Die Opfer des Logopäden waren laut Anklage bei den Übergriffen zwischen zwei und sechs Jahre alt, zumeist entwicklungsgestört, geistig und/oder körperlich behindert. Auch in den Räumen seiner zwei Praxen soll sich der 38-Jährige an den Kindern vergangen haben - von 2008 an bis zu seiner Festnahme im März 2019.
Viele der Jungen sind in ihrem Körper gefangen, können sich nicht eindeutig ausdrücken. Viele waren wohl nicht in der Lage, nach Hilfe zu rufen. Einige versuchten laut Anklage, sich gegen die Übergriffe zu wehren, aber der Mann über ihnen war stärker. Die Kita-Mitarbeiter sollen von den grausamen Taten nichts mitbekommen haben. Auch der
Ehemann des 38-Jährigen soll
nichts von den jahrelangen Umtrieben seines Partners gewusst haben - anders als die Nutzer einschlägiger Foren.
Dort soll der Mann seine Missbrauchsvideos verbreitet haben. Deswegen ist er auch wegen Herstellens und Besitzes kinderpornografischer Schriften angeklagt. In seiner Wohnung stellten Polizisten knapp 23 000 Dateien mit Missbrauchsinhalten sicher. In den Tauschbörsen im sogenannten Darknet, wo grausamste Videos von Missbrauchsszenen zu Tausenden geteilt werden, können sich Internetnutzer fast anonym bewegen. Im Jahr 2018 registrierte das Bundeskriminalamt rund 3462 Fälle, in denen jemand derartiges Material besaß oder erwarb. Zählt man Verbreitung und Herstellung dazu, waren es fast 7450 Fälle - Tendenz steigend.
Denkbar ist, dass ein Großteil des Prozesses in Würzburg ohne Öffentlichkeit stattfindet. Elf Verhandlungstage sind vorgesehen - das Thema Sicherungsverwahrung könnte in dieser Zeit auch diskutiert werden. Diese wird in der Regel angeordnet, um die Allgemeinheit auch nach Verbüßung einer Haftstrafe vor dem Täter zu schützen.
Schwerer sexueller Missbrauch von Kindern ist in Paragraf 176a des Strafgesetzbuches definiert. Das
sind alle Handlungen an Kindern, die mit dem Eindringen in den Körper verbunden sind. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik wurden 2018 bundesweit 12 321 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern registriert - 6,7 Prozent mehr als im
Vorjahr. 9357 Verdächtige gab es 2018; fast 96 Prozent davon sind Männer.