Bayreuth Handwerkskammer investiert 50 Millionen

Bis zu 50 Millionen Euro will die Handwerkskammer investieren, um ihre Berufs- und Bildungszentren auf den neuesten Stand zu bringen und so eine möglichst gute Aus- und Weiterbildung junger Fachkräfte gewährleisten zu können. Foto: Rainer Jensen/dpa Quelle: Unbekannt

Bis 2025 sollen die Berufs- und Bildungszentren auf dem neuesten Stand sein. In Hof fällt der Startschuss. Im Westen des Bezirks konzentriert sich die HWK auf Bamberg.

 
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Bayreuth - Dass die Handwerkskammer (HWK) für Oberfranken viele Millionen Euro in Ertüchtigung und Neubauten ihrer Berufs- und Bildungszentren (BTZ) investieren will, ist zwar grundsätzlich bekannt. Doch im kommenden Jahr soll es so richtig losgehen. Der Startschuss fällt in Hof, die entsprechenden Mittel sind in den gestern von der Vollversammlung verabschiedeten Haushalt für 2019 eingestellt worden.

Der HWK-Haushalt 2019

Der gestern von der Vollversammlung abgesegnete Haushalt der Handwerkskammer für 2019 umfasst 35,36 Millionen Euro. Das sind 1,3 Millionen Euro mehr als im noch laufenden Jahr. Dabei steigen die Investitionen um rund eine Million auf knapp 6,4 Millionen Euro, von denen vier Millionen Euro als erste Tranche für den Ersatz- und Neubau des BTZ in Hof vorgesehen sind. Der Verwaltungshaushalt steigt um gut 300 000 auf knapp 29 Millionen Euro. 69 Prozent der Ausgaben entfallen dabei auf den Bereich berufliche Bildung, der unter anderem durch zwei neue Ausbildungsmeister weiter gestärkt werden soll, sagte HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller. Die Einnahmen der Kammer kommen laut Planung zu 49 Prozent aus selbst erwirtschafteten Gebühren, zu 13 Prozent aus zweckgebundenen Zuschüssen von Bund und Land und zu 38 Prozent aus den Kammerbeiträgen. Deren Bemessungssätze bleiben laut Vollversammlungsbeschluss unverändert.

40 Millionen Euro an Investitionen in die Fort- und Ausbildungszentren sieht die Fünfjahresplanung der HWK bis 2023 vor. Davon soll der Löwenanteil mit 23 Millionen Euro von 2021 an in den Neubau eines BTZ Westoberfranken fließen, sagte HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller auf Nachfrage unserer Zeitung. Als Standort kristallisiere sich immer mehr Bamberg heraus. Coburg bleibe zwar Verwaltungssitz, das dortige BTZ aber werde geschlossen. Zehn Millionen Euro sollen während dieses Zeitraums außerdem in einen teilweisen Neubau in Hof fließen. Hier soll 2019 begonnen werden, die Fertigstellung ist für 2021 geplant. Bleiben sieben Millionen Euro für Bayreuth.

Abgeschlossen seien alle drei Maßnahmen aber frühestens 2025. Die Gesamtinvestition werde wohl sogar bei rund 50 Millionen Euro liegen, betonte Koller, der mit einer Förderquote von 75 Prozent rechnet. Für den Rest müsse die Kammer zweckgebundene Rücklagen aus eigenen Überschüssen bilden - 9,6 Millionen Euro bis 2023.

Die Zuschussgeber - also Bund und Land - sind es auch, die die Konzentration auf drei BTZ-Standorte in Oberfranken forcieren, sagte Koller. Sie hätten nach mehreren Ortsterminen sehr deutlich gemacht, dass sie reine Ertüchtigungen nicht mehr bezuschussen würden und hätten ein neues Konzept verlangt. Schulungsräume und Werkstätten seien großteils nicht mehr zeitgemäß, außerdem hapere es unter anderem an einer behindertengerechten Ausstattung. Außerdem räumte HWK-Präsident Zimmer ein: "Wir können uns die vielen Standorte in Zukunft schlicht nicht mehr leisten."

Leisten will sich das deutsche Handwerk weiterhin die seit einigen Jahren laufende Imagekampagne, die eine laut Koller deutlich messbare Zunahme an Aufmerksamkeit vor allem auch bei den so wichtigen jungen Leuten gebracht habe. Für den 2020 beginnenden dritten Kampagnenzeitraum seien bundesweit 50 Millionen Euro eingeplant. Auf die HWK Oberfranken entfällt davon mit rund 170 000 Euro pro Jahr in etwa der gleiche Betrag wie zuletzt. Die Vollversammlung stimmte dem einstimmig zu.

Außerdem verkündete Koller, dass für das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk eine zweite Förderphase für die Jahre 2019/20 bewilligt sei. Bislang hätten sich hier schon 7200 Teilnehmer über die Möglichkeiten der Digitalisierung informiert. Hinzu kämen Einzelberatungen für Unternehmen.

HWK-Präsident Zimmer wiederholte in seinem Bericht die Forderung an die Politik, akademische und berufliche Ausbildung auch finanziell gleichzustellen. Wenn Milliarden Euro in die kostenfreie akademische Ausbildung flössen, aber nur Millionen in die berufliche, handle es sich um ein massives Ungleichgewicht. Das sich außerdem auch im Kleinen zeige, etwa wenn Studenten ein hoch subventioniertes Semesterticket für Bus und Zug bekämen, Auszubildende aber nicht. Dabei müsse alles getan werden, um auch das Handwerk attraktiver zu machen. Nur so könne dem Fachkräftemangel begegnet werden. Allein in Oberfranken fehlten derzeit 20 000 Fachkräfte, davon 5000 im Handwerk.

Er habe das Gefühl, dass der Politik so manche Auswirkung ihrer Entscheidungen nicht bewusst sei. Ein Beispiel sei die vieldiskutierte Datenschutzgrundverordnung. Zwar hörten sich 100 Euro im Monat für einen externen Datenschutzbeauftragten zunächst nicht viel an. Doch müsse ein Handwerksbäcker 2000 Brötchen und 150 Brote mehr verkaufen oder ein Friseur gut 40 Haarschnitte mehr machen, nur um diese Kosten zu decken.

Allerdings sieht Zimmer im
Koalitionsvertrag der neuen bayerischen Landesregierung auch viele gute Ansätze. Nur ein Beispiel sei die Stärkung des Meisterbriefs, der nicht nur für ihn eine gleichwertige
Alternative zum Studium sei. 26 der einst 52 Gewerke, in denen vor einigen Jahren die Meisterpflicht abgeschafft worden sei, würden sich aktuell um die Wiedereinführung bemühen. Es habe sich unter anderem gezeigt, dass ohne Meisterzwang deutlich weniger ausgebildet werde. Denn 95 Prozent der Lehrverträge würden in Berufen abgeschlossen, bei denen dafür der Meistertitel Pflicht sei.

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