Weiden - Es ist ein Mordfall, wie ihn sich ein Krimiautor nicht besser hätte ausdenken können. Walter Klankermeier war neben dem damaligen Oberbürgermeister wohl eine der bekanntesten Personen in Weiden und darüber hinaus. Mit seinen Lokalen hatte der Mann, ehemals Metzgerlehrling und vorher in Augsburg und Chicago in der Abendgastronomie tätig, Furore gemacht. Vor allem sein Nachtlokal hatte über die Region hinaus Gäste angelockt. Kein Wunder, bot der Gastronom auf der Bühne des Lokals einiges, das die Weidener bis dahin noch nicht gesehen hatten: scharfen Striptease bis zum Sex auf offener Bühne.

Stadträte als Gäste

Das Lokal war damals der Renner. Dazu hatte der Gastronom weitere Lokale wie eine Diskothek und weitere Strip-Lokale betrieben. Die Geschäfte liefen wie geschmiert und bald, so wurde gemunkelt, war der einstige Metzgerlehrling zum Millionär aufgestiegen.

Wobei sein Erfolg zum einen viele Neider hervorbrachte, und der Weidener Stadtrat, auf den Ruf seiner Stadt bedacht, wollte einige Male die Konzession des Nachtlokals wegen der gar zu freizügigen Darbietungen zurückziehen. Da hatten die Stadtväter aber buchstäblich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Als nämlich der Wirt Klankermeier die noch ausstehenden Rechnungen einiger Kommunalpolitiker präsentierte, kamen die Herren nicht nur in Erklärungsnot, sondern auch bundesweit in die Schlagzeilen. Auch in der Kirche ließ sich der Gastronom nicht an den Pranger stellen. Als der Pfarrer einmal gegen sein sündiges Lokal wetterte, stand Klankermeier auf, sah sich um und stellte fest, dass ihm da so manches Gesicht in den Kirchenbänken bekannt vorkomme.

Die Geschäfte liefen für den Nachtclub-König jedenfalls prächtig. Bis zum 14. Juni 1982. Die Fußballweltmeisterschaft hatte gerade erst begonnen, die Straßen waren leergefegt, als den Gastronomen der Anruf eines Unbekannten, vermutlich seines Mörders, in seinem Lokal erreichte. Klankermeier verschwand daraufhin umgehend.

Es sollte das letzte Mal sein, dass ihn seine Angestellten lebend gesehen haben. Denn seit diesem Abend blieb der Mann rätselhaft und spurlos verschwunden.

Gefoltert, Kopfschuss

Sein Anwalt und Freund, ein bekannter Weidener Strafverteidiger, mit dem er regelmäßig zum Fitnesstraining ging, wusste schon einen Tag später, dass da etwas nicht stimmen konnte. Da Klankermeier eine Verabredung nicht eingehalten hatte, ging er in dessen Luxuswohnung über seiner Diskothek in der Judengasse. Da lagen die Tageseinnahmen, rund 1800 Mark, offen herum - gegen jegliche Gewohnheit des Gastronomen.

Der Anwalt erstattete Vermisstenanzeige bei der Weidener Polizei. Die glaubte erst einmal nicht an ein Verbrechen und suchte den Vermissten zunächst in seiner alten Heimat in den USA, in Chicago. Da die Suche ergebnislos verlief, bestellte das Amtsgericht den Anwalt erst einmal zum Abwesenheitspfleger. Schließlich mussten die Lokale weiterlaufen, Rechnungen und Personal weiterbezahlt werden.

Acht Wochen später wurde aus dem bösen Verdacht Wirklichkeit: Eine Spaziergängerin fand in einem Waldstück zwischen Schirmitz und Bechtsried, wenige Kilometer von Weiden entfernt, die Leiche Walter Klankermeiers. Ein Kopfschuss hatte dem schillernden Leben des Nachtclubkönigs ein Ende gesetzt. Vor seinem Tod aber, so stellte der Gerichtsmediziner fest, war der Gastronom, gefoltert worden.

Es war kein Raubmord

Nun rauschte es im deutschen Blätterwald, die Weidener Kriminalpolizei bildete eine Sonderkommission, um den Mörder zu finden. Soviel war klar: Es war kein Raubmord. Denn Klankermeier hatte nicht nur seine Brieftasche noch bei sich, auch die 30 000 Euro teure Rolex war noch am Handgelenk des Toten. Alle Spuren, die die Kripo verfolgte, verliefen jedoch im Sand. Die 5000 Euro Belohnung, die ausgesetzt wurden, liegen heute noch in der Justizkasse. Ob es eine Beziehungstat oder ein Auftragsmord aus dem Milieu war - eine Antwort auf diese Frage gibt es bis heute nicht.

In 18-Jährige verliebt

Kurz nach seinem Tod kam Klankermeier noch einmal in die Schlagzeilen. Zum großen Erstaunen hatte der Nachtclubchef sein Millionen-Vermögen einer 18 Jahre alten Pfarrerstochter vermacht. Offensichtlich hatte sich der Gastronom in die 18-Jährige verliebt, die er nur flüchtig vom Reitclub kannte.

Da Mord nicht verjährt, sind die Akten des Mordfalls Klankermeier bei der Kripo auch heute noch nicht geschlossen. Bis heute aber ist der Mordfall ungeklärt - trotz mehrerer Aufrufe in der Fernsehsendung XY und anderer Aufklärungsversuche. Die Akte bleibe geöffnet, bestätigte auch ein Sprecher des Polizeipräsidiums in Regensburg. Sobald neue Hinweise bekannt werden, werde erneut ermittelt.

Noch keine Spur hat die Polizei von dem Mörder des Weidener Gastronomen Walter Klankermeier.


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