Lesen Sie dazu: Welche Kriterien sind ausschlaggebend für den Bau eines Endlagers mit hochradioaktivem Müll? Der Chef des Geoinstituts an der Universität Bayreuth gibt Antworten >>>
Auch in Bayern gibt es andere Stimmen, wenngleich natürlich niemand gerne ein Endlager für rund 27 000 Kubikmeter hoch radioaktiven Müll in seiner Nachbarschaft haben will. "Ohne jede Fachkenntnis zu behaupten, dass es in Bayern keinen geeigneten Standort für Atommüll gebe, und dies auch noch in den Koalitionsvertrag mit den Freien Wählern zu schreiben, war bereits reiner Populismus", sagt Grünen-Landeschef Eike Hallitzky.
Hallitzky sieht den Freistaat zudem in einer besonderen Verantwortung: "Kein Bundesland hat so viel Atommüll produziert wie Bayern." Das verpflichte die Staatsregierung dazu, populistische Erklärungen zu unterlassen und fachwissenschaftliche Untersuchungen auch hier in Bayern zu akzeptieren und zu unterstützen - anstatt das Verfahren nun nach jahrelanger Arbeit zu torpedieren. "Nur so kann Bayern seiner großen Verantwortung für eine sichere Lagerung des deutschen Atommülls gerecht werden."
Tatsächlich verwundert es schon, dass Bayern sich einerseits überzeugt gibt, was die fehlende Eignung der Wirtsgesteine angeht, andererseits aber das Suchverfahren nicht mit großer Gelassenheit abwartet. Immerhin gilt hier doch das Primat der Wissenschaft. Für Glauber ist dafür der Verlauf des Verfahrens verantwortlich: "Anfangs hieß es weiße Landkarte. Da galt noch: Wir setzen auf einen sicheren Einschluss durch das Gebirge und untersuchen die Gesteinsarten Salz, Ton und Granit. Doch dann folgte eine Kehrtwende", sagt er.
Inzwischen heiße es, so Glauber, es könne auch ein zerklüftetes Kristallingestein sein, bei dem die Sicherheit hauptsächlich durch Technik hergestellt werden müsse. Dies würde auch auf Granit in Bayern zutreffen. "Damit wurde eine neue Tür geöffnet." Der Zeitplan für die Endlagersuche ist eng. Bis 2031 soll der Standort gefunden sein, um 2050 soll das Lager in Betrieb gehen. Die finale Entscheidung soll der Bundestag treffen. Geht es nach Glauber und der Staatsregierung, spricht viel für ein Endlager im niedersächsischen Gorleben, nicht nur, weil eine neue Suche viel Geld koste, welches angesichts der angespannten Volkswirtschaften in Corona-Zeiten nicht wirklich vorhanden sei. Ein Suchprozess über Jahrzehnte werde zudem "sicher ganz Deutschland in Unruhe versetzen."