Länderspiegel Brose streicht in Coburg 440 Stellen

Autozulieferer Brose bleibt nun doch Mehrheitsgesellschafter bei Bambergs Basketballern. Foto: Nicolas Armer/dpa

Die Autoindustrie befindet sich mitten in einem technologischen Wandel. Und in der Corona-Pandemie gehen die Absätze zurück. Das Unternehmen reagiert mit einem Erneuerungsprogramm.

 
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Coburg - Vor einem Jahr hatte der Automobilzulieferer Brose angekündigt, in Deutschland 2000 Stellen abbauen zu wollen, um seine Wettbewerbsfähigkeit und Zukunft zu sichern. Jetzt hat die Umsetzung begonnen. "Innerhalb von zwölf Monaten haben sich Unternehmen und Arbeitnehmervertreter in intensiven Verhandlungen weitgehend auf die Details der Umsetzung geeinigt", heißt es in einer Pressemitteilung vom Montag. Es sei der Brose-Geschäftsführung gelungen, "mit den Betriebsräten sozialverträgliche Maßnahmen zum Stellenabbau zu vereinbaren. Das ist in der aktuellen Lage der Weltwirtschaft und der Automobilindustrie keine Selbstverständlichkeit", wird Ulrich Schrickel, Vorsitzender der Geschäftsführung der Brose-Gruppe, in der Mitteilung zitiert.

Umsatzentwicklung stabilisiert sich

Im laufenden Geschäftsjahr habe sich die Umsatzentwicklung von Brose nach den erheblichen Einbrüchen im Frühjahr wieder stabilisiert. Das teilte das Unternehmen am Montag mit. Rund 4,8 Milliarden Euro werde die Gruppe 2020 erwirtschaften. Der Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr werde mit 20 Prozent geringer ausfallen als zuletzt erwartet.

"Dank umfangreicher Sparmaßnahmen" werde der Automobilzulieferer mit Stammsitz in Coburg voraussichtlich trotz des massiven Umsatzrückgangs schwarze Zahlen schreiben", heißt es in der Mitteilung weiter. Wie nachhaltig die aktuelle Belebung des Geschäfts ist, hänge allerdings vom weiteren Corona-Infektionsgeschehen und
dessen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und die Automobilindustrie ab, betont Ulrich Schrickel, Vorsitzender der Brose-Geschäftsführung.

Vom Personalabbau in Verwaltung und Produktion betroffen seien die Standorte Bamberg, Hallstadt, Coburg, Wuppertal und Würzburg. Für rund 900 Stellen seien bereits sozialverträgliche Lösungen umgesetzt worden, insbesondere durch Altersteilzeitverträge und die Nicht-Nachbesetzung frei werdender Stellen. Weitere rund 1000 Arbeitsplätze sollen bis Ende 2022 "größtenteils mit einem Abfindungsprogramm abgebaut werden".

Am Standort Coburg entfallen nach Unternehmensangaben 440 Stellen, in Bamberg/Hallstadt etwa 280 und in Würzburg rund 180. In Wuppertal, wo die Fertigung von Schließsystemen Ende 2024 eingestellt wird, würden zusätzlich zu den 200 Arbeitsplätzen in der Produktion 35 Stellen in der Verwaltung abgebaut.

Der Wettbewerb in den Geschäftsfeldern, die Brose besetzt - unter anderem Tür- und Sitzsysteme sowie Elektromotoren - "wird immer härter", so Ulrich Schrickel laut Pressemitteilung. Gleichzeitig werde die Automobilproduktion Jahre benötigen, um sich von den jüngsten Verwerfungen zu erholen. "Deshalb müssen wir unsere Kostenstrukturen anpassen." Experten gingen davon aus, dass der weltweite Fahrzeugmarkt frühestens 2025 wieder das Niveau von 2017 erreichen wird. "Die Einschnitte sind schmerzlich. Alle Maßnahmen im Rahmen von Future Brose - auch die schwierigen - helfen aber letztlich die langfristige Wettbewerbsfähigkeit und damit die Zukunft von Brose zu sichern", betont Michael Stoschek, Vorsitzender der Brose-Gesellschafterversammlung.

"Als Familienunternehmen wollen wir unseren Mitarbeitern sichere Arbeitsplätze bieten, auch an deutschen Standorten. Dafür müssen wir jetzt die Weichen stellen und unsere Effizienz erhöhen - besonders in Deutschland. Das ist umso wichtiger, da alle unsere Wettbewerber den Großteil ihrer Produkte im günstigeren Ausland fertigen", erklärt der Vorsitzende der Brose-Geschäftsführer. Um dauerhaft konkurrenzfähig zu bleiben, baue der Automobilzulieferer deshalb sein internationales Produktionsnetzwerk aus. Genannt werden die Länder China, Mexiko, Tschechien und Serbien.

Das Unternehmen vereinfache und automatisiere im Rahmen des Projekts "Future Brose" die Prozesse in Produktion und Verwaltung, baue Hierarchien ab, ordne Zuständigkeiten neu und fördere die Übernahme von Verantwortung auf jeder Ebene. Die Anpassung der Personalkapazitäten ermögliche laut Ulrich Schrickel "künftig rentables Wachstum. So schaffen wir finanzielle Freiräume für Investitionen in Zukunftstechnologien und neue Geschäftsfelder." Es würden beispielsweise der Fahrzeugzugang und der Innenraum zu "intelligenten Systemen" vernetzt, "die ein neues Fahrerlebnis ermöglichen". In diesem Jahr habe Brose erstmals Serienaufträge für Radarsensoren erhalten. Die Technik wird für den Kollisionsschutz bei selbsttätig öffnenden Seitentüren und zur Gestenerkennung beim berührungslosen Bedienen von Heckklappen eingesetzt. Zudem will Brose vom Trend zu Elektroantrieben bei Zweirädern profitieren.

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