Regensburg Schlafmittel führt im Mordfall Baumer zu Verdächtigem

Christine Ascherl

Vor sieben Jahren nahm das Leben der 26-jährigen Maria Baumer ein gewaltsames Ende. Nun hat die Polizei erneut ihren damaligen Verlobten verhaftet.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Regensburg - Wende im Mordfall Maria Baumer: Wie der Leiter der Regensburger Staatsanwaltschaft, Dr. Clemens Prokop, in einer Pressekonferenz mitgeteilt hat, wurde gegen den früheren Verlobten der 26-Jährigen Haftbefehl wegen Mordes erlassen. Er gehe davon aus, dass im Februar 2020 Anklage erhoben werden kann. Der Beschuldigte, Christian F., inzwischen 34, war Krankenpfleger im Bezirkskrankenhaus.

Schon einmal hat er seinen Zugang zu einem Beruhigungsmittel, das unter dem Handelsnamen Tavor bekannt ist, ausgenutzt. 2016 wurde der Regensburger in anderer Sache verurteilt, weil er einer Patientin den Wirkstoff in den Tee gemischt hatte, um sie gefügig zu machen.

Jetzt also wieder Tavor. Festgestellt an einem Haarbüschel und an einem Kleidungsstück der toten Maria Baumer. 2013 war ihr skelettierter Leichnam in einem Wald gefunden worden, zersetzt von Brandkalk, den der Täter aufgestreut hatte. Trotzdem ist es jetzt gelungen, mit einer neuen chemisch-toxikologischen Untersuchung Hinweise zu finden. "Die Spuren wurden mit neuen technischen Methoden untersucht", berichtete Thomas Rauscher, der die Ermittlungen vonseiten der Staatsanwaltschaft Regensburg leitet.

Zugleich gibt es eine Parallele zu Internetrecherchen, die der Verlobte in den Tagen vor dem Verschwinden getätigt hat. Er googelte die Suchbegriffe "Lorazepam letale Dosis" und "Der perfekte Mord". Natürlich sei auch geprüft worden, ob Maria Baumer das Medikament vielleicht aus freien Stücken und vom Arzt verschrieben einnahm. Fazit von Rauscher: "Darauf gibt es absolut keinerlei Hinweise." Den Ermittlern sei damit gelungen, das Tatmittel zu entlarven.

"Wir wissen nicht, ob es direkt durch eine Überdosis zum Tod kam oder ob die Geschädigte anders getötet wurde", sagte Rauscher. Das werde sich möglicherweise nie aufklären lassen. Der Staatsanwalt nannte noch weitere Indizien, die gegen Christian F. sprächen. So habe er eine angebliche Facebook-Nachricht der Toten an sich selbst mit großer Wahrscheinlichkeit selbst geschrieben. Er hatte auch angegeben, am Nachmittag ihres Verschwindens, dem 26. Mai 2012, noch zwei Anrufe von ihr erhalten zu haben. Auf der Verbindungsliste des Providers sind diese nicht zu finden.

Die Ermittler halten ihn für "dringend tatverdächtig". Der Haftbefehl wegen des Verdachts auf heimtückischen Mord sei am Mittwoch vollzogen worden. Christian F. befindet sich in einer bayerischen Justizvollzugsanstalt in Untersuchungshaft. Die Polizei hat Anfang der Woche zudem drei Wohnungen durchsucht, des Beschuldigten, eines Bruders und seiner Mutter. Unter anderem hofft man noch immer, den Kreuz-Anhänger zu finden, welchen die Getötete immer trug.

Der Beschuldigte macht keine Angaben. Er hatte die Tat früher immer vehement abgestritten. Das Paar wollte im September 2012 heiraten. Nach dem Verschwinden seiner Verlobten hatte sich Christian F. öffentlichkeitswirksam an der Vermisstensuche beteiligt, unter anderem mit einem Auftritt bei "Aktenzeichen XY ungelöst".

Harald Wiesenberger, seit drei Monaten Leiter der Kriminalpolizei Regensburg, berichtete, dass die Ermittlungen im Juli 2019 wieder aufgenommen wurden. Die Ermittlungsgruppe Maria nahm erneut die Arbeit auf. Er resümierte, dass insgesamt 163 Hinweisen nachgegangen worden sei und 329 Spuren ausgewertet wurden.

Pfingsten 2012 war Maria Baumer aus Muschenried im Landkreis Schwandorf verschwunden. 2013 wurde ihr Leichnam gefunden, der Verlobte kam kurzzeitig in U-Haft. 2018 wurden die Ermittlungen eingestellt, weil die Beweise gegen ihn nicht für eine Anklage ausreichten. Die Familie legte Anfang 2019 deshalb Beschwerde bei der Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg ein.

Bilder