München Dorothee Bär und die drei langen Kerls

Jürgen Umlauft
Gerd Müller, Andreas Scheuer, Dorothee Bär und Horst Seehofer (von links) vertreten die CSU künftig in der Bundesregierung. Foto: Christof Stache/AFP Quelle: Unbekannt

Nun ist klar, welche CSU-Politiker in die preußische Ferne nach Berlin wechseln und ins Merkel-Kabinett eintreten. Eine Unterfränkin kümmert sich künftig ums Digitale.

 
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München - Wer als Mann in der CSU etwas werden möchte, sollte vor allem eines sein: groß! Mit seinen 1,86 Metern ist der neue Verkehrsminister Andreas Scheuer der Kleinste unter den neuen Spitzenkräften. Die Frauen haben es leichter. Da genügen schon 1,70 Meter, selbst wenn die - wie bei Vize-Generalsekretärin Daniela Ludwig - nur mit orthopädisch bedenklich hohen Absätzen knapp erreicht werden. "Das ist mir noch gar nicht aufgefallen", blickt Parteichef Horst Seehofer (1,93 Meter) auf seine Herren, die sich nach der Vorstandssitzung neben ihm aufgereiht haben.

Allerdings habe er nicht nach Gardemaß ausgewählt, betont er. Viel wichtiger ist Seehofer ein anderes Signal, das der Verjüngung. Denn bis auf ihn und Entwicklungshilfeminister Gerd Müller sind in seiner Riege für die Groko und die Parteizentrale alle zwischen Ende 30 und Ende 40.

Bevor Seehofer näher auf sein Personaltableau eingeht, hat er einige Klarstellungen in eigener Sache zu machen. Da wäre zunächst einmal sein Rücktritt als Ministerpräsident. Für das erste Quartal hatte Seehofer die Amtsübergabe an Markus Söder versprochen, einen festen Termin aber nie genannt. "Mit Ablauf des 13. März" werde er sein Amt niederlegen, erklärt er. "Ich bin dankbar, dass ich dieses Amt zehn Jahre ausüben durfte, es war ein sehr schöner Dienst an meiner Heimat Bayern", bilanziert Seehofer. Mit dem 13. März halte er "auf Punkt und Komma" Wort. Daran hatte es im Umfeld Söders zuletzt Zweifel gegeben. Nun ist aber auch Söder offiziell zufrieden. "Jetzt ist der Weg frei für den geordneten Übergang in Bayern, auf den wir schon eine längere Zeit warten", sagt er.

Söder soll nach dem Willen der CSU-Landtagsfraktion am 16. März zum neuen bayerischen Ministerpräsidenten gewählt werden. Für diesen Tag wird eine Sondersitzung des Landtags angestrebt. Die für den 14. März geplante Plenarsitzung soll entfallen.

Endgültig entschieden werden soll dies in einer Sondersitzung des Ältestenrats im Landtag, die für diesen Donnerstag geplant wird. Die CSU strebt darüber zwar grundsätzlich ein Einvernehmen mit der Opposition an, könnte diese aber auch problemlos überstimmen. Und noch ein weiteres Datum hat die CSU-Fraktion festgelegt: Am 21. März soll Söders neues Kabinett im Landtag vereidigt werden.

Seehofer gibt sich nach der CSU-Vorstandssitzung derweil einmal mehr überaus aufgeräumt, souverän und mit sich selbst im Reinen. Er will am 13. März seine letzte Kabinettssitzung leiten und sich bis dahin von allen Mitarbeitern ordentlich verabschieden. Eine Woche möge man ihm dafür schon zugestehen, "früher hat das schon mal neun Monate gedauert", erinnert Seehofer spitz an den langen Abschied seines Vorvorgängers Edmund Stoiber. Markus Söders Wahl wird er trotz Ministeramt in Berlin noch als Landtagsabgeordneter verfolgen. Sein Mandat werde er erst im April zurückgeben, da Stamm eine offizielle Verabschiedung für ihn plane.

In den personellen Wechselspielen in München und Berlin sieht Seehofer eine "Zäsur für die CSU". Zum einen sei man künftig auf Bundesebene in den wichtigen "Investitionsministerien" Innen, Verkehr und Verteidigung sowie im Bundeskanzleramt vertreten, zum anderen nehme die Übergabe an eine neue Politikergeneration Gestalt an. Das gilt auch für den neuen Generalsekretär Markus Blume, der wohl zudem einen neuen Politikstil mitbringen wird. Blume, der das neue CSU-Grundsatzprogramm ausgearbeitet hat, kann zwar hart diskutieren, ist aber kein Polterer und Wadlbeißer wie sein Vorgänger Scheuer.

Nachdem Seehofer die Vorzüge aller Berufenen ausführlich gewürdigt hat, mustert er die neben ihm Aufgereihten noch einmal mit stolzem Blick und sieht, dass es gut ist. "Sie sehen mich zufrieden und erfreut", bilanziert er. Auch ohne das höchste Staatsamt in München hält der Chef die Fäden in der CSU weiter fest in der Hand.

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