Länderspiegel Coburger Karnevalisten suchen Staatskanzlei heim

André Jahnke
Shanice, Tanzmariechen der Tanzsportgarde Coburger Mohr, schneidet a in München die Krawatte vom bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer ab. Quelle: Unbekannt

Am Unsinnigen Donnerstag feiern die Narren Straßenkarneval. In München übernahmen sie kurzzeitig die Macht und "halbierten" Horst Seehofer.

 
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Coburg/München - Zehntausende Narren haben am Unsinnigen Donnerstag Straßenkarneval in Bayern gefeiert. Dabei prägten Hemadlenzen, als Chinesen verkleidete Narren und Schellenrührer das Bild in mehreren bayerischen Gemeinden. Den Anfang machten am Vormittag im oberbayerischen Städtchen Dorfen Frauen und Männer in langen Unterhosen, weißen Nachthemden und Zipfelmützen auf dem Kopf.

In München musste Horst Seehofer kurzzeitig sogar das Kommando über die Staatskanzlei an die Narren abgeben. Die 24-jährige Shanice, Tanzmariechen der Tanzsportgarde Coburger Mohr, schnitt dem Ministerpräsidenten die Krawatte ab. "Es ist eine schöne Tradition, dass Abordnungen aus allen Stämmen Bayerns den Ministerpräsidenten heimsuchen - sehr lustig, sehr fröhlich, ich bin halbiert", sagte der CSU-Chef.

Mehr als 1000 als Asiaten verkleidete Narren feierten am Unsinnigen Donnerstag im oberpfälzischen Dietfurt an der Altmühl Chinesenfasching. Um 13.61 Uhr - oder für Nichtnarren um 14.01 Uhr - startete der bunte Zug mit 41 Wagen und sechs Musikkapellen. Die Veranstalter sprachen von etwa 17 000 Besuchern. Die Dietfurter haben statt eines Faschingsprinzen einen Kaiser, ihr Gruß lautet "Kille Wau". Der Chinesenfasching geht auf eine Sage zurück, wonach die Bewohner im Mittelalter einen Steuereintreiber einfach vor der Stadtmauer stehen ließen. Dieser beschwerte sich der Legende nach, die Bürger hätten sich "wie die Chinesen" hinter ihrer Mauer verschanzt.

Den Auftakt zum bunten Treiben machten am Vormittag im oberbayerischen Städtchen Dorfen die Hemadlenzen. Angeführt von der Stadtkapelle zogen mehrere tausend Menschen in weißen Nachthemden und mit Zipfelmützen auf dem Kopf durch den Ort. Wenig später stiegen das Prinzenpaar und der Bürgermeister über eine Leiter zu und führten den Zug an. Am Ende wurde nach alter Tradition eine Hemadlenzen-Stoffpuppe auf einen Galgen gezogen und unter lautem Jubel verbrannt. Damit soll symbolisch der Winter vertrieben werden.

Auch im Gebirgsort Mittenwald im Landkreis Garmisch-Partenkirchen ging es bei fast frühlingshaften Temperaturen um das Austreiben des Winters. Dort sprangen die Schellenrührer in ihren teils angsteinflößenden Holzmasken herum. Angeführt vom Vorläufer weckten die zwölf Männer - jeder steht für einen Kalendermonat - mit schweren Kuhglocken die Frühlingsgeister.

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