Wiesau Hundchen hat viele Schutzengel

Werner Robl
Das Hundefräulein Emily ist zwar verletzt, aber überglücklich, dass sie bei ihrem Herrchen sein darf. Foto: Werner Robl

Am Valentinstag wird Emily aus dem Fenster geworfen und verletzt. Den Besitzern reicht's. Sie fühlen sich schon seit Langem terrorisiert.

 
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Wiesau - Michael Friedrich und Eveline Klein läuft es immer noch kalt den Rücken herunter, wenn sie an die Vorfälle von Donnerstagabend denken. Ihr kleines Hundchen, nur ein paar Kilogramm schwer, wurde vom ersten Stock aus dem Fenster geworfen.

Schauplatz des Vorfalls, der am Wochenende in der Marktgemeinde für viel Gesprächsstoff sorgte, war eine Sechs-Parteien-Wohnanlage nahe der evangelisch-lutherischen Auferstehungskirche. Dort wohnen Michael Friedrich und Eveline Klein in einer schmucken Wohnung im Erdgeschoss zusammen mit drei Katern und der dreijährigen, zierlichen Hundedame Emily - einer Vertreterin der Hunderasse "Prager Rattler".

Was mit ihr passiert ist, macht Friedrich und Klein sprach- und fassungslos. Während eines Aufenthalts von Michael Friedrich im Gemeinschaftskeller war der kleine Hund plötzlich weg. Friedrichs Vater, der dabei war, hatte nach Angaben des Besitzers gesehen, dass ein Mann den Hund an sich nahm. Kurze Zeit später fand Michael Friedrich den kleinen Vierbeiner verletzt im Garten. Wie die Polizei feststellte, war er aus dem ersten Stock des Gebäudes aus einem Fenster geworfen worden. Ermittelt wird nun gegen einen Bewohner des Hauses, der beteuert, nichts mit dem Fall zu tun zu haben. Der Beschuldigte kündigte an, die Angelegenheit seinem Anwalt zu übergeben.

Das tierliebe Paar fühlt sich bereits seit einiger Zeit tyrannisiert. "Wir werden auf unterschiedlichste Art und Weise angegriffen", klagt der Hundebesitzer. Momentan sei zum Beispiel der Lichtschalter an der Wohnungstür wie vom Erdboden verschwunden, unauffindbar sei zudem auch ein Teil der Türklingel. "Schon vorher fehlte einmal der Haustürgriff, sodass wir nicht mehr ins Gebäude gelangen konnten."

Michael Friedrich berichtet weiter von Zigarettenkippen in den Blumenkästen, einer verunreinigten Fußmatte, Hundekot auf den Fensterbrettern, Schmierereien an den Kellerwänden, einer durchschnittenen Wäscheleine, zerstochenen Autoreifen im Keller und ausgeschütteter Farbe. Am Dachboden habe auch schon einmal Wäsche gefehlt, die zum Trocknen aufgehängt war. Die Beweggründe dafür könne man nur vermuten. Das Paar ist überzeugt, dass ein Nachbar dahintersteckt: "Wir halten das nicht mehr lange aus!" Eveline Klein spricht sogar von "permanentem Psychoterror", dem sie ausgesetzt seien.

Als Friedrich am Donnerstagabend - ausgerechnet am Valentinstag - sein Hundchen in der Dunkelheit auf dem Rasen sah, wie es sich vor Schmerzen krümmte, war für ihn das Maß endgültig voll. Das Paar verständigte die Polizei, die eine Anzeige wegen Tierquälerei aufnahm und nun in dem Fall ermittelt.

Spontan geholfen hat die im Ort praktizierende Tierärztin Dr. Annett Zimmermann, die ohne zu zögern ihren Feierabend opferte, um sich um den wimmernden Vierbeiner zu kümmern. Gleich in der Früh ging es am anderen Tag nach Marktredwitz, um dort eine weitere tierärztliche Versorgung zu veranlassen.

Emily, so wurde diagnostiziert, hat sich beim Fenstersturz eine schwere Wirbelsäulenprellung zugezogen. Festgestellt wurden auch Blut und Wasser in der Lunge. Mittlerweile geht es dem Hundchen den Umständen entsprechend einigermaßen gut. Eveline Klein weiß: "Sie hatte nicht nur einen, sondern gleich mehrere Schutzengel." Friedrich ergänzt: "Wir sind Dr. Zimmermann sehr dankbar, dass sie die Kleine gleich verarztet und sich liebevoll um sie gekümmert hat."

Eine Konsequenz hat der Fall bereits. "Früher konnten wir Emily draußen im Hof frei herumlaufen lassen. Jetzt aber, nachdem das passiert ist, wird sie sich wohl oder übel an die Leine gewöhnen müssen", bedauern die Wiesauer.

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