Eisingen Zoll deckt Bierbetrug in Unterfranken auf

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Zoll deckt Bierbetrug in Unterfranken auf Quelle: Unbekannt

Bei Würzburg ist Fahndern ein Erfolg gegen einen Schmugglerring geglückt. Das Vorgehen der Täter erinnert an einen Fall der 2017 in Hof Aufsehen erregt hat.

 
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Würzburg - Ihre Machenschaften hatten die Schmuggler als ganz normale Grenzgeschäfte getarnt. Rund 3300 Lkw-Lieferungen mit Bier hat die Gruppe gemäß ihren Steuerunterlagen von Frankreich in den Großraum Würzburg exportiert. Das Bier kam jedoch nie in Deutschland an. Stattdessen sollen die Verdächtigen es nach Großbritannien geschmuggelt haben. Allein dem französischen Staat entgingen damit vom April 2017 bis Ende 2018 vermutlich mehr als 32 Millionen Euro an Steuergeldern.

Der Hofer Fall

Im Dezember 2014 meldete der Fahrer dem Zoll, dass sein Arbeitgeber ihn mit ungewöhnlichen Fahrten beauftrage.

Ein Jahr später erfolgte der Zugriff bei der Hofer Spedition.

Insgesamt soll der Hofer Bierbetrug dem französischen Staat einen Steuerschaden von 30 Millionen Euro verursacht haben.

Laut Staatsanwaltschaft könnte der Schaden für Großbritannien bei 100 Millionen Euro gelegen haben.

Aufgefallen waren die krummen Geschäfte laut Christian Schüttenkopf vom Zollfahndungsamt München bei einer unangemeldeten Routinekontrolle. Daraufhin hätten Ermittler das Betriebsgelände in Eisingen beobachtet und festgestellt, dass nur ein Bruchteil der Bierlieferungen, die in Frankreich losgefahren waren, auch tatsächlich am offiziellen Zielort ankamen. Vergangenen Dienstag erfolgte schließlich der Zugriff: Die Ermittler durchsuchten hierbei insgesamt zehn Immobilien in Unterfranken und verhafteten einen in Würzburg ansässigen Verdächtigen. Zeitgleich nahmen ihre französischen Kollegen einen 56-jährigen Franzosen fest, den der Zoll als Drahtzieher hinter dem Betrug vermutet. Insgesamt wird derzeit gegen acht Tatverdächtige im Alter zwischen 25 und 56 Jahren ermittelt.

"Der Trick ist den Behörden bereits bestens bekannt", erklärt Zollsprecher Schüttenkopf. Die Biersteuer sei in Frankreich fast viermal so hoch wie in Deutschland. "In der EU sind nur Rumänien und Bulgarien noch billiger", berichtet der Zollbeamte. Dies nutzen Täter aus, indem sie ihre Lieferungen in Deutschland versteuern, jedoch nie über die Grenze bringen. So auch im Fall Eisingen. Tatsächlich seien hier weniger als zwanzig Lieferungen aus Frankreich eingetroffen. Auch fanden die Ermittler zwar Lagerbestände vor - diese waren jedoch teilweise bereits abgelaufen. Aus Sicht des Zolls dienten sie daher nur dazu, einen ordnungsgemäßen Betriebsablauf vorzutäuschen und Steuerfahnder hinters Licht zu führen. "Unterm Strich war das Lager in Eisingen nur eine riesige Briefkastenfirma", betont Schüttenkopf.

Statt nach Unterfranken wurde das Bier vermutlich nach Großbritannien geliefert und dort auf dem Schwarzmarkt verkauft. Die Biersteuer ist auf der Insel nämlich noch höher als in Frankreich - und etwa zehn Mal so hoch wie in Deutschland. "Als Verbraucher bekommt man davon nichts mit", sagt der Zollbeamte. Die Flaschen würden in Großbritannien nämlich meist zu handelsüblichen Preisen an Straßenkiosks vertrieben. Für die Schmuggler lohnten sich diese Geschäfte. "Damit machen die Täter noch ein zweites Mal einen satten Gewinn", erklärt der Zollsprecher.

Für seine Kollegen gehören Ermittlungen gegen Bierschmuggler mittlerweile zum Arbeitsalltag. "Mindestens einmal im Jahr haben wir es mit einem Fall in dieser Größenordnung zu tun", berichtet der Zollbeamte. Manchmal würden sich Zeugen beim Zoll melden. So wie im Jahr 2015, als ein Bierschmugglerring in Hof aufgedeckt wurde, weil ein Fahrer aus Bulgarien sich mit seinem deutschen Arbeitgeber überworfen hatte und sich deswegen dazu entschied, die Behörden zu kontaktieren. In anderen Situationen verhelfe der Zufall den Fahndern zum Ermittlungserfolg. "Vor einiger Zeit hatten wir einen Fall, bei dem es am Zielort einer Lieferung frisch geschneit hatte", berichtet Schüttenkopf. Als der Zollkontrolleur am Zielort eintraf, um zu kontrollieren, ob die Lieferung tatsächlich ihren Bestimmungsort erreicht hatte, fand er keine Reifenspuren vor. Das sei ausgesprochen verdächtig gewesen und habe die Behörde dazu veranlasst, den Betrieb genauer zu beobachten.

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