München - Unter dem Vorwurf der Zensur haben die beiden Autoren und die Regisseurin des Singspiels beim "Politiker-Derblecken" auf dem Münchner Nockherberg ihren Rückzug erklärt. Autor Holger Paetz, sein Co-Autor Uli Bauer (Bild) und Regisseurin Eva Demmelhuber wollten im kommenden Jahr nicht erneut mitmachen, sagte ein Sprecher der veranstaltenden Paulaner-Brauerei am Montag. Es werde aber auch im kommenden Jahr wieder ein Singspiel geben, betonte er.

Michael Lerchenberg alias Bruder Barnabas will ohnehin weiter als Fastenprediger auftreten. Es gebe für ihn keinen Grund für einen Rückzug, sagte Lerchenberg. Er könne den Zensur-Vorwurf seiner Kollegen nicht nachvollziehen, betonte er.

Die drei Singspiel-Verantwortlichen beklagten zunehmenden politischen Druck seitens der Brauerei. "Irgendwann ist eine Grenze erreicht", sagte Demmelhuber. Sie und ihre Kollegen seien vor zwölf Jahren "mit der Maßgabe größtmöglicher Freiheiten" angetreten. Diese seien über die Jahre aber immer mehr eingeschränkt worden. "Dass man versucht, auf uns und auch den Fastenprediger Einfluss zu nehmen, ist klar", betonte sie. Irgendwann werde es aber "zu viel". Uli Bauer sagte: "Es gab einige Sachen, die nicht angenehm waren, man kann durchaus Zensur dazu sagen." Von den Autoren sei "die Quadratur des Kreises" verlangt worden. "Wir sollten böse sein, aber nicht zu böse."

Der Brauerei-Sprecher wies den Zensur-Vorwurf entschieden zurück. Die Entscheidung über die Teile des Singspiels falle am Ende immer in einem "gemeinschaftlichen Prozess". Es sei schon immer so gewesen, dass die Brauerei und auch der Bayerische Rundfunk als Partner mit über die Vorschläge der Autoren "diskutiert" hätten. Die Rolle der Brauerei gleiche ja auch der eines Intendanten. Der Sprecher kritisierte insbesondere die Art und Weise des Abgangs der drei Singspiel-Macher. "Das ist nicht der richtige Stil." Deren Rückzug war am Montag durch Presseberichte bekanntgeworden. Der Sprecher erklärte aber, Paetz und Demmelhuber hätten ihre Entscheidung der Brauerei bereits Ende vergangener Woche mitgeteilt.

Lerchenberg sagte, es sei nun einmal das Recht der Brauerei als Veranstalter, kritische Anmerkungen zu machen. Es gelte schließlich der Grundsatz "Wer zahlt, schafft an". Allerdings habe es sich bei den Anmerkungen nur um marginale Dinge gehandelt, um einzelne Adjektive oder Halbsätze. "Wenn das Zensur ist, dann frage ich mich, was echte Zensur ist." Seine eigene Kooperation mit der Brauerei bezeichnete er als "hervorragend und unproblematisch".

Beim traditionellen "Politiker-Derblecken" zum Beginn der Starkbierzeit müssen sich Politiker Jahr für Jahr Hohn und Spott gefallen lassen. dpa