Von wegen Schlagerparade. Rock'n'Roll pur durfte das Publikum im proppenvollen Nürnberger Hirsch genießen. Kredenzt von: Heino himself. Der fast 77jährige, langjährige Volksmusik- und Schlagersänger hat die Rollen getauscht. Und wie! Statt schmachtender, nicht selten von der holden Weiblichkeit handelnden Schlager gibt es von ihm jetzt krachende Rockmusik. Begleitet von einer elfköpfigen Band präsentiert der einstige Bäckersjunge alte Gassenhauer im modernen Rockgewand. "Schwarz blüht der Enzian", so der Albumtitel von Heinz Georg Kramm, wie Kultfigur Heino bürgerlich heißt. Schwarz war auch die dominierende Farbe im Publikum. Das war die Überraschung des Abends schlechthin. Die getragenen T-Shirts des überwiegend recht jungen (im Heino-Vergleich!) Publikum von 20 bis 40 Jahren lassen nur einen Schluss zu: Das sind echte Rockfans. Fear Factory, Halloween, Iron Maiden, aber auch Venom und Five Fingers Death Punch sind vertreten. Und was tun die echten Rocker? Sie feiern Heino mit Sprechchören und headbangend. Der ist begeistert. Hinter der traditionellen Sonnenbrille hervorlugend stellt er fest: "Eine Stimmung wie in Wacken und besser als bei uns auf dem Karneval in Köln." Kein Wunder: Die Gassenhauer rocken. Und wie! Eigene Klassiker wechseln sich munter mit ebensolchen anderer deutscher Musikgrößen vom Schlage Westernhagen, Grönemeyer und Co. ab. Und am Ende stellt er augenzwinkernd fest: "Das ist ja alles nur geklaut" - die Prinzen lassen grüßen. Heino jedenfalls präsentierte sich von seiner allerbesten Seite. Die war im übrigen auch dabei: Ehefrau Hannelore, seit 36 Jahren mit ihm verheiratet, schaute sich das Konzert ihres Göttergatten im Publikum an. Und bekam ein Extralob gezollt: "Sie bringt mich auch nach 36 Jahren noch in Extase." Fast so wie er das Publikum. Gut gebrüllt, Löwe!