Kulmbach Kulmbach: Inzidenzwert sinkt auf 13,9

Möglichst viel testen und vor allem akribisch alle möglichen Kontaktpersonen von Infizierten ausfindig machen. Auf dieses Konzept setzen die Behörden im Landkreis Kulmbach. Foto: Britta Pedersen/dpa Quelle: Unbekannt

Drei neue Infektionen wurden im Landkreis festgestellt. Trotzdem hat das Ausbruchsgeschehen an Dynamik verloren. Grund für Leichtsinn ist das jetzt aber nicht.

 
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Kulmbach - Aufatmen im Landkreis Kulmbach: Nach aufreibenden Wochen mit zahlreichen neuen Corona-Infektionen, die auch etliche Schulklassen verschiedener Schulen und zahlreiche Lehrer in Quarantäne gezwungen hatte, kam nun die gute Nachricht aus dem Landratsamt. Die Allgemeinverfügung, die wegen der Überschreitung der kritischen Inzidenz-Zahl von 50 Neuerkrankungen binnen sieben Tagen am vergangenen Dienstag erlassen werden musste, ist am Dienstag ausgelaufen. Von Mittwoch an, informierte Landrat Klaus Peter Söllner, gelten wieder die "normalen" bayernweiten Regeln. Am Dienstag wurden im Landkreis Kulmbach zwar erneut drei Infektionsfälle nachgewiesen. Die Zahl der aktuell Infizierten im Landkreis liegt damit, Stand Dienstagnachmittag, bei 29. Von diesen Fällen fallen aber nur zehn Personen in die vergangenen sieben Tage. Damit fällt der Inzidenzwert für das Kulmbacher Land auf 13,9, teilte Landrat Klaus Peter Söllner am Dienstagnachmittag mit.

Noch immer haben es die Behörden mit dem einen Indexfall zu tun, aus dem unter anderem durch eine private Geburtstagsfeier zahlreiche weitere Infektionen hervorgegangen waren, darunter auch in mehreren Schulklassen in gleich drei Landkreisen. Einer der drei neuen Fälle, informierte Klaus Peter Söllner, sei ebenfalls auf diesen Ursprungsfall zurückzuführen. Der Betroffene sei zwar nicht selbst auf der Feier gewesen. Seine Infektion allerdings sei durch die Überprüfung der Kontaktpersonen bekannt geworden. Söllner sprach von einer Verkettung unglücklicher Umstände: "Die vielen Fälle, die aus diesem einen Fall resultieren, waren zwar nicht alle bei der Feier, aber sie traten im Familienkreis auf. Das hat zu den hohen Inzidenzzahlen geführt."

Die wiederum machten, als der Wert von 50 in der vergangenen Woche überschritten worden war, eine Allgemeinverfügung nötig, die das Leben aller Menschen im Landkreis beeinflusste. So wurden sowohl im öffentlichen wie auch im privaten Bereich die Möglichkeiten, andere Menschen zu treffen, wieder eingeschränkt. An den Schulen wurden unabhängig von dieser Verfügung ebenfalls die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. "Das war ein Wechselbad der Gefühle. Am 7. September waren wir noch der bayernweit einzige Landkreis mit einem Inzidenz-Wert von Null, zehn Tage später lagen wir über 50 und waren zwingend zum Handeln aufgerufen."

Als glücklichen Umstand bezeichnete es der Landrat, dass es den Behörden gelungen ist, die Indexfälle schnell einzugrenzen und damit zu verhindern, dass sich das Corona-Virus weiter ausbreiten konnte. "Diese vielen Kontaktpersonen zu ermitteln war eine Heidenarbeit. Bis in die Nacht wurde gearbeitet. Ohne das wären wir zu einem bayernweiten Hotspot mit einer Fülle positiver Fälle geworden."

Landrat Söllner ruft dazu auf, sich jetzt durch das Erlöschen der Allgemeinverfügung nicht in Sicherheit zu wiegen und leichtsinnig zu werden. "Es ist durchaus möglich, dass die Zahlen wieder hochschnellen, wenn wir nicht vorsichtig sind. Bayernweit ist die Tendenz der Neuinfektionen steigend." Mit dem Auslaufen der Allgemeinverordnung, auch das gab der Landrat zu bedenken, laufe nicht auch gleichzeitig das Infektionsschutzgesetz und die damit verbundenen Maßnahmen aus.

Oliver Hempfling, Chef der Koordinierungsgruppe Corona am Landratsamt informierte darüber, dass die zum Teil drastisch steigenden Infektionszahlen in Frankreich, Spanien und auch Tschechien daran liegen, dass es dort mit der Kontaktverfolgung hapert. Er sei froh, dass hierzulande akribisch jeder Fall nachverfolgt wird.

Die meisten in jüngster Zeit festgestellten Fälle im Kulmbacher Land betreffen laut Hempfling junge Leute im Alter von 15 bis 30 Jahren. Ziel müsse es nun sein, das Überschwappen des Virus in die ältere, viel anfälligere Generation zu verhindern. "Wir müssen weiter vorsichtig sein. Eine Aussöhnung unseres Alltags mit dem Virus ist noch lange nicht möglich." Jetzt beginne die kritische Phase, wenn die Erkältungszeit startet. Man müsse alles daran setzen, einen drohenden flächendeckenden Lockdown zu verhindern. "Das will keiner", sagte Hempfling. "Das liegt in der Verantwortung von uns allen."

Helfer gesucht: Händeringend werden am Landratsamt Helfer gesucht, die gegen Bezahlung in der Abstrichstelle in der Flessastraße bei den Testungen mithelfen, informierte Hempfling. Personen mit medizinischem Hintergrund, die dazu bereit sind, werden gebeten, sich bei der Personalstelle im Landratsamt zu melden: 09221/707-0.

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