Veitshöchheim/Kulmbach "Feierwehrkapell'n" steht unter Beschuss

gj, Christiane Gläser
In der Kritik, weil sie Witze auf Kosten Emmanuel Macrons älterer Frau gemacht hat: die "Altneihauser Feierwehrkapell'n". Foto: Daniel Karmann/dpa Quelle: Unbekannt

Die "Altneihauser Feierwehrkapell'n" lästert bei ihrem Faschingsauftritt über Brigitte Macron. Im Netz hagelt es Kritik. Die kommt auch von der Politik und der Kirche.

 
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Veitshöchheim/Kulmbach - "Ordinär", "geschmacklos", "unterirdisch". Der Auftritt der Kabarettgruppe "Altneihauser Feierwehrkapell'n" am Freitagabend in der Sendung "Fastnacht in Franken" hat nicht nur in den sozialen Medien zu heftigen Reaktionen geführt. Was war passiert?

Der "Kommandant" der "Feuerwehrtruppe", Norbert Neugirg, hatte bei der Prunksitzung über den Altersunterschied zwischen Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron und seiner 24 Jahre älteren Ehefrau Brigitte gelästert: Emmanuel Macron stehe auf "gut abgehang'ne Damen" und habe sich von Brigitte, "ein gut eingefahr'ner Schlitten", "Französisch" beibringen lassen. Neugirg verglich Brigitte Macron mit einem Auto, das "das H-Kennzeichen führen müsste". Schließlich widmete das Windischeschenbacher Ensemble Brigitte Macron noch ein Lied: "Brigitte, Brigitte, du bist die schärfste alte Hütte mitten in Paris."

Die Reaktion: Buhrufe aus dem Publikum. Dazu gehörte Inge Aures, Vizepräsidentin des bayerischen Landtags und Mitglied des Rundfunkrates des Bayerischen Rundfunks (BR): "Ich fand das unterirdisch. Ich kenn' Norbert Neugirg schon viele Jahre. Er hat es nicht nötig, auf solch einem Niveau seinen Klamauk zu machen."

Die Kulmbacherin ergänzt: "Die meisten Leute im Publikum haben sich empört." Ältere Frauen, die mit einem jüngeren Mann liiert sind, zu diskreditieren, sei inakzeptabel. "So despektierlich redet man einfach nicht, auch nicht im Fasching", stellt Aures klar. Sie sei am Wochenende sowohl von Frauen als auch von Männern auf den Auftritt der "Altneihauser Feierwehrkapell'n" angesprochen worden. "Alle haben sich darüber aufgeregt", sagt Aures.

Auch zu Wochenbeginn ebbten die Reaktionen nicht ab: "Im Netz ist der Teufel los. Ich bekomm' als Rundfunkrätin E-Mails von Leuten, die sagen 'Norbert Neugirg muss sich entschuldigen.'" Aures pflichtet bei: "Das kann man nicht unkommentiert im Raum stehen lassen."

Zu Gast in Veitshöchheim war auch der evangelische Landesbischof und Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland Heinrich Bedford-Strohm. Er lobte die Sendung des BR "bis auf wenige Ausnahmen" auf seiner Facebook-Seite, kritisierte aber zugleich: "Die Sätze über Emmanuel und Brigitte Macron waren voll daneben."

Als "Tiefpunkt der Kultsendung" bezeichnete die "Mainpost" den Auftritt der "Altneihauser Feierwehrkapell'n". Auch in den sozialen Medien ging es heiß her: "Es war niveau- und würdelos", die Kapelle habe "die Regeln des Anstands auf gröbste Art und Weise verletzt", kommentierten Nutzer auf der Facebook-Seite der "Feierwehrkapell'n".

Dort gab es neben all der Kritik aber auch Lob: "Mutig, mutig, Herr Kommandant, aber mir hat es gefallen." Im Gästebuch auf der Internetseite der Gruppe heißt es: "Ihr Beitrag über die Macrons war grenzwertig, aber im Fasching muss man so was abkönnen. Weiter so! Political correctness ist im Fasching völlig unangebracht!"

Der Kulturwissenschaftler Gunther Hirschfelder sieht das anders. Die "Feierwehrkapell'n" habe eindeutig eine Grenze überschritten. Witze im Karneval sollten und dürften durchaus derb sein, sagt der Professor für vergleichende Kulturwissenschaften von der Universität Regensburg. Aber: "Der Sinn des Karnevals besteht in seiner politischen Diktion darin, auf politische Missstände hinzuweisen und nicht Menschen in ihrer persönlichen Lebenssituation zu diffamieren."

Der BR, der die Sendung seit mehr als 30 Jahren live überträgt, kündigte an, dass sich die zuständige Redaktion im kommenden Jahr noch genauer mit dem Fastnacht-Verband und den Künstlern im Vorfeld abstimmen werde. Falls es zu Irritationen bei den Zuschauern gekommen sei, bedauere man dies ausdrücklich.

Die "Feierwehrkapell'n" selbst hat sich zu der Debatte weder auf ihrer eigenen Internetseite noch auf Facebook geäußert. Norbert Neugirg war am Montag nicht zu erreichen. Thomas Kießling, ein Mitglied der "Feierwehrkapell'n", wollte sich am Telefon gegenüber unserer Zeitung nicht zum Thema äußern.

Lesen Sie dazu den Kommentar von Thomas Scharnagl >>>

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