Oberfranken E-Sportler drängen nach Olympia

Hannes Huttinger

Zocken vor dem Bildschirm - das wird immer beliebter. Die Bundesländer reagieren darauf unterschiedlich. Ein Star der Szene, der aus Oberfranken kommt, hat nur ein Anliegen.

 
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München/Helmbrechts - E-Sport boomt. Die Spieler, die vor dem Bildschirm mit ihrem Controller regelmäßig und ernsthaft zocken, werden immer mehr. Der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) hat schon 2018 herausgefunden, dass in Deutschland mindestens drei Millionen Spieler bei Turnieren oder in einem Ligabetrieb im Internet teilnehmen. Die Unternehmensberatung Deloitte rechnet vor, dass die Games-Branche für 2020 jährliche Einnahmen von 1,5 Milliarden US-Dollar erwarten darf. Tendenz steigend.

Einer der Stars der Szene kommt aus Oberfranken. Michael "MegaBit" Bittner aus Helmbrechts im Landkreis Hof gehört zu den bekanntesten E-Fußballern der Welt - und so zu den besten Akteuren im Videospiel "Fifa 20" von Electronic Arts. Er und seine deutschen Kollegen stecken aber in dem Dilemma, dass E-Sport hierzulande nicht als offizielle Sportart anerkannt wird.

Ändert sich das? Vielleicht. Die nordrhein-westfälische Landesregierung fordert nun, E-Sport in das olympische Programm einzugliedern. "Die Dynamik im E-Sport ist gigantisch. Ich vernehme, dass es vielfach Unterstützung dafür gibt, dass die olympische Idee auch im E-Sport ausgelebt werden soll", sagte Nathanael Liminski, Chef der Staatskanzlei des Landes NRW, bei der Vorstellung der E-Sports Player Foundation in Köln, sozusagen einer Talentschmiede für E-Sportler.

Verhaltenere Töne kommen von der bayerischen Staatsregierung. "Der Freistaat Bayern achtet die Vereinigungsfreiheit des organisierten Sports. Dazu gehört auch, dass dieser selbst darüber befinden soll, ob E-Sport eine Anerkennung als Sportart inklusive Verbands- und Vereinsrecht finden wird", teilt Oliver Platzer, Pressesprecher des Staatsministeriums für Inneres, Sport und Integration, unserer Zeitung mit.

Das Thema sei auch in München präsent, heißt es weiter. E-Sport sei aber zu allererst ein Phänomen der Digitalisierung und habe seinen Ursprung daher in der Unterhaltungsindustrie. Heißt übersetzt: Die Präsenz des Themas verortet die bayerische Regierung in erster Linie beim Staatsministerium für Digitales - und nicht dort, wo eigentlich Sport auf der Agenda steht.

E-Fußballer Bittner dürfte zumindest die warmen Worte aus Nordrhein-Westfalen gerne hören - wenngleich er im Interview mit unserer Zeitung betont: Viel wichtiger als die Anerkennung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) sei ihm, "dass die Leute einfach anerkennen, dass das, was wir leisten, Respekt verdient".

Und genau damit tun sich die Verantwortlichen beim DOSB noch schwer. Am deutlichsten zeigte sich das vor gut einem Jahr in einer Aussage von Walter Schneeloch, DOSB-Vizepräsident. "Solche Simulationen haben nichts im Sport verloren, sie sollten eigentlich überhaupt keinen Platz in unserer Gesellschaft haben", sagte er der "Rheinischen Post" und stieß dabei eine hitzig geführte Debatte los. Ingo Froböse, einer der bekanntesten Sportwissenschaftler Deutschlands, entgegnete, für ihn sei E-Sport "ganz klar Sport".

Nicht nur die Industrie verdient mit dem Geschäft E-Sport mittlerweile zig Millionen, sondern auch für die Spieler selbst ist es ein äußerst lukratives Feld. Der Däne Johan Sundstein hat als professioneller Zocker des Action-Strategiespiels "Dota 2" schon sieben Millionen US-Dollar an Preisgeldern verdient, am erfolgreichsten hierzulande ist der Deutsch-Iraner Kuro Takhasomi mit knapp 5,2 Millionen US-Dollar Preisgeld.

Lesen Sie dazu auch das Interview mit Michael Bittner, Star des E-Sports aus Helmbrechts: „Wir sind mentale Maschinen“

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