Oberfranken Immer mehr Bedürftige bei Tafeln

Sarah Schmidt
"Tafel" gibt wieder Lebensmittel aus Quelle: Unbekannt

Die Corona-Krise hat einige Menschen in der Region schwer getroffen. Die Arbeit der Tafeln wird komplizierter, weil viele Helfer zur Risikogruppe gehören und fernbleiben müssen. Doch die Lage entspannt sich.

 
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Hof/Coburg/Bayreuth - Die Zukunft mancher Tafeln stand zu Beginn der Corona-Krise in den Sternen. Jede fünfte in Deutschland war aufgrund von fehlendem Personal und weggebrochenen Spenden im Mai noch geschlossen. Und doch nahm die Anzahl der Menschen, die auf kostenlose Lebensmittel angewiesen sind, nicht ab. Seit Juni haben die meisten Tafeln aber wieder geöffnet. Für Bedürftige ein großer Segen.

Schon während der Schließzeit, in der ein normaler Tafelalltag nicht möglich war, wollten die ehrenamtlichen Helfer ihre Kunden so gut es geht unterstützen. Sie haben sich kurzfristig Alternativen einfallen lassen. So verteilten die Mitarbeiter der Hofer Tafel beispielsweise Lebensmittelgutscheine an die bedürftigen Haushalte. Das Geld dafür kam von der Sozialorganisation Aktion Mensch, die sich durch Lotterieeinnahmen finanziert. "Die Spende war eine Riesenhilfe für uns", sagte der Vorsitzende der Hofer Tafel, Roland Jahn, der das Geld selbst beantragt hatte. "Mithilfe der Gutscheine hatten unsere Kunden die Möglichkeit, in den Supermärkten, von denen wir sonst die Lebensmittelspenden erhalten, selbst einkaufen zu gehen." Das sei eine große Erleichterung gewesen, da viele ehrenamtliche Helfer zur Risikogruppe zählen und somit weggefallen sind. Die Übrigen hätten es nicht geschafft, die Lebensmittel abzuholen und zu verteilen.

Seit Ende Juni sind wieder mehr Helfer in Hof im Einsatz und es werden wieder Lebensmittel verteilt. Der Vorsitzende kann seither aber nicht feststellen, dass mehr Leute das Angebot der Tafel nutzen als vor der Krise. "Allerdings schwankt das Aufkommen von Woche zu Woche etwas mehr." Ab Mitte Juli möchte Jahn wieder richtig in den normalen Betrieb zurückkehren. Eine große Änderung wird es aber geben: "In Hof findet die Ausgabe für die rund 640 Haushalte dann im Freien statt." Wie lange das Konzept beibehalten wird, kann der Vorsitzende nicht sagen. "Ich möchte das Ansteckungsrisiko so minimal wie möglich halten. Das Schlimmste wäre, wenn die gesamte Tafel in Quarantäne muss. Das darf nicht passieren."

In Bayreuth ist die Anzahl an Kunden seit der Wiedereröffnung sogar gesunken. "Wir haben 20 Prozent weniger Kunden als vor der Krise", sagte die Vorsitzende der Bayreuther Tafel, Ingrid Heinritzi-Martin. "Gleichzeitig sind aber auch viele Neuanmeldungen hinzugekommen." Sie vermutet: "Es kommt auch sehr stark auf die regional angesiedelte Industrie an. Manche Branchen mussten durch die Krise viele Mitarbeiter entlassen oder in Kurzarbeit schicken, andere haben momentan sehr gut zu tun." Die Anzahl der Bedürftigen sei also von Stadt zu Stadt unterschiedlich. Unter den neuangemeldeten Kunden vermutet die Vorsitzende hauptsächlich Leute, die in Kurzarbeit sind oder ihren Job verloren haben. Weshalb aktuell weniger Kunden das Angebot der Tafel nutzen, kann Heinritzi-Martin nur schwer sagen. Es könne aber daran liegen, dass unter den Bedürftigen auch viele ältere Menschen sind, die durch Vorerkrankungen zu den Risikopatienten zählen und deshalb noch sehr vorsichtig sind und nur bedingt vor die Tür gehen.

In Coburg ist die Anzahl an Menschen, die zur Tafel kommen, leicht angestiegen. Der Pressesprecher der Tafel, Jürgen Kroos, vermutet aber, dass das nicht ausschließlich an der Corona-Krise liegt. "Es ist sehr unterschiedlich, mal kommen mehr und mal weniger Leute." Was die Coburger Tafel, ähnlich wie die in Bayreuth, feststellt: "Es wurden in den letzten Wochen mehr Tafelausweise beantragt." Unter den Empfängern seien auch viele Menschen mit Migrationshintergrund, sagte Kroos. Die Coburger Tafel war die einzige in Oberfranken, die ihren Betrieb fortsetzte. Die weggefallenen Helfer wurden laut Kroos durch private Hilfen von Freunden und Bekannten sowie von Studenten der Hochschule Coburg kompensiert. "Ohne diese Unterstützung hätte sich das Ganze auf jeden Fall schwieriger gestaltet", meint der Pressesprecher. Schließlich würden durch die Hygienemaßnahmen viele neue Tätigkeiten, wie die Einlasskontrolle oder das Desinfizieren der Einkaufswägen, anfallen.

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