Wirtschaft EU-Kartellstrafe gegen Autozulieferer Brose

Martin Fleischmann, Jan Petermann, Mirjam Ulrich
Der Wandel in der Automobilindustrie erfasst auch Brose. Das Unternehmen reagiert mit einem Erneuerungsprogramm. Foto: Frank Wunderatsch

EU reagiert auf Absprachen bei Fensterhebern, Schließsystemen und Türteilen. Das Coburger Unternehmen spricht von einem einzelnen Vorgang.

 
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Coburg/Brüssel - Der Autozulieferer Brose bekommt von der EU-Kommission eine Kartellstrafe aufgebrummt. Das Familienunternehmen aus Coburg muss etwa 3,2 Millionen Euro zahlen, wie die Wettbewerbshüter am Dienstag in Brüssel mitteilten. Den Ermittlungen zufolge sprach sich Brose mit dem Zulieferer Kiekert aus Nordrhein-Westfalen ab.

Die beiden Unternehmen sollen unter anderem Preise für Fensterheber, Schließsysteme oder Türteile abgestimmt und vertrauliche Informationen ausgetauscht haben. "Solche Kartelle schaden letztlich den europäischen Verbrauchern und mindern die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Autoindustrie", sagte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Im Fall von Kiekert liegt die Geldbuße bei knapp 15 Millionen Euro. Auch der kanadische Zulieferkonzern Magna beteiligte sich laut der Brüsseler Behörde an den illegalen Abstimmungen - er kam aber straffrei davon, weil er die Kommission ins Bild gesetzt hatte. Magna und Brose hätten die Türmodule und Fensterheber für die Modelle A205, C205, S205 und W205 an Daimler geliefert, hieß es. Zusammen mit Kiekert verkaufte Magna zudem Komponenten für Schlösser an Daimler und BMW.

Vestager sagte, die Teilnehmer des Kartells hätten mithilfe ihrer geheimen Kontakte Preissenkungen verhindern und so ihre Gewinne mit den Bauteilen erhöhen wollen. Es habe sowohl persönliche Treffen als auch Absprachen per Telefon oder E-Mail gegeben. Der betreffende Zeitraum reichte von Juni 2009 bis Mai 2012.

Die Geldbußen wurden auf der Grundlage der Leitlinien der Kommission zur Festsetzung von Geldbußen aus dem Jahr 2006 festgesetzt, wie die EU auf ihrer offiziellen Website schreibt. Ausschlaggebend für die Höhe der Geldbußen seien insbesondere der Umsatz der Kartellbeteiligten mit den betreffenden Produkten, die Schwere der Zuwiderhandlung, die geografische Reichweite der Kartelle und ihre Dauer gewesen.

Die Geldbußen für Brose und Kiekert wurden laut EU-Vertretung ermäßigt, um ihre Zusammenarbeit der Kommission bei der Untersuchung zu honorieren. So habe Brose nach der Kronzeugenregelung eine Ermäßigung von 35 Prozent erhalten, bei Kiekert betrug sie 40 Prozent. Die Höhe der Ermäßigung habe sich danach gerichtet, wann die Unternehmen ihre Zusammenarbeit angeboten und inwieweit die von ihnen vorgelegten Beweismittel zum Nachweis des Kartells beigetragen haben.

Der Beschluss sei Teil der 2013 eingeleiteten umfassenden Kartelluntersuchungen bei Automobilzulieferern. Im Zuge dieser seien bereits Geldbußen gegen Lieferanten unterschiedlichster Kfz-Bauteile verhängt worden. Mit den Strafen gegen Brose und Kiekert erhöhe sich der Gesamtbetrag der Geldbußen auf 2,17 Milliarden Euro.

"Die gegenüber Brose erhobenen Vorwürfe betreffen einen einzelnen Vorgang und beschränken sich auf einen kurzen und lange zurückliegenden Zeitraum", schreibt das Unternehmen in einer Stellungnahme an unsere Zeitung. Die mehr als vier Jahre andauernde Untersuchung der EU-Kommission habe gezeigt, dass es bei Brose keine systematischen oder wiederkehrenden Zuwiderhandlungen gegeben habe. Unabhängig davon habe Brose in den letzten Jahren zusätzliche Maßnahmen getroffen, um wettbewerbskonformes Verhalten auch weiterhin sicherzustellen. Das Unternehmen habe bei den Ermittlungen vollumfänglich mit der EU-Kommission kooperiert. Das Verfahren sei einvernehmlich beendet worden.

Geldbußen für Unternehmen, die gegen die EU-Kartellvorschriften verstoßen, werden in den Gesamthaushalt der EU eingestellt. Dafür werden die Beiträge der Mitgliedstaaten zum EU-Haushalt für das Folgejahr entsprechend gekürzt. Die Geldbußen tragen zur Finanzierung der EU bei und entlasten den Steuerzahler.

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