Länderspiegel Gute Stimmung auf der CSU-Wahlparty

Jürgen Umlauft

Obwohl Spitzenkandidat Weber und Parteichef Söder in Berlin weilen, gibt es in München Grund zum Feiern: Die Christsozialen sehen den AfD-Höhenflug in Bayern gebremst.

 
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München - Es ist schon ein paar Jahre her, dass die CSU an einem Wahlabend etwas zu feiern hatte. Das letzte Mal war es bei der Landtagswahl 2013. Damals konnte aber niemand ahnen, dass einmal ein Ergebnis von 40,5 Prozent ungeahnte Glücksgefühle auslösen wird in einer Partei, zu der über Jahrzehnte das 50+x zum Markenkern gehörte. In der Parteizentrale jedenfalls ist am Abend der Europawahl Party angesagt. Im Vergleich zur abgeschmierten Schwesterpartei CDU hat die bayerische CSU wenigstens ihr Wahlergebnis von 2014 wiederholt und besser abgeschnitten als bei den vergangenen Bundestags- und Landtagswahlen. Und nebenbei hat man den Höhenflug der Rechtspopulisten von der AfD gebremst.

Der guten Stimmung tut es keinen Abbruch, dass man einem Pappkameraden zujubeln muss. Denn Spitzenkandidat Manfred Weber weilt genauso wie Parteichef Markus Söder in Berlin. Weber steht in München deshalb nur als lebensgroße Pappfigur auf der Bühne. Für Ex-Parteichef Erwin Huber ist er aber trotzdem der Star des Abends. "Das gute Ergebnis der CSU in Bayern ist ganz klar ein Weber-Effekt ", analysiert Huber. Dass ein Bayer Chef der EU-Kommission werden könne, habe die Bürger an die Wahlurnen gebracht, wie die hohe Wahlbeteiligung zeige, und in großer Zahl auch zur CSU. Für Huber wäre es ein "großer Gewinn für Europa", wenn mit Weber ein "junges und frisches Gesicht" die Spitzenposition in der EU übernehmen könnte.

Das zu erreichen, ist das klare Ziel Söders. Über Skype wird er aus Berlin zur Wahlparty dazugeschaltet. Mit dem guten Wahlergebnis habe man den ersten Schritt gemacht, jetzt soll der zweite folgen mit der Durchsetzung Webers als EU-Kommissionspräsident. Der sei dafür nun der "natürliche Kandidat". Als Parteichef sei er mächtig stolz auf das Erreichte. Als Erfolgsrezept bezeichnet er: "Wir haben als Team funktioniert." Was folgt, ist eine indirekte Abrechnung mit seinem Vorgänger Horst Seehofer. Man habe nicht gestritten, sei "ein Stück weit eine eingeschworene Gemeinschaft" gewesen. Man habe die "ganze Breite der Partei abgedeckt, es sei nicht nur um einen gegangen, sondern für alle gearbeitet worden. Die Folge: "Der Trend nach unten ist gestoppt!"

Auch der Altvordere Huber sieht als Basis für den Erfolg den Wechsel von Seehofer zu Söder. Es sei ein "historischer Fehler" Seehofers gewesen, den Kampf gegen die AfD nicht früher aufgenommen zu haben. "Eine Variante der AfD zu sein, war nie richtig", urteilt Huber über Seehofers Strategie während der Flüchtlingskrise. "Jetzt sieht man die Grenzen der AfD, ihr Höhenrausch in Bayern ist vorbei", sagt Huber. Auch der vermutlich wieder ins Europa-Parlament gewählte Bernd Posselt hadert noch einmal mit Seehofer. "Man sieht, wie erfolgreich ein klar pro-europäischer Kurs ist, wie ihn Manfred Weber und ich schon vor fünf Jahren wollten", blickt Posselt zurück. Seehofers gleichzeitig für und gegen Europa geführter Wahlkampf hatte ihm 2013 das Mandat gekostet.

Als Weber aus Berlin zugeschaltet wird, muss er mehrfach ansetzen, um gegen die "Manfred-Manfred"-Rufe auf der Münchner Wahlparty anzukommen. "Das bayerische Ergebnis gibt mir in Brüssel Rückenwind", erklärt er und ahnt wohl schon, dass der Weg an die Spitze der EU-Kommission für ihn noch ein steiniger werden könnte. Bei seinen Parteifreunden aber muss er keine Überzeugungsarbeit mehr leisten. "Ich will kein linkes und kein rechtes, sondern ein CSU-orientiertes Europa", lässt er seinen Fan-Club in München wissen. Größer ist der Jubel in der Parteizentrale nur, als die Meldung über die Bildschirme flimmert, dass die CSU wegen der hohen Wahlbeteiligung in Bayern womöglich wieder mit sieben statt fünf Abgeordneten im EU-Parlament vertreten sein wird - während die CDU wohl acht Mandate verliert.

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