Bayreuth - Die Menschen in Oberfranken kennen ihre Geschichten. Aus der Zeitung am Frühstückstisch, aus dem Autoradio, vom Bildschirm. Doch die Namen der Autoren sind kaum ein Begriff. Das hat sich am Freitag geändert. Weil sich mit dem Verein "Oberfranken Offensiv - Forum Zukunft Oberfranken", der Akademie für neue Medien Kulmbach und der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken drei bedeutende regionale Institutionen zusammengetan haben. Gemeinsam haben sie den Oberfränkischen Medienpreis ins Leben gerufen, der am Freitag im König-Ludwig-Saal des Restaurants "Zur Sudpfanne" in Bayreuth feierlich verliehen wurde.

Die mit je 2000 Euro dotierten Preise in den Kategorien Fernsehen, Hörfunk und Print gingen an Annette Hopfenmüller vom Bayerischen Fernsehen, Philipp Spiegel von Radio Euroherz in Hof und Michael Thumser, Kulturchef und Feuilletonist der Frankenpost. Allen Autoren gemeinsam ist - und das wird von den prominenten Laudatoren besonders gewürdigt - dass sie ganz spezielle Menschen und deren Geschichte und Geschichten in den Mittelpunkt ihrer Arbeiten stellen. Bei Annette Hopfenmüller sind es die Schlossbesitzer in der Region rund um Coburg, die die Filmemacherin in einer 45-minütigen Dokumentation porträtiert. Kein Wunder, dass Laudator und "Jetzt-red-i"-Urgestein Dietmar Gaiser vor allem lobt, dass Annette Hopfenmüller "nicht nur die Schlösser, sondern die Schlossherren zeigt, die von ihrer Lust und Last mit den alten Gemäuern erzählen". Die Preisträgerin selbst - vor ihrem Umzug nach München im oberfränkischen Ebersdorf aufgewachsen - macht aus ihrer Liebe zur fränkischen Heimat keinen Hehl. Hopfenmüller dankt auch deshalb der Redaktion von "Unter unserem Himmel", die es ihr ermöglicht, von drei Fernsehdokumentationen pro Jahr eine in Franken zu drehen.

Bei Philipp Spiegel dreht sich alles um die Geschichte einer Flucht. In dem dreiteiligen Beitrag "65 Jahre Flucht aus Schlesien" lässt Spiegel in aller Seelenruhe seine Nachbarin Frieda erzählen, was sie damals durchlitten hat. Laudator Ino Kohlmann würdigt dies und lobt "eine Story, bei der man vor dem Radio sitzen bleibt, weil man wissen will, wie sie ausgeht". Für Spiegel gehen die guten Geschichten aus der Region nie aus. Eben, weil er die Menschen hier zu schätzen weiß. Der Preisträger: "Die Leute hier sind oft sehr einfach und sehr ehrlich. Das mag ich." Und Spiegel fügt so eine Art persönliches Geheimrezept für guten Journalismus hinzu: "In jedem Medium sollte man Demut vor den Menschen haben, für die man es macht."

Fast schon die Macht der Gewohnheit ist eine Preisverleihung für Michael Thumser. Der unter anderem mit dem höchst renommierten Theodor-Wolff-Preis und vielen anderen Würdigungen ausgezeichnete Frankenpost-Kulturchef wird in Bayreuth für seinen geschliffenen und stilistisch hervorragenden Artikel "Kein Sturz - ein Verstummen" geehrt. Darin schreibt Thumser - Jahrgang 1959 - über das Leben des langjährigen Bayreuther Festspielleiters Wolfgang Wagner, der im März 2010 starb.

Laudator Peter Orzechowski - Historiker, Autor, Dozent und auch Hypnose-Experte - nennt Thumsers preisgekrönten Beitrag ein "sprachlich fein gedrechseltes Werk". Thumser selbst, der die Sprachfeile äußerst gekonnt an jedem seiner Sätze ansetzt, nennt sich einen "bekennenden Oberfranken". Und einen Schreibenden, der seine Freiräume braucht, "um meine Arbeit so zu machen, wie ich alleine sie für richtig halte". Auch deshalb dankt Thumser Frankenpost-Chefredakteur Hans Pirthauer und den Kollegen eben für diesen Freiraum.

Viel Raum für spannende Spekulationen blieb während der Preisverleihung. Denn in bester Hollywood-Manier hatte die Jury in jeder Kategorie drei Beiträge nominiert. Zwar gingen je zwei Geschichten leer aus, stehen aber ebenso für die herausragende journalistische Qualität in Oberfranken: die Serie "Genussregion Oberfranken" des Nordbayerischen Kurier in Bayreuth, die Serie "Energie" der Mediengruppe Oberfranken, die Fernsehbeiträge über "Oldtimer" und die Festspielstadt Bayreuth der TV-Oberfranken-Journalisten Marc Schenk und Rebecca Satlow und die Radiobeiträge "Wagners Mundartshow" des Bayreuther Radio-Mainwelle-Mannes Horst Mayer sowie die Sendung "Fränkische Schweiz" von Thomas Grasberger vom Bayerischen Rundfunk.

Fotos: Uwe Spörl


Die namhaften Juroren sichteten 108 Beiträge

Sie arbeiteten sich durch 108 Einsendungen und wählten die Preisträger aus: Harald Baumer, Berlin-Korrespondent der Nürnberger Nachrichten; der bekannte TV-Moderator und Journalist Dietmar Gaiser vom Bayerischen Fernsehen; Ino Kohlmann, stellvertretender Redaktionsleiter des bayerischen Radio-Zulieferers BLR; Thomas Nagel, Studienleiter der Akademie für neue Medien Kulmbach; PR-Beraterin Sabine Prell von der Agentur Riegg und Partner in Neudrossenfeld und Dr. Sebastian Poliwoda, stellvertretender Leiter der Akademie der Bayerischen Presse und freier Autor aus München.