Mark S. schien deshalb so umfangreich über die Geräte zu referieren, um zu zeigen, dass er medizinisch verantwortungsvoll gehandelt habe. "Mir war immer wichtig, dass den Sportlern kein gesundheitlicher Schaden zugefügt wird", beteuerte er. Davor habe er von teils abenteuerlichen und riskanten Dopingmethoden erfahren.
Er widersprach einem Anklagepunkt der Staatsanwaltschaft, wonach er einer Mountainbikerin ein gefährliches Präparat verabreicht habe. Er sagte, dass er der Österreicherin berichtet habe, dass er selbst keine Tests mit dem Mittel durchgeführt habe. Die Staatsanwaltschaft wirft Mark S. bei dieser Episode gefährliche Körperverletzung vor.
Neben diesem Anklagepunkt treffen laut Verteidiger auch gut ein Dutzend weitere der insgesamt fast 150 Vorwürfe nicht zu: Mal sei etwa nicht Mark S. bei einer Dopingmaßnahme dabei gewesen, mal sei Blut nur entnommen und nicht wieder injiziert worden.
In den ersten Prozesswochen hatten zwei Helfer von Mark S. ausgesagt und die Ergebnisse der Ermittlungen in der "Operation Aderlass" bestätigt. Der Erfurter Arzt habe sie damit beauftragt, Sportlern an diversen Orten Blut abzunehmen und zuzuführen. Das räumte nun auch der Mediziner selbst ein. Der Vater von Mark S. als weiterer Angeklagter hatte ausrichten lassen, von den Machenschaften seines Sohnes gewusst zu haben. "Besonders leid tut mir, dass ich meinen Vater in die Vorgänge reingezogen habe", sagte Mark S.
Einzig der fünfte Angeklagte in dem Verfahren, der Bauunternehmer Dirk Q., äußerte sich bislang nicht. Er sitzt neben Mark S. seit Anfang 2019 in Untersuchungshaft, weil er laut Staatsanwaltschaft ebenfalls Athleten Blut entnommen und wieder injiziert hat, unter anderem während der Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang.
Mark S. berichtete von seiner Zeit als Teamarzt der Radrennställe Gerolsteiner und Milram von 2007 bis 2010. Obwohl die beiden Teams wegen Dopingfällen aufgelöst worden waren, stritt er ab, in jene Manipulationen verwickelt gewesen zu sein. "Warum ich mich danach entschloss, Eigenblutdoping anzuwenden, das kann ich nicht sagen. Die Faszination und die Liebe zum Sport waren die Antriebswelle für diese Entscheidung", ließ er verlesen.
Im größten deutschen Doping-Prozess seit Jahren wird ein Urteil kurz vor Weihnachten erwartet. Die Ermittlungen hatten im Januar 2019 nach einer ARD-Doku und Aussagen des Skilangläufers Johannes Dürr begonnen. Kommentar Seite 4