Bad Alexandersbad - Mutig findet er schon die Farbe der Broschüre: Ein helles Türkisblau hat Dr. Joachim Twisselmann, der stellvertretende Leiter des Evangelischen Bildungs- und Tagungszentrums Bad Alexandersbad, für das breitgefächerte Jahresprogramm 2010/2011 ausgewählt. "So mutig wie der Inhalt", sagt er und weist auf das Schwerpunktmotiv hin, mit dem auf spannende Themen der Zeit eingegangen wird. Es lautet: "In Umbrüchen neu lernen". Es gehe darum, die Weichen anders zu stellen, informiert der Diplompädagoge. Finanzmärkte müssten neu geregelt werden, politische Krisen erforderten besonnenes und entschlossenes Handeln, das auch angesichts der immensen ökologischen Herausforderungen dringend nötig sei. "Es genügt nicht, sich an einzelnen Symptomen abzuarbeiten. Es müssen langfristig neue Wege beschritten werden, die nachhaltig wirksam sind", betont Twisselmann. Die kritische Reflexion sei bei allen angebotenen Themen sehr wichtig und erwünscht.
So stehe die Bildungsgerechtigkeit im Mittelpunkt des Alexandersbader Gespräches am 2. Juli 2011 mit Professor Dr. Helmut Heid von der Universität Regensburg. "In keinem Land der Welt ist Bildung so vom Status der Eltern abhängig wie in Deutschland", meint Twisselmann dazu. Heid sei einer der anerkanntesten Forscher in diesem Bereich.
Der UN-Sonderberichterstatter für Religionsfreiheit, Professor Dr. Heiner Bielefeldt, ist am 21. Mai zu Gast, um über dieses "sperrige Menschenrecht" zu sprechen. "Was ist die Kirche der Gesellschaft schuldig?", fragt Oberkirchenrat Detlev Bierbaum am 15. Januar. In dem Vortrag geht es um die Verantwortung der Kirche für die Gesellschaft. Um eine Welt, in der alle Platz haben, und um eine Eigentumsordnung, die allen Platz lässt, geht es im Alexandersbader Gespräch am 4. Dezember 2010 mit Professor Dr. Ulrich Duchrow zum Thema "Leben ist mehr als Kapital". Wie es wirklich um Afghanistan steht, wie es den Menschen in dem geschundenen Land am Hindukusch geht, wird Dr. Reinhard Erös am 5. März 2011 berichten. Mit privaten Spenden hat der Oberpfälzer Arzt und Gründer der "Kinderhilfe Afghanistan" über zwei Dutzend Schulen, Mutter-Kind-Kliniken und Waisenhäuser aufgebaut. Erneut ist auch Pfarrer Dr. Friedrich Schorlemmer bei einer Wochenendtagung ab 6. Mai zu Gast. Sein Thema: Albert Schweitzer als "Genie der Menschlichkeit".
Die Tradition der jüdischen Märchenerzähler setzt der Buch- und Theaterautor Alexander Kostinskji fort. Mit "Der Sternenverkäufer" wird er am 7. Januar eine chassidische Geschichte über Toleranz, Liebe und Religion vortragen. Einen altersgerechten Einstieg für junge Leute in die Themen Antisemitismus, Deportation und Ermordung der europäischen Juden kann die Arbeit mit Comics bieten. Das Seminar von 2. bis 4. März "Fritz darf nicht mehr mit dir spielen! Die Shoa im Comic - Neue Mittel der Erinnerungsarbeit" geht der Frage nach, ob Strichzeichnungen geeignet sind, den Schrecken abzubilden.
Das Tanzwochenende "Vom Winter lernen" von 14. bis 16. Januar möchte dazu einladen, sich dem Geheimnis des Winters zu öffnen und seine Botschaft zu hören. Ein Literatur-Seminar zu Hilde Domin, der großen deutschen Lyrikerin, findet von 18. bis 20. März statt.