Die Zukunft wird nach Auffassung des Redners von 15 Megatrends geprägt sein. Wenzel nennt unter anderem Mobilität, Vernetzung Urbanisierung, Gesundheit, Neo-Ökologie und Globalisierung. Und natürlich Digitalisierung. Diese strahle auf beinahe alle Felder aus. „Wenn Sie in Ihrem Job weiterkommen wollen, dann müssen Sie sich mit diesen Megatrends beschäftigen“, rät der Forscher den Besuchern. Er spricht von einem „Frühwarnsystem“.
Sein Ausblick macht zuversichtlich. Denn vieles wird besser. So biete etwa künstliche Intelligenz (KI) viele Chancen. „Es fällt uns aber schwer, uns darauf einzulassen“, klagt Wenzel. Mithilfe selbstlernender Software seien treffsicherere Diagnosen in der Medizin, gerade auch bei der Krebsbehandlung möglich. Zum Beispiel Spezialuhren am Handgelenk hülfen, Herzrhythmusstörungen zu erkennen.
Dramatisch wandeln wird sich nach Überzeugung Wenzels auch die Landwirtschaft. Schon jetzt gebe es solarbetriebene Roboter, die die Arbeit erleichtern. Dank künstlicher Intelligenz gelinge es, den Einsatz von Pestiziden besser zu steuern und damit zu verringern. Oder die sogenannte Aeroponik, die einen hoch effizienten Anbau ermögliche. Pflanzen werden dabei so fixiert, dass ihre Wurzeln in einem geschlossenen Behälter ständig in der Luft hängen und mit einem nährstoffreichen Nebel versorgt werden.
Neue Formen der Mobilität werden kommen, prognostiziert der Trendforscher. „Die dänische Hauptstadt Kopenhagen plant seit Jahren ohne Autos“, berichtet er. Die US-Stadt Portland habe ihre Radwege deutlich verbreitert, wodurch die Zahl der Radfahrer um das Siebenfache gestiegen sei. Die Wirtschaftsmetropole Frankfurt teste aktuell das autofreie Mainufer. Zu viele Fahrzeuge seien unterwegs, Staus und hohe CO2-Emissionen die Folge. Alternativen Transportkonzepten – der klugen Vernetzung von Sharing-Modellen mit öffentlichen Verkehrsmitteln und privaten Anbietern – gehört nach Ansicht des Referenten die Zukunft.
In den Abgesang auf den stationären Handel möchte er nicht einstimmen. Derzeit mache das Online-Geschäft nur zehn Prozent des Gesamtumsatzes aus. Bis 2025 werde der Anteil von E-Commerce auf etwa 20 bis 25 Prozent steigen. Fakt sei aber auch: „Die Digitalisierung wird auch im Einzelhandel keinen Stein auf dem anderen lassen.“ Die Händler bräuchten einen Plan B. Innovationstreiber ist laut Wenzel der US-Riese Amazon: In manchen Läden können Kunden bereits bequem mit ihrem Smartphone per App bezahlen. Das lästige Schlangestehen an der Kasse fällt somit aus. Ein ähnliches Modell erproben aktuell Media-Markt und die Würth-Gruppe.
Nur in rosaroten Farben will Wenzel die Zukunft jedoch nicht malen. Er verweist auf den israelischen Schriftsteller Yuval Noah Harari, der mit seinem Buch „Homo Deus“ Aufsehen erregte. Der Historiker warnt davor, ungebremst und unkritisch auf den technischen Fortschritt zu setzen. Der Mensch erlangt, so beschreibt es Harari, mithilfe von Wissenschaft und Technik gottgleiche Fähigkeiten – schöpferische, aber auch zerstörerische. Mensch-Maschine-Hybriden und intelligente Computer – was passiert eigentlich, wenn wir Maschinen konstruieren, die alles besser können als wir? Auch diese Frage wirft Harari auf.
Mancher – etwa der Google-Futurist Ray Kurzweil – träumt gar von der Unsterblichkeit. Und zwar durch die Verschmelzung von Mensch und Maschine. So weit möchte Trendforscher Wenzel dann doch nicht gehen. Aber er prophezeit, dass sich das Lebensalter immer weiter nach hinten verschiebt. „Wir werden künftig viel mehr 90- und 100-Jährige haben.“
Im Hinblick auf Hararis „göttlichen Menschen“ mahnt Wenzel: „Wir müssen in vielen Bereichen genau überlegen, wie weit wir gehen wollen.“ Und noch etwas betont er: Die Digitalisierung ermögliche rasche Konsum- und Bedürfnisbefriedigung. Ein rücksichtsloser Individualismus sei aber höchst problematisch. „Wir brauchen eine solidarische Gesellschaft.“ Dann seien Menschen glücklicher, sagt er und verweist auf entsprechende Studien.