichtung, Küche, Speiseraum, Ruheraum: alles tot", sagt Sedlak. Und damit könne das Lebenswerk nicht nur heute und morgen, sondern auch mindestens in der kommenden Woche nicht wieder wie gewohnt anlaufen.Eine doppelte Katastrophe für die Diakonie und die Mitarbeiter mit oder ohne Handicap: "Die Produktion als solches steht", sagt Sedlak. Am heutigen Donnerstag seien Teile der Mitarbeiter gebeten worden, zur Unterstützung der Fahnder der Kriminalpolizei zur Einrichtung zu kommen. Die Menschen mit Handicap, die normalerweise zum Dienst gekommen wären, habe man über überörtliche Rundfunkdurchsagen und auch an den Sammelstellen informiert, dass sie erst einmal nicht zur Arbeit kommen könnten. "Nicht betroffen sind das Grünwerk und das Ida-Projekt, "die können ganz normal arbeiten, weil sie nicht hier am Gebäude untergebracht sind".

Einbrüche am Gelände des Lebenswerk und in benachbarter Firma

Wie Anne Höfer, die Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Oberfranken, am Donnerstagmorgen auf Nachfrage unserer Zeitung sagt, hätte das zuständige Fachkommissariat die Ermittelungen am Morgen vom Kriminaldauerdienst übernommen. Neben dem Brand, dessen Ursache jetzt ermittelt werden müsse, habe es auf dem Gelände des Lebenswerks in einem Nachbargebäude einen Einbruch in der Brandnacht gegeben. Auch in einer benachbarten Firma in der Ritter-von-Eitzenberger-Straße seien in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag Unbekannte eingebrochen und hätten hohen Sachschaden angerichtet. Ob und inwiefern die Einbrüche und das Feuer zusammenhängen, müsse jetzt ermittelt werden.

Polizei spricht mittags von rund einer Million Euro Schaden allein durch das Feuer

Gegen 13 Uhr konkretisiert Anne Höfer auf Nachfrage unserer Zeitung die Schadenshöhe: Nach Aussagen der Brandfahnder müsse man an den zerstörten Gebäudeteilen des Lebenswerks "von mindestens einer Million Euro Sachschaden ausgehen", sagt die Polizeisprecherin. Aus dem anderen Haus auf dem Gelände des Lebenswerks, in das eingebrochen worden war, sei in der NAcht ein geringer Geldbetrag entwendet worden. Der angerichtete Schaden belaufe sich jedoch auf einige 1000 Euro. Neben dem Einbruch in das benachbarte Gebäude der Firma Eisen-Bauer habe es in der gleichen Nacht einen weiteren Einbruch in einen Kindergarten in der Weiherstraße gegeben, bei dem die Täter ebenfalls durch ein eingeschlagenes Fenster in die Räume gekommen seien. Hier sein ein Laptop gestohlen worden, sagt Anne Höfer. "Die Tatzusammenhänge werden geprüft."

Brachiale Gewalt

Der Geschäftsführer der Firma Eisen Bauer, in der Unbekannte in der gleichen Nacht eingebrochen sind, berichtet im Gespräch mit unserer Zeitung von "brachialer Gewalt", mit der die Täter in dem Gebäude gewütet hätten. "Fenster zerschlagen, Türen eingeschlagen, verschlossene Büroschränke aufgebrochen, Bildschirme von PCs zerschlagen"; zählt Wolfgang Stahl die Schäden auf, die er im Bereich von rund 10.000 Euro schätzt. Der Einbruch sei gegen 2.45 Uhr "mehr durch Zufall" entdeckt worden, sagt Stahl. Sein Sohn Christian, der nicht nur als Prokurist in der Firma, sondern auch in der Integrierten Leitstelle arbeitet, habe mitbekommen, dass es in der benachbarten Werkstatt für Menschen mit Handicap brenne und habe sich gedacht, dass es besser wäre, die Klimaanlage des Betriebs auszuschalten. "So hat er entdeckt, dass meine Bürotür aufgebrochen war und konnte sofort die Polizei informieren", sagt Stahl, die sofort die Ermittlungen aufgenommen hätte. Die Fahnder seien gegen 7.30 Uhr mit der Arbeit fertig gewesen, der Betrieb hätte einigermaßen normal anlaufen können. "Bei uns ist es ja nur materieller Schaden. Viel schlimmer ist es drüben in der Werkstatt - wo sollen denn die Menschen, die auf Betreuung angewiesen sind, hin?", fragt sich Stahl. In die Räume des Unternehmens sei bereits einmal eingebrochen worden, "aber das ist viele Jahre her", sagt Stahl.

Feuerwehr konzentriert sich auf Verhinderung der Brandausbreitung

Wie aus der Pressemitteilung der Feuerwehr hervorhgeht, die Feuerwehr-Sprecher Felix Lindner am Morgen verschickt hat, habe das primäre Einsatzziel der ersten Kräfte vor Ort darin bestanden, die Brandausbreitung zu verhindern, weshalb sie eine Riegelstellung von zwei Seiten eingerichtet haben. Dazu haben die Einsatzkräfte zwei B-Rohre und zwei Drehleitern zum Einsatz gebracht. Parallel dazu leiteten sie die Brandbekämpfung mit mehreren C-Rohren und einer weiteren Drehleiter im Außenangriff ein. Die Wasserversorgung stellten sie über mehrere Hydranten und eine Zisterne sicher, sowie in der Anfangsphase durch Tanklöschfahrzeuge im Pendelverkehr.

"Mehrere Atemschutztrupps kamen zunächst außen und später innen sowie auf dem Dach zum Einsatz. Außerdem begingen sie den angrenzenden Gebäudeteil unter Atemschutz regelmäßig mit einer Wärmebildkamera und kontrollierten die Temperatur. Dank der Brandschutzwand und dem schnellen Aufbau einer Riegelstellung konnte die Ausbreitung jedoch verhindert werden, sodass dort lediglich eine leichte Erwärmung und Verrauchung festzustellen war. Zum Zeitpunkt des Feuers befanden sich glücklicherweise keine Personen im Gebäude - es wurde niemand verletzt", schreibt Lindner.

Brandwache vor Ort

Die Nachlöscharbeiten zogen sich bis in die Morgenstunden hin. Speziell im Dachbereich flammten immer wieder Glutnester auf und mussten abgelöscht werden. Nach Auskunft des angeforderten Bau-Fachberaters des THW Kulmbach ist das Gebäude einsturzgefährdet, sodass ein Betreten durch Einsatzkräfte nicht möglich ist. Der Großteil der Kräfte konnte gegen 8 Uhr die Einsatzstelle verlassen. Eine Brandwache mit zwei Löschfahrzeugen und einer Drehleiter bleibt weiterhin vor Ort und unterstützt die Brandfahnder der Kriminalpolizei bei ihren Ermittlungen zur Brandursache. Außerdem müssen immer wieder aufflackernde Glutnester abgelöscht werden.

160 Einsatzkräfte der Feuerwehr über Stunden im Einsatz

Insgesamt waren 160 Einsatzkräfte aus verschiedenen Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr Bayreuth sowie den Feuerwehren aus Laineck, Bindlach, Dressendorf, Untersteinach, Crottendorf und Ramsenthal im Einsatz. Ebenfalls vor Ort war das BRK mit 25 Mann zur Absicherung und Verpflegung der Einsatzkräfte. Das THW aus Bayreuth und Kulmbach unterstützte bei der Ausleuchtung der Einsatzstelle. Die Polizei war mit mehreren Streifen angerückt.

Autor

Bilder