Rehau Startschuss für ein 20-Millionen-Projekt

Christopher Michael
Zeigten sich gut gelaunt beim Baubeginn: Staatssekretär Franz Josef Pschierer (im Bagger), Rehaus Bürgermeister Michael Abraham, MdL Alexander König, die Lamilux-Chefs Dr. Heinrich Strunz und Dr. Dorothee Strunz, Landrat Dr. Oliver Bär, Architekt Joachim Vogel und Dr. Corinna Boerner von der Regierung von Oberfranken (vorne, von links). Foto: la

Die Rehauer Firma ist in Investitionslaune. Sie steckt einen Rekordbetrag in neue Vorhaben. Am Freitagabend war Baubeginn für eine weitere Produktionsstätte.

 
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Rehau - Wirtschafts-Staatssekretär Franz Josef Pschierer (CSU) schlüpfte kurzerhand in die Rolle des Baggerführers: Unter Anleitung eines Fachmanns steuerte er die Schaufel des Fahrzeugs, die sich zunächst etwas ruckartig bewegte, doch dann grub sie sich in die Erde und hob ein ordentliches Stück aus. Mit diesem symbolischen Akt gab Pschierer am Freitagabend vor zahlreichen Gästen aus Politik und Wirtschaft den Startschuss für ein 20-Millionen-Euro-Projekt von Lamilux.

Unternehmenstöchter

Seit Januar gehört die Roda-Gruppe zu Lamilux. Sie setzt sich zusammen aus Roda Süd mit Sitz in Langenau in Baden-Württemberg, Roda Nord mit Sitz in Isernhagen-Kirchhorst und der Emmericher E.M.B. Products AG. Seit 2017 ist auch Mirotec Teil der Lamilux-Gruppe. Mirotec steigerte im vergangenen Jahr seinen Umsatz um 70 Prozent auf nun knapp acht Millionen Euro. Bereits 2011 hat Lamilux die Firma Pecolit aus Schifferstadt in Rheinland-Pfalz übernommen und in den Konzern integriert. Insgesamt sind bei Lamilux 950 Mitarbeiter beschäftigt, bei der Roda-Gruppe zusätzliche 120 Mitarbeiter.

Auf einem zusätzlichen, mehr als 50 000 Quadratmeter großen Grundstück im Gewerbegebiet in Rehau im Landkreis Hof baut die Firma eine neue Produktionsanlage für faserverstärkte Kunststoffe. Die Fertigungsstätte soll Produktion und Logistik unter einem Dach vereinen: Während in einem Hallenschiff die Fertigungsanlage läuft, dient das zweite der Warenlogistik und dem Versand.

Das Rehauer Familienunternehmen nimmt in diesem Jahr insgesamt 23 Millionen Euro für neue Vorhaben in die Hand. Das ist die größte Investitionssumme in der Firmengeschichte, wie Lamilux-Chef Dr. Heinrich Strunz unserer Zeitung am Rande des obligatorischen Spatenstichs sagte. Die neue Fertigungsanlage nannte er "eine wichtige Grundlage" für die künftige Entwicklung seiner Firma.

Staatssekretär Pschierer dankte der Familie Strunz nicht nur für ihre Standorttreue, sondern auch für die "hervorragende Ausbildungsleistung". Das Unternehmen beschäftigt mehr als 100 Lehrlinge und wurde mehrmals für seine Ausbildungsqualität ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr steigerte Lamilux seinen Gesamtumsatz von 230 Millionen Euro auf 263 Millionen Euro. Großen Anteil daran hatte mit 160 Millionen Euro (2016: 140 Millionen Euro) der Bereich der faserverstärkten Kunststoffplatten (Composites), der mit dem Neubau in Rehau nochmals wachsen soll. Im zweiten Geschäftsfeld, den Tageslichtsystemen, legte der Umsatz im Vorjahr auf 103 Millionen Euro zu (2016: 89 Millionen Euro).

Vor allem zwei Entwicklungen haben laut der geschäftsführenden Gesellschafterin Dr. Dorothee Strunz zu den gestiegenen Erlösen beigetragen: Im Bereich Composites verbesserte das Unternehmen die Effizienz in der Produktion, im Feld Tageslichtsysteme stellte Lamilux um auf einen Mehrschichtbetrieb. Darüber hinaus habe ihr Unternehmen "bei Forschung und Entwicklung die Hausaufgaben gemacht", sagte Strunz im Gespräch mit unserer Zeitung.

Für das laufende Geschäftsjahr peilt die Firmenführung erneut "ein solides Wachstum" an und investiert gleichzeitig kräftig. Zusätzlich hat sich das Unternehmen, wie berichtet, Anfang des Jahres mit dem Kauf der Roda-Gruppe verstärkt. Während die Rehauer bei ihren Tageslichtsystemen nach eigener Aussage vor allem in den Bereichen Licht und Sicherheit - etwa beim Rauchabzug - stark sind, überzeuge Roda besonders im Bereich Lüftung. Das Know-how von Roda sei vor allem bei Betrieben gefragt, in denen rasch viel warme Luft aus einem Gebäude abgeführt werden muss, etwa in Bäckereien oder in der Automobilindustrie.

Lamilux und Roda haben nach den Worten von Dr. Heinrich Strunz schon seit vielen Jahren gute Geschäftsbeziehungen. Die vier ehemaligen Roda-Gesellschafter hätten jedoch keine Nachfolger für ihr Unternehmen gefunden. Also ergriff Lamilux die Chance. Als "gern gesehener Partner", wie es Heinrich Strunz formulierte. "Wir haben sicherlich keinen Problemfall übernommen. Die ersten beiden gemeinsamen Monate waren sehr erfreulich." Lamilux wolle weiter sein internationales Geschäft ausbauen. Dabei unterscheiden sich die beiden Unternehmensbereiche derzeit deutlich, wie Heinrich Strunz ausführte. Während bei den Tageslichtsystemen aktuell rund 80 Prozent des Umsatzes national erwirtschaftet würden, gingen im Composite-Geschäft rund 90 Prozent aller Verbundwerkstoff-Platten ins Ausland.

In beiden Sparten profitieren die Rehauer von der großen Nachfrage nach energieeffizienten Systemen und Produkten. Besonders im Lkw- und Automobilbau, in dem verstärkt leichte und dennoch feste Materialien benötigt werden, kommen Lamilux-Platten zum Einsatz. "Die Welt bleibt nicht stehen", fasste Heinrich Strunz die Entwicklung zusammen. "Und wir beobachten genau, was digitalisierbar ist."

Eine eigene "Digitalisierungs-Task-Force" solle künftig den Markt genau im Auge behalten, sagte Dorothee Strunz. Großes Potenzial für automatisierte Prozesse sieht Strunz im Bereich Glasarchitektur. Dort könne es bald schon so weit sein, dass von der Planung im Architekturbüro bis zur Produktion bei Lamilux alles digital abläuft. Die von den Eheleuten Strunz vorgegebene Marschrichtung ist deutlich: "Wir wollen unsere Position ausbauen."

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