Coburg - Friederike Schmöes Leser haben das Frankenland bislang als kriminellen Winkel kennengelernt. Dass es sich hierzulande viel besser leben lässt als morden und dass zwischen Coburg, Hof und Bamberg in Wirklichkeit statt Blut das Bier in Strömen fließt, verrät die Autorin in ihrem neuen Buch. Kein Krimi also, den gibt es obendrein (siehe unten), sondern ein Reiseführer für Genießer: "66 Lieblingsplätze und 11 Brauereien" stellt die gebürtige Coburgerin und praktizierende Bambergerin unterhaltsam vor.

Der Titel ist dem Format "66 + 11" der Reihe des Gmeiner-Verlags geschuldet und aus bierologischer Sicht natürlich unerhört: Die Artenvielfalt der Region mit der weltweit größten Brauereidichte auf ein knappes Dutzend zu reduzieren, scheint gewagt.

Dem Einsteiger bietet die vielseitige Germanistik-Professorin auf fast 200 reich bebilderten Seiten dennoch einen einladenden Überblick über die kulturellen und kulinarischen Hotspots und Geheimtipps einer Region, in der sich "Träumer, Monarchisten und Outdoorcracks gleichermaßen wohlfühlen". Der Wohlfühlfaktor spielt eine große Rolle in Schmöes ganz persönlicher Reiseleitung, die sich weniger an Turbo-Touristen wendet als vielmehr an Muße-Menschen.

"Offenherzige, Horizontgeweitete, seid willkommen!", begrüßt die Autorin ihre Leser, und im saloppen Ton macht sie ihnen Lust auf das liebenswerte "Bierfranken" zwischen Veste und Kaiserdom, zwischen Freudenecker Fischer-Bräu und Kronacher Schweden-Trunk, zwischen Schoko-Fondue im Cafe M und Watzendorfer Sülze.

Ausgangspunkt ist Schmöes Heimatstadt Coburg, deren "Basics" wie Veste oder Schloss Callenberg - inklusive Einführung in die blaublütige Historie - ebenso auf dem Besuchsprogramm stehen wie der Bummel durch die "Pralinenschachtel" rund um den Marktplatz oder ein Villenspaziergang. Im Umland ist das malerische Seßlach gleichermaßen ein Kapitel wert wie das schmucke Gemünda mit seinem Hofcafé. Im Gottesgarten am Obermain lenkt die Reiseführerin die Aufmerksamkeit nicht nur auf die architektonischen Diven Banz und Vierzehnheiligen, sondern auch auf "Barockissimo im Kleinstformat": die Valentinskapelle in Unterleiterbach. Im Fränkischen Rom, ihrer Wahlheimat Bamberg, entdeckt die 45-Jährige zwischen Klerus, Kunst und Kneipen viel mediterranen Charme - und verrät dem Leser die kürzeste Bierbestellung der Welt: "A U" (ein Ungespundetes).

Durch den "Schlupfwinkel des deutschen Gemüts", wie Jean Paul die Fränkische Schweiz nannte, wandert Schmöe in die Nicht-nur-Wagner-Stadt Bayreuth, befreit das Dreiländereck rund um Hof vom Stigma "Bayerisch Sibirien" und schließt den Kreis in Kronach, wo sie den wahren Helden der Stadtgeschichte aufspürt: Meister Lampe.

Für notorische Krimifans hat Schmöe übrigens auch eine Blutspur durch Oberfranken eingebaut: Hinweise auf die Tatorte ihrer Regional-Krimis - vom Coburger Bulgarenturm bis zum Staffelberg - findet der Leser reichlich.

Verdienstvoll sind Friederike Schmöes launige Anmerkungen zu Sprache und Mentalität ihrer Mitfranken. Die "unverblümte" Art des Franken "geht bisweilen mit einer gewissen Radikalität einher, was die Abkehr von mitteleuropäischen Höflichkeitsformen einschließt", erläutert die Autorin. Und empfiehlt dem Gast Gelassenheit: Die "ungeschminkte Direktheit gehört zum Lebensgefühl dazu".

Friederike Schmöe: Oberfranken. 66 Lieblingsplätze und 11 Brauereien. 192 Seiten, ca. 80 Abbildungen. Gmeiner-Verlag, Paperback. ISBN 978-3-8392-1257-8. 14,90 Euro

Germanistin, Krimiautorin und

Frankenführerin: Friederike Schmöe


Die ungeschminkte Direktheit gehört zum Lebensgefühl dazu.

Friederike Schmöe über den Franken


Der neue Krimi

Zur Landesgartenschau lässt auch Friederike Schmöe ihre kriminelle Fantasie blühen. Soeben ist ihr neuer Bamberg-Krimi "Rosenfolter" erschienen. Auf dem Ausstellungsgelände werden ein Ohr, ein Finger und eine Hand gefunden, jeweils gebettet auf einem Kissen aus roten Rosen. Als schließlich noch eine Leiche im Fischpass, dem Öko-Vorzeigeprojekt der Gartenausstellung, liegt, bricht endgültig Panik aus. Privatdetektivin Katinka Palfy, Hauptkommissar Harduin Uttenreuther und Reporter Dante Wischnewski ermitteln.


Die Autorin

Friederike Schmöe , geboren 1967 in Coburg, studierte Romanistik und Germanistik in Bamberg. Ihrer Promotion 1999 folgte 2003 die Habilitation für das Fach Germanistische Sprachwissenschaft. Seit 2003 ist sie als Privatdozentin an der Universität Bamberg und seit 2005 zudem als Dozentin an der Universität des Saarlandes tätig. Daneben verfasst Schmöe seit 2005 eifrig Kriminalromane: Oberfranken ist Schauplatz ihrer Katinka-Palfy-Reihe, in München verwickelt sie ihre Heldin Kea Laverde in Kriminalfälle.