Doch das ist noch nicht alles: Diese Ursprungsperson nimmt auch an einer privaten Geburtstagsfeier mit rund 50 jungen Leuten teil. Als die Kontaktpersonen dort überprüft werden, entdecken die Behörden drei Positivfälle in zwei zehnten Klassen der Kulmbacher Realschule, einen Fall am Beruflichen Schulzentrum in Kulmbach, einen Fall an einer Schule im Landkreis Kronach und einen weiteren an einer Schule im Landkreis Lichtenfels. Teilnehmer der Feier berichten, dass es sich um die Burgkunstadter Realschule handeln soll, die daraufhin 29 Schüler und sechs Lehrer nach Hause schicken musste.
Elf Positivfälle wurden laut der Behörde im Zusammenhang mit nur einer Person insgesamt entdeckt. Das hatte für die Kulmbacher Realschule schwere Folgen. Sie musste nach der einen achten Klasse nun auch noch zwei zehnte Klassen nach Hause schicken. 91 Schüler und insgesamt 14 Lehrer der Realschule sind jetzt für 14 Tage in Quarantäne. Mehr als 400 Menschen aus dem Landkreis Kulmbach sind insgesamt in häuslicher Isolation, informierte Landrat Klaus Peter Söllner. Wie massiv das Geschehen an Dynamik gewonnen hat, zeigt eine Zahl vom Freitag zum Vergleich: Da waren erst 120 Personen betroffen.
Monika Hild, die Leiterin der Kulmbacher Realschule, hat ein bewegtes Wochenende hinter sich. Dass nun drei ganze Klassen vorerst nichtmehr im Haus sind, sei schon schlimm genug. Aber gleich 14 Lehrer zu ersetzen, das sei eine Kunst. "Glücklicherweise haben wir an unserer Schule sehr solidarische Kollegen", erklärt sie. Alle seien bereit einzuspringen, die Lehrer, die jetzt in Quarantäne sind, unterrichten online von zu Hause aus. "Wir müssen halt jetzt von Tag zu Tag weitersehen", sagt Monika Hild, die selbst am Montag zur Pausenaufsicht im Hof ihrer Schule gestanden war, um Lücken zu schließen.
Besorgnis erregend sei das, was sich gerade in Kulmbach, besonders aber auch an ihrer Schule abspielt, sagt Monika Hild. Außer warnen und mahnen könne die Schule aber nichts tun. Jedes noch so gute Hygienekonzept werde ausgehebelt, wenn sich das Verhalten nicht auch auf die Freizeit überträgt.
Genau dort, das haben die Untersuchungen im Gesundheitsamt ergeben, kommen die neuesten Infektionen aber her: Die einen waren bei einer Geburtstagsfete, die anderen beim Sport mit Dutzenden bekannten Kontaktpersonen, wieder andere mit Freunden beim Essen. In jedem dieser Fälle wurden weitere Infektionen entdeckt. Für das Landratsamt ist das Anlass, einmal mehr alle dazu aufzurufen, ihr Freizeitverhalten zu überdenken und sich nicht in größeren Gruppen zu treffen. Viele junge Menschen sind unter denen, bei denen nun eine Covid 19-Infektion festgestellt wurde. Auffallend: Während gerade die jungen Leute in den vergangenen Monaten weitgehend symptomfrei gewesen sind, seien, wie Camelia Fiedler sagt, aktuell die meisten symptomatisch, Das Spektrum reiche von nur leichten Beschwerden bis hin zu solchen, die Betroffene deutlich spürten.
Landrat Klaus Peter Söllner ist trotz aller schlechter Nachrichten erleichtert, dass bislang wenigstens die Senioren- und Pflegeheime verschont geblieben sind. "Das wäre der Worstcase"", macht Söllner mit Blick auf die besonders anfälligen alten Menschen deutlich. Der Landrat bricht aber auch eine Lanze für alle, sogenannten "Indexfälle". Keiner von diesen Personen habe sich, anders als im jüngst bekannt gewordenen Fall von Garmisch-Partenkirchen, rechtswidrig verhalten. Niemand habe gegen Quarantäne-Anordnung verstoßen. "In ihrer Freizeit sind oft viele junge Leute auf einem Fleck. Dadurch konnten sich die Infektionen verbreiten. Aber niemand von den Betroffenen hat sich vorschriftswidrig bewegt." Klaus Peter Söllner appelliert an alle, jetzt besonders vorsichtig zu sein, vielleicht auch mal freiwillig zu verzichten. Nur noch wenige Fälle trennen Söllner zufolge den Landkreis Kulmbach von amtlich verfügten Einschränkungen. "Das könnte schon mit Wirkung vom Dienstag geschehen."