Seine politischen Gegner halten Söder am Donnerstag die offenkundig gewordene Lücke zwischen dessen publikumswirksamen Ankündigungen und der Realität vor. «Ein Dienst, den wir für Deutschland machen», sagte Söder erst am Montag nach einer außerplanmäßigen Videoschalte seines gesamten Kabinetts - und nun dieses Chaos mit mehreren zehntausend vertrödelten Tests. Grünen-Chefin Annalena Baerbock beispielsweise sieht Söder persönlich in der Verantwortung für die Panne. «Wer sich als Ministerpräsident permanent als Krisenmanager inszeniert und sich selbst ständig auf die Schulter klopft, ist auch in der Verantwortung sicherzustellen, dass es funktioniert», sagt Baerbock am Donnerstag.
Söder nennt derlei Reaktionen erwartbar - und auch zulässig, wenn Fehler passierten. Er sei der Opposition nicht böse, wenn diese jetzt «zähnefletschend» alles Mögliche sage. Es gehe aber beim Kampf gegen das Coronavirus auch nicht um irgendeinen Schönheitswettbewerb.
Und das ist eine weitere Botschaft, die Söder am Donnerstag sendet: Eigene Fehler sieht er nicht. «Uns war wichtig, so rasch wie möglich zu starten», sagt er über die Autobahn-Teststationen. Es habe schwere Fehler gegeben - aber «in der Umsetzung, nicht in der Strategie».
Auch sein Vorpreschen verteidigt er, auch wenn die bayerischen Behörden den Ankündigungen diesmal nicht hinterher kamen. «Vielleicht ist dann auch der Anspruch höher, als die Umsetzung manchmal geht.» Und Söder betont: «Fakt ist: Das Tempo ist hoch: Aber das Tempo wird nicht von uns oder von mir gemacht, sondern durch Corona bestimmt.»
Fakt ist tatsächlich auch: Söder ist - Stand Donnerstag - nach wie vor fast der einzige Regierungschef, der in seinem Land Teststationen an den Autobahnen für Reiserückkehrer anbietet. In den meisten Ländern mit deutschen Außengrenzen gibt es solche Stationen nicht - in Baden-Württemberg sollte die erste noch in dieser Woche starten. Fast überall reisen Urlauber also ein, ohne dass es in Grenznähe ein breites Angebot gäbe, sich freiwillig testen zu lassen. «Dies findet im Rest von Deutschland nach wie vor so nicht statt», sagt Söder. Nur für Rückkehrer aus Risikogebieten sind die Tests inzwischen Pflicht.
Söder warnt deshalb eindringlich vor einer massiven Verschlechterung der Corona-Lage in den kommenden Monaten. Denn tatsächlich weiß keiner, wie viele Rückkehrer das Virus mit nach Hause bringen. Sind es tatsächlich zwei Prozent, wie es die bayerischen Zahlen nahelegen?
Noch ist auch offen, welche Folgen die bayerische Test-Panne hat. Wie viele Infizierte gibt es am Ende, wo sind diese nun, wie viele andere Menschen haben diese inzwischen eventuell angesteckt - alles offen.
Offen ist deshalb auch, ob Söders Vertrauen in Huml dauerhaft bleibt.
«Sie will diese Scharte auswetzen und sie will das auch jetzt schaffen», sagt Söder. Eine dauerhafte Job-Garantie ist das nicht.