Regensburg/Rehau Der Bruder des Täters hilft dem Opfer

Mohammad Y. (rechts) steht wegen der Messerattacke in Regensburg vor Gericht. Foto: Joachim Dankbar

Der Verwandte des Messerstechers arbeitet als Arzt im Klinikum Regensburg. Als das Opfer aus Rehau nach der Tat eingeliefert wurde, hatte er Dienst.

 
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Regensburg/Rehau - Riesenüberraschung im Prozess um eine Messerattacke auf einen Rehauer in der Regensburger Innenstadt: Unter den Ärzten, die um das Leben des 28-jährigen Sebastian K. kämpften, war der Bruder des Täters. Er arbeitet als Unfallchirurg in einem Regensburger Krankenhaus und hatte Dienst, als am 29. März des vorigen Jahres ein Schwerverletzter mit einem Messerstich im Rücken eingeliefert wurde. Als später bekannt wurde, dass sein Bruder der mutmaßliche Täter ist, sei er zu seinem Chef gegangen und habe sich aus professionellen Gründen von der Behandlung entbinden lassen.

Der Arzt berichtete als Zeuge vor Gericht, dass er sich schon seit Jahren um seinen jüngeren Bruder kümmere. Schon im Alter von zehn Jahren seien bei diesem die ersten Anzeichen von Schizophrenie aufgetreten. Während er selbst nach seiner Flucht aus einem Palästinenser-Lager als Arzt in München arbeitete, habe er seinen Bruder später in Berlin wiedergefunden, wo dieser ein Jurastudium aufgenommen hatte. Wegen seines schlechten psychischen Zustandes habe er den Bruder mit zu sich nach München genommen und dort in der Bezirksklinik Haar untergebracht. Als er später nach Regensburg wechselte, besorgte er ihm einen Klinikplatz im nahe gelegenen Niederbayern. Leider sei es so, dass die Therapien nie abgeschlossen wurden, weil sein Bruder nicht krankenversichert sei und niemand wisse, wer die erforderlichen Medikamente bezahlen soll. Bis kurz vor der Tat habe sein Bruder unter seiner Obhut gelebt, sagte der Arzt.

Ein Sachverständiger erklärte, dass die Tat nichts mit religiösen Motiven zu tun habe. Der Angeklagte sei Atheist wie schon seine Eltern zuvor. Er lebe in der Geisteswelt des Filmes "Matrix" und glaube, sich gegen Attacken des Bösen wehren zu müssen. An jenem Tag sei er von Stimmen förmlich überrannt worden. An einer Engstelle des Kassianplatzes habe er schließlich geglaubt, dem Bösen persönlich gegenüberzustehen und deshalb zugestochen. "Es hätte an jenem Tag jeden treffen können", sagte der Sachverständige.

Auch der 24-jährige Täter selbst brach sein Schweigen. Er habe an dem Tag "laute und schrille Stimmen" gehört, berichtete er. Es sei darum gegangen, dass an diesem Tag "eine wichtige Person über mich herfallen" würde. Deshalb habe er auch an diesem Tag das Messer gekauft.

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