Länderspiegel Oberfranken hält sich besser als lange gedacht

Die schweren Zeiten sind vorbei: Die neue Bevölkerungsvorausberechnung zeigt, dass die Region im Norden des Freistaats wesentlich stabiler ist als vor Jahren.

 
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Hof/Coburg/Bayreuth - Der Tag, an dem das Landesamt für Statistik seine Vorausberechnung der Bevölkerungszahlen bekannt gibt, war lange Zeit in den Landratsämtern in Oberfranken gefürchtet. Das ist nicht mehr so: Denn der Bezirk stabilisiert sich. "Die Rückgänge sind jedes Jahr geringer geworden", weiß der Wunsiedler Landrat Karl Döhler.

Nach der aktuellen Vorausberechnung, die am Freitag in Fürth vorgestellt wurde, könnte die Bevölkerungszahl Oberfrankens bis zum Jahr 2038 um 42 000 Menschen - das entsprichte der Größenordnung der Stadt Coburg - auf 1,03 Millionen Einwohner zurückgehen. Bei derzeit 1,07 Millionen Einwohner wäre das ein Minus von vier Prozent. Nach Angaben des Landesamtes für Statistik fallen die Verluste allerdings deutlich moderater aus, als noch vor einigen Jahren erwartet. Einige Landkreise in Oberfranken seien sogar leicht im Plus. "Erfreulicherweise verzeichnen wir flächendeckend Wanderungsgewinne", betont", betont Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz in einer Pressemitteilung. Denn das Landesamt für Statistik erwartet für alle kreisfreien Städte und Landkreise in Oberfranken bis zum Jahr 2038 weitere Zuzüge; allerdings geht die Behörde auch von einem anhaltend hohen Sterbeüberschuss aus.

Statistisch gesehen werden die Oberfranken im Jahr 2038 im Schnitt deutlich älter sein: Das Durchschnittsalter steigt um etwa zweieinhalb Jahre auf dann 47,8 Jahre. Der Landkreis Kronach wird mit 50,7 Jahren (plus 3,4 Jahre) den landesweit höchsten Altersdurchschnitt haben. Die jüngste Bevölkerung in Oberfranken wird die kreisfreie Stadt Bamberg mit 44,9 Jahren (plus 2,5 Jahre) vorweisen können.

Innerhalb Oberfranken gibt es ein deutliches West-Ost-Gefälle. Während die Stadt Bamberg völlig stabil bleibt und die Landkreise Forchheim und Bamberg sogar leicht wachens, werden die höchsten Verluste in den Landkreisen Kronach, Wunsiedel, Kulmbach und Hof erwartet.

Der Wunsiedler Landrat Karl Döhler sieht die Zahlen gelassen, schließlich hätten in früheren Zeiten die Statistiker mit Verlusten von weit über 20 Prozent gerechnet. "Die Rückgänge sind jedes Jahr geringer geworden", sagt Döhler. Nach seiner Einschätzung hat sein Landkreis das Tal durchschritten.

In der Gesamtheit wächst Bayern dagegen deutlich. Die Berechnung prognostiziert für das Jahr 2038 13,6 Millionen Menschen im Freistaat - das wäre ein Zuwachs von rund 525 000 im Vergleich zu 2018. Am stärksten legt weiterhin München zu: Das Amt vermutet aufgrund der wirtschaftlichen Stärke für 2038 rund 1,61 Millionen Einwohner - ein Plus von 136 000 Menschen im Vergleich zu 2018.

Auf Regierungsbezirksebene kann Oberbayern im Jahr 2038 mit einem deutlichen Bevölkerungsplus von acht Prozent gegenüber heute rechnen. Die Regierungsbezirke Schwaben (plus 5,1 Prozent), Niederbayern (plus 4,3 Prozent), Mittelfranken (plus 2,5 Prozent) und die Oberpfalz (plus 1,8 Prozent) dürften ebenfalls von einem spürbaren Bevölkerungswachstum profitieren. Neben Oberfranken muss auch Unterfranken (minus 1,8 Prozent, minus 24 000 Einwohner) Bevölkerungsverluste erwarten.

Innenminister Joachim Herrmann machte sich bei der Vorstellung der Zahlen stark für eine Unterstützung des ländlichen Raums: Damit die Regionen attraktiv bleiben, müssten sie nicht nur ausreichend bezahlbaren Wohnraum bieten. Man brauche auch attraktive Arbeitsplätze und eine gute Infrastruktur insbesondere in den Bereichen Verkehr, Internet, Kinderbetreuung, Bildung und Gesundheit.

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