Nach Informationen unserer Zeitung wird dem Juristen Fehlverhalten in nicht nur einem, sondern in einer ganzen Reihe von Insolvenzverfahren vorgehalten. Schwere Vorwürfe erhebt demnach eine Familie aus dem Fichtelgebirge, die sich von dem Anwalt um das Lebenswerk des inzwischen verstorbenen Vaters, eines Bauunternehmers, gebracht sieht. Hier wurde der Insolvenzantrag sogar schon im Jahre 1999 gestellt, das Verfahren aber immer noch nicht abgeschlossen. Ursprünglich habe man mit der Insolvenz nach vorübergehenden Zahlungsschwierigkeiten einen Neuanfang gesucht, sagen die Angehörigen im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Hoffnung sei berechtigt gewesen, da der Inhaber der Firma ein großes Immobilien-Projekt genehmigungsfertig ausgearbeitet habe. Im Vertrauen auf seine Seriosität habe man dies auch dem Insolvenzverwalter vorgetragen. "Da haben seine Augen zu leuchten begonnen", erinnert sich die Familie des Bauunternehmers. Der Anwalt habe das Projekt danach jedoch aus der insolventen Firma genommen und durch eine Projektgesellschaft selbst verwirklicht. Der Bayreuther steht im Verdacht, allein dadurch persönlich eine Millionensumme eingenommen zu haben, die eigentlich den Gläubigern der Baufirma zugestanden hätte. Ihr inzwischen verstorbener Mann habe das Amtsgericht über Jahre immer wieder auf das betrügerische Wirken des Anwalts hingewiesen, sagte die Witwe des Unternehmers. So seien bereits vor dem Insolvenzantrag bezahlte Planungsleistungen angeblich noch einmal geleistet worden - in wessen Taschen, wird nun ermittelt. Erst vor Kurzem sei der unabhängige Prüfungsbericht für das Insolvenzverfahren eingegangen. Der schmale Band liste eine Vielzahl nun offengelegter Betrügereien auf. Die Festnahme des Anwalts ist den Angehörigen nur eine geringe persönliche Genugtuung. Die Witwe sagt: "Ich erwarte mir nach 18 Jahren nichts mehr."