Aus der Region Haare ab für Max

Ein paar Stoppeln sind schon wieder auf den Schädeln zu sehen. Die 10 a der Johann-Georg-August-Wirth-Realschule in Hof will ihren kranken Mitschüler Max nach allen Mitteln unterstützen. Zu sehen sind (von links) Kai Krafczyk, Marina Lazar, Nico Hüttl, Jonas Gold, Kevin Kießling, Orlando Gutmann, Janek Kießling, Lukas Greßmann, Kevin Neumann, Gilian Offial, Enrico Baake, Fabian Thomalla und Tom Sorger. Auf dem Bild fehlen Fabian Müller und Florian Moldenhauer. Foto: Patrick Gödde

Die Klasse 10 a der Hofer Realschule setzt ein deutliches Zeichen für einen krebskranken Mitschüler. Die Jungs lassen sich aus Solidarität die Schädel rasieren.

 
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Hof - Einen besseren Zusammenhalt kann sich eine Schulklasse wohl nicht wünschen. Mit einer spektakulären Solidaritäts-Aktion hat die 10 a der Johann-Georg-August-Wirth-Realschule Hof für Aufsehen gesorgt. Um ihren Mitschüler Max zu unterstützen, rasierten sich die meisten Jungs der Klasse den Kopf. Der 15-jährige Max war an Krebs erkrankt. Durch die Chemotherapie waren ihm die Haare ausgefallen. Indem sie sich den gleichen Look zulegten, zeigten sie ihrem kranken Mitschüler: "Wir sind in dieser schweren Zeit bei dir."

Mittlerweile sind schon ein paar Tage vergangen, seit die Jungs zum Rasierer griffen. So manche Haare sind schon wieder nachgewachsen, Die Aktion war ein unerwartet großer Erfolg. Auf Facebook verbreitete sich das Klassenfoto der Kahlköpfe wie ein Lauffeuer. Hunderte Menschen waren beeindruckt: "Klasse Aktion", "Super, wie ihr euren Mitschüler unterstützt" und viele andere lobende Worte finden sich unter den Genesungswünschen für Max in den Kommentaren.

"Wir hatten alle zusammen die Idee", sagt Tom Sorger, einer der Schüler aus der 10 a. Zwar hat sich nicht die ganze Klasse den Schädel scheren lassen, manchmal schoben die Eltern dem einen Riegel vor; auch die einzige Dame der Klasse, Marina Lazar, mochte sich nicht von ihren brünetten Haaren trennen. Doch solidarisch mit Max sind sie alle. Vor zirka zwei Monaten erfuhr die Klasse von Max' erschütternder Diagnose. Krebs! Mit 15 Jahren! "Der Max geht da ziemlich positiv mit um, ist trotz allem fröhlich", sagen die Mitschüler. Sie wissen, dass auch Max, der die Klasse mit seinem Humor und seiner Fröhlichkeit bereichert, seine dunklen Momente hat. Doch seine Klasse ist stolz auf ihn, dass er dem Krebs mit Optimismus den Kampf angesagt hat. Diese Woche war er im Klinikum in Erlangen für einen zweiten Chemo-Zyklus. "Er lässt sich nicht unterkriegen", sagt Nico Hüttl.

Und dabei will ihm die 10 a helfen. Schnell wurde die Klasse tätig, gründete einen Klassen-Chat - ohne Max, um gemeinsam zu überlegen, wie man ihn auf seinem Weg unterstützen kann. Die Zehntklässler schreiben Max aufmunternde Nachrichten, bleiben mit ihm in Kontakt, obwohl er wegen der schwächenden Therapie wohl ein halbes Jahr die Schule nicht wird besuchen können. "Er ist absolut der Witzigste aus unserer Klasse, und man sieht ihn eigentlich nie ohne sein typisches Lachen, das uns Klassenkameraden immer wieder aufmuntert", schreibt die Klasse auf Facebook. Und eben diese Kraft will die Klasse Max jetzt zurückgeben. Für die Schüler ist Max bereits jetzt zur Legende geworden: durch seine Zuversicht, seinen Kampfgeist und seinen Humor.

Da kostete es auch kaum mehr Überwindung, sich den Kopf kahl zu rasieren. Naturgemäß hängt der eine mehr an seiner Haarpracht als der andere. In der Klasse zeigen blitzschnell alle Finger auf Orlando Gutmann, als die Frage auftaucht, wem die Rasur denn am schwersten gefallen ist. "Ich hatte eben einen kleinen Afro", sagt Orlando mit einem verlegenen Lächeln. Understatement - seine Mitschüler deuten an, dass dieser "kleine Afro" eher von der Dimension war, die konventionelle Kopfhörer an die Grenzen ihrer Ausdehnung treibt. Doch die Unterstützung war auch dieses Opfer wert.

Schließlich hat Max trotz schwerer Krankheit ein klares Ziel vor Augen. "Er will unbedingt die Abschlussprüfungen mit seiner Klasse zusammen schreiben und danach den Abschlussball feiern", sagt Benjamin Reuther, stellvertretender Leiter der Realschule. Er war bis Anfang des Schuljahres Klassenlehrer der 10a und kennt die Schüler aus dem Effeff. "Ich finde es super, wie die Klasse hier zusammenhält. Das ist vorbildlich", sagt Reuther.

Damit Max sein Ziel erreicht, ziehen Schule und Klasse an einem Strang. Jonas Gold bringt Max die Aufgaben zur Vorbereitung nach Hause. Die Schule hat auf Anraten der Klinik in Erlangen einen Antrag auf Heimunterricht beim Ministerialbeauftragten eingereicht. Der ist mittlerweile bewilligt. "Wir haben dafür freiwillige Lehrer gesucht. Und die haben sich sofort gemeldet", sagt Benjamin Reuther. Künftig werden die Lehrer Stefan Rothenanger in Mathe, Nina Kaese in Deutsch, Juliane Drescher in Englisch und Uwe Weberhaenel in Physik zu Max nach Hause kommen und je zwei Stunden wöchentlich unterrichten.

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