Hof Vom Bleisatz ins Hightech-Zeitalter

Lisbeth Kaupenjohann
Die beiden Drucker Jörg Lang (links) und Roland Schmidt auf der großen Rotationsmaschine, auf der auch die Frankenpost gedruckt wird. Foto: Kaupenjohann

Zwei Drucker der Frankenpost erzählen vom Wandel. Wurde die Zeitung noch in den 1960er-Jahren handwerklich hergestellt, so entsteht sie heute am PC und wird mit modernen Maschinen vervielfältigt.

 
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Für viele Menschen ist es immer noch selbstverständlich, morgens die Zeitung aus dem Postkasten zu holen und sich beim Kaffeetrinken die neuesten Nachrichten aus aller Welt zu Gemüte zu führen. Doch gerade jüngere Menschen informieren sich zunehmend über elektronische Medien. Auch die Frankenpost gibt es längst im Netz und als E-Paper.

Trotzdem glaubt Roland Schmidt fest daran, dass es die Zeitung aus Papier noch eine ganze Weile geben wird. Zeitungmachen war sein Beruf: Der 67 Jahre alte Hofer startete 1968 mit einer dreijährigen Ausbildung zum Drucker ins Berufsleben, und zwar in der Oberfränkischen Volkszeitung (OVZ) in Hof. Als diese wenige Jahre darauf eingestellt wurde, wechselte er zur Frankenpost. Schmidt hat das Handwerk von der Pike auf gelernt. Vor vier Jahren ist er in den Ruhestand getreten. Den Kontakt zu den Kollegen hält er nach wie vor.

Zum Beispiel zu Jörg Lang, ebenfalls Drucker, oder "Medientechnologe", wie es heute heißt. Lang hat seine Berufslaufbahn 1993 in der Druckerei Mohr in Naila begonnen, wechselte 1999 zur Frankenpost, als die Wende das Zeitungsgeschäft mächtig angekurbelt hatte. Heute ist der 44-jährige Selbitzer im Druckzentrum in der Schaumbergstraße Schichtführer - wie es vor ihm auch Roland Schmidt gewesen ist. Wenn sich die beiden treffen, kommt die Sprache schon mal auf die sich ständig verändernde Arbeitswelt.

Schmidt erinnert sich gut an die Zeiten, als man als Drucker noch "Geist und Muckis" brauchte, denn die Zeitungsseiten wurden bis Anfang der 1970er-Jahre im Bleisatzverfahren hergestellt. Im Frankenpost-Hinterhof in der Poststraße standen die Maschinen, bevor das Druckzentrum in der Schaumbergstraße gebaut wurde.

"Die alten Schriftsetzer produzierten Zeile um Zeile Bleisatz und setzten die Zeitungsseite zusammen", blickt Schmidt zurück. "Da musste jeder die Rechtschreibung beherrschen." Hatte der Nachtredakteur noch eine Eilmeldung, diktierte er sie dem Setzer direkt in die Maschine. Der fertige Satz wurde fest umwickelt, damit nichts mehr verrutschte. Vom Satz stellte man hitzefeste Platten her, die für den Druck genutzt wurden. Der Offsetdruck löste diese alte Technik ab.

Das Berufsethos war hoch - wie überall im Handwerk. Noch mehr als der Gesellenbrief habe den Druckern der Gautschbrief gegolten. Der beurkundet, dass der Lehrling nach bestandener Abschlussprüfung anlässlich einer Freisprechungszeremonie als Geselle in die Zunft aufgenommen worden ist - ein alter Buchdruckerbrauch, der bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. Der Lehrling wird dafür in einer Bütte untergetaucht oder auf einen nassen Schwamm gesetzt.

Wer früher etwas Gedrucktes brauchte, ob Buch, Inserat, Vereinsmitteilungen oder eine Zeitung, musste sich an eine Druckerei wenden. Heute kann jeder am PC alles Mögliche selbst verbreiten oder drucken.

Die modernen Hightech-Maschinen sind leistungsstark und einfach zu bedienen. "Trotzdem brauchen wir neben angelernten Mitarbeitern voll ausgebildete Drucker", betont Jörg Lang. Im Notfall müssten die Mannschaft mit Fachwissen und Kenntnis der Zusammenhänge den Fehler beheben.

Setzer und Metteure gibt es höchstens noch in Nischenbetrieben. Zeitungen entstehen auf elektronischem Weg. Redakteure schreiben Artikel und stellen Seiten am Computer zusammen. Am Abend geben sie die Seiten frei für den Druck. Um 20.30 Uhr ist Andruck - beginnend mit den Frankenwald-Ausgaben. Zuletzt sind die Ausgaben Hof-Stadt und Rehau dran.

Doch die Tageszeitung ist nur eines von vielen Produkten, die im Druckzentrum an der Schaumbergstraße hergestellt werden. Da entstehen auch Beilagen, Werbedrucke, Anzeigenblätter, Ortszeitungen und anderes mehr. Früher wurde sogar die SPD-Parteizeitung "Vorwärts" hier gedruckt.

Die Frankenpost ist heute Teil eines Konzerns. Und der muss sich anstrengen, um Kosten und Ertrag in der Balance zu halten, den Anforderungen an Umweltschutz und Tarifverträgen zu genügen. "Es geht ums Geld. Sind wir nicht günstig genug, drucken andere", sagt Lang. Und jedes Ersatzteil koste viel Geld, weil es nur wenige Hersteller gebe. "Solche Dinge kann man dem Kunden nicht vermitteln, der sich darüber ärgert, dass die Zeitung wieder teurer geworden ist."

Auch wenn Roland Schmidt das Berufsethos angekratzt sieht, so bekennt er doch: "Ich habe meine Arbeit immer gern gemacht. Wir waren hier in der Frankenpost ein gutes Team." Allerdings seien die Abläufe früher überschaubarer gewesen, es habe weniger Bürokratie gegeben, und die Kollegen seien oft nach Dienstschluss noch zusammengesessen. Die Gesellschaft habe sich eben gewandelt. Immerhin werde hier fair nach Tarif bezahlt - das sei nicht mehr selbstverständlich.

In diesem Beruf wird in Schichten gearbeitet - nachts bis circa 4 Uhr morgens. "Wer nachts arbeitet, hat tagsüber Zeit für andere Dinge", meint Roland Schmidt. Ihm sei das recht gewesen. Wenn er morgens heimgekommen sei, habe er Kaffee getrunken und dann bestens schlafen können.

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