Guttenberg Eine Inszenierung ganz in seinem Sinn

Träger großer Namen aus Adel, Politik und Wirtschaft waren bei der Trauerfeier im Schloss zu Gast. Ein Abschied, wie es ihn in der Region wohl noch nie zuvor gegeben hatte.

 
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Guttenberg - Sein Vater, sagte Karl-Theodor zu Guttenberg, habe Inszenierungen geliebt. Die Trauerfeier, die seine Söhne am Samstag für Georg Enoch Freiherr von und zu Guttenberg ausgerichtet hatten, war eine Inszenierung, die dem am 15. Juni im Alter von nur 71 Jahren gestorbenen Stardirigenten und Umweltpolitiker sicher gefallen hätte. Rund 2000 Gäste, darunter hochkarätige Vertreter des Adels, der Politik, der Wirtschaft und der Gesellschaft, aber auch nahezu die gesamten Einwohner der kleinen Gemeinde Guttenberg, waren gebeten worden, Enoch zu Guttenberg das letzte Geleit zu geben.

Fast zwei Stunden dauerte das feierliche Requiem, bevor sich die engsten Angehörigen von Enoch zu Guttenberg verabschiedeten und ihn im engsten Kreis auf seinem letzten Weg zur Beisetzung in der Familiengruft im Schloss Guttenberg, dem Stammsitz der Familie, begleiteten. Unter ihnen auch Susanne Bernhard. Die Sopranistin war mit Enoch zu Guttenberg verlobt.

Anerkennung und Bewunderung

Ministerpräsident Markus Söder: "Er war eine großartige Persönlichkeit. Ich habe ihn selbst lange gekannt und bewundert. Ein Genie, ein großartiger Künstler. Er hat seine Heimat geliebt."

Innenminister Joachim Herrmann: "Ich habe ihn als großartigen Dirigenten bei vielen wunderbaren Konzerten erlebt, aber, wenn ich an die Diskussion um die Windräder denke, auch als jemanden, der mit einer unglaublichen Vehemenz seine politischen und gesellschaftlichen Überzeugungen vertreten hat."

Bundestagsvizepräsident Hans-Peter Friedrich: "Er war eine große Persönlichkeit, die nicht nur in der Musikwelt, sondern auch in Oberfranken als einer von uns eine ganz wichtige Rolle gespielt hat. Er war ein toller Mann und ein großer Oberfranke."

Europaabgeordnete Monika Hohlmeier: "Ich kenne Enoch zu Guttenberg, seit ich ein Kind war. Er war nicht nur ein großer Dirigent, sondern hatte auch ein großes Herz."

Gesundheitsministerin Melanie Huml: "Ich habe ihn sehr bewundert. Ich war nicht nur von seinem Einsatz für die Musik, sondern auch in der Umweltpolitik von seinem Enthusiasmus mitgerissen."

Landtagsvizepräsidentin Inge Aures: "Wir haben einen Streiter für unsere Heimat verloren."

Der Adel trägt bei hochklassigen Beisetzungen einen "Cutaway", den klassischen Gesellschaftsanzug des Tages. Man trägt ihn nicht länger als bis 18 Uhr. Der Abend wäre dem Frack vorbehalten. Herren in "Cuts" waren in großer Anzahl zu sehen am Samstagvormittag in Guttenberg. Man sah auf den ersten Blick, wer ein "von" im Namen führt. Der deutsche Adel war dabei, als es galt, Abschied zu nehmen. Die Guttenbergs sind Reichsfreiherrn, zählen damit zum hohen Adel. Herzog Franz von Bayern, Vertreter der Familien Fugger-Babenhausen, Stauffenberg, Bismarck und zahlreiche andere Vertreter aus alten Adelsgeschlechtern waren gekommen.

"Familie, enge Freunde und Weggefährten des Verstorbenen", heißt es in einer Mitteilung der Familien zu Guttenberg, waren geladen. "Zudem ausgewählte Spitzenvertreter aus Bundes-, Landes-, Europa- und Kommunalpolitik." Die Politik war nicht weniger prominent vertreten als der Adel: Ministerpräsident Markus Söder, Gesundheitsministerin Melanie Huml und Innenminister Joachim Herrmann vertraten das bayerische Kabinett, Vizepräsidentin Inge Aures den Landtag. Bundestagsvizepräsident Hans-Peter Friedrich und Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner waren angereist. Auch der einstige SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine war unter den Trauergästen.

Aber auch die Heimat, an dem Enoch zu Guttenberg so viel gelegen war, stand zum Abschied an seiner Seite. Die Jäger aus seinem Revier ebenso wie die Feuerwehr, der Spielmannszug Maierhof, "seine" Guttenberger, Landrat Klaus Peter Söllner und der Kulmbacher Oberbürgermeister Henry Schramm.

Ein unglaublicher logistischer Aufwand war nötig, um eine Feier dieses Ausmaßes in Guttenberg zu organisieren. Im Steinbruch unterhalb des Orts waren Parkplätze eingerichtet worden. Von dort ging es weiter mit Shuttlebussen. Wer die letzten Meter bis zum Schloss nicht gehen konnte, wurde mit elektrisch betriebenen Golf-Mobilen chauffiert. Am Tor wurde kontrolliert. Nur wer eine Einladung mit handgeschriebenem Namen vorweisen konnte, wurde eingelassen und zum Platz geleitet.

Im Schlosshof und in den daneben gelegenen Gärten fanden die Trauergäste ihre Plätze. Jeder Stuhl war mit dem Namen des Geladenen beschriftet. Im Schlosshof hatte die Familie einen Altar aufbauen lassen. Daneben, verhüllt von der Fahne derer zu Guttenberg, der Sarg mit dem Leichnam, von zahlreichen Kränzen umrahmt. Wer nicht direkt im Schlosshof Platz gefunden hatte, konnte die Trauerfeier per Videoübertragung mitverfolgen.

Das Requiem, musikalisch ausgestaltet von Enoch zu Guttenbergs Chor aus Neubeuern und seinem Orchester "Klang-Verwaltung" sowie dem Spielmannszug Maierhof, wurde weitgehend in lateinischer Sprache zelebriert. Enoch zu Guttenbergs Zweitgeborener, Philipp, hielt die Lesung für den verstorbenen Vater, die noch minderjährigen Söhne Paulinus und Johann, die beiden Töchter von Karl-Theodor und Stephanie zu Guttenberg sowie zwei Neffen Enoch zu Guttenbergs trugen Fürbitten vor. In die Messe eingebunden waren Patres aus Marienweiher. Verköstigt wurde die Trauergemeinde anschließend aus zahlreichen weißen Pagodenzelten entlang der Schlossallee.

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