Kulmbach Die Suche nach dem Motiv geht weiter

Tatort Obere Stadt: Auf der Kulmbacher "Kneipenmeile", auf dem Gehsteig zwischen dem "Casablanca" und dem "Goldenen Spieß" ist es am späten Montagabend zu der folgenschweren Messerstecherei gekommen. Foto: Gabriele Fölsche Quelle: Unbekannt

Worum ging es bei dem Streit, dem am Montagnacht in der Oberen Stadt eine Messerstecherei gefolgt war? Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln auf Hochtouren.

 
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Kulmbach - Drei Tage nach der folgenschweren Messerstecherei in der Oberen Stadt in Kulmbach laufen die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft weiterhin auf Hochtouren. Die Behörden setzen alles daran, die Einzelheiten der Tat, die als versuchtes Tötungsdelikt eingestuft wird, zu klären. "Die Vernehmungen laufen noch", sagte Leitender Oberstaatsanwalt Herbert Potzel gestern gegenüber unserer Zeitung.

Zeugen, die am Montagabend in der Oberen Stadt gewesen sind, zeigen sich beeindruckt vom Umfang des Polizeieinsatzes. Der Tatort war über längere Zeit abgesperrt, zahlreiche Ermittler und die Spurensicherung waren im Einsatz. "So etwas kenne ich nur vom Fernsehen", sagt einer der Zeugen. Er berichtet, was sich in der Tatnacht abgespielt hat, erzählt vom Tatverdächtigen und auch vom Opfer. Er hat beide gekannt, wie er sagt.

Demnach soll der 38-jährige Mann sich nachts oft in der Kulmbacher "Kneipenmeile" aufgehalten haben. Diejenige, die ihn persönlich kennen, beschreiben ihn als recht aggressiven Menschen, der auch schon mit Drogen in Berührung gekommen sein soll. Es wird erzählt, der in Kulmbach lebende Mann habe schon einige Zeit keine Arbeit mehr.

Auch das 33 Jahre alte Opfer sei Stammgast in Lokalen in der Oberen Stadt gewesen, wird berichtet. Vor allem in einem türkischen Imbiss sei der, wie seine Bekannten ihn beschreiben, "sehr große und kräftige Mann" oft zu sehen gewesen.

Was genau geschehen ist an diesem Abend vor dem Reformationstag, ist für die Behörden noch nicht abschließend geklärt. Es gilt wohl als sicher, dass die beiden Männer vor der Tat in eine Auseinandersetzung verwickelt gewesen sind. Worum es bei diesem Streit genau ging, dazu gibt es von der Staatsanwaltschaft mindestens derzeit noch keine offiziellen Aussagen.

Es war gegen 23.45 Uhr, als es geschah. Trotz der späten Stunde und des alles andere als freundlichen Wetters hielten sich zu dieser Zeit noch recht viele Besucher in dem Kulmbacher Kneipenviertel auf. Die Kripo hat etliche Zeugen, die es nun zu vernehmen gilt. Alkohol soll auf beiden Seiten im Spiel gewesen sein, als es zwischen den beiden 38 und 33 Jahre alten Kulmbachern zu dem Streit gekommen ist, der schließlich auf offener Straße eskalierte.

Die beiden Männer befanden sich zwischen den Lokalen "Casablanca" und dem "Goldenen Spieß" auf dem Gehweg vor dem Anwesen mit der Hausnummer 19, als der 38-Jährige kurz vor Mitternacht ein Messer zückte und mehrfach auf seinen Kontrahenten einstach. Die Stiche trafen den 33-Jährigen alle im Bereich des Oberkörpers. Blitzschnell habe sich das alles abgespielt, erzählen Zeugen, die sich zu dem Zeitpunkt in der Nähe des Tatorts aufgehalten hatten.

Nach der Tat ereignete sich etwas Ungewöhnliches: Das schwerverletzte Opfer, mehrmals von der Klinge im Oberkörper getroffen, war es, das vom Tatort flüchtete. Der Tatverdächtige selbst blieb an Ort und Stelle, bis die Polizei eintraf und ließ sich dann ohne jeden Widerstand von den Beamten der Kulmbacher Polizeiinspektion festnehmen. Das Opfer schaffte es immerhin bis in die Innenstadt. Dann fand die Polizei den Verletzten und alarmierte den Rettungsdienst.

Notärzte und Mitarbeiter des Kulmbacher BRK versorgten den Mann zunächst in der Stadt, bis sie den Schwerverletzten ins Klinikum Kulmbach bringen konnten.

Unmittelbar nach der Messerstecherei haben Kripo und Staatsanwaltschaft noch in der Nacht ihre Ermittlungen aufgenommen. Bereits während der Feiertage wurde der Tatverdächtige einem Ermittlungsrichter vorgeführt, der auf Antrag der Bayreuther Staatsanwaltschaft am Dienstag Haftbefehl erließ und den 38 Jahre alten Kulmbach wegen des Tatvorwurfs eines versuchten Tötungsdelikts in Untersuchungshaft schickte.

Leitender Oberstaatsanwalt Herbert Potzel, Chef der Staatsanwaltschaft in Bayreuth, will wegen der noch laufenden Ermittlungen nur wenig vom Tatgeschehen preisgeben. Der Tatverdächtige befinde sich weiterhin in Haft und habe sich einen Anwalt genommen, erklärte Potzel gestern Nachmittag. Zur Frage, ob der 38-Jährige bereits vorbestraft sei, wollte Potzel keine Auskunft geben. In den kommenden Tagen stehen nach den Worten Potzel weitere Vernehmungen an, und Gutachten werden in Auftrag gegeben, unter anderem zu der Frage, ob und wie viel Alkohol bei der Tat im Spiel gewesen ist. Der Tatvorwurf ist klar: "Wir ermitteln wegen versuchten Totschlags", erklärte Herbert Potzel.

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